Benzolbildung bei Raumtemperatur

Akne-Präparate mit Benzoylperoxid – ab in den Kühlschrank!

23.10.2024, 10:45 Uhr

Beispielsweise das Duac-Akne-Gel wird in der Apotheke bereits im Kühlschrank gelagert. Neu ist, dass auch Patienten solche Präparate besser im Kühlschrank aufbewahren sollten. (Symbolfoto: Semi/AdobeStock)

Beispielsweise das Duac-Akne-Gel wird in der Apotheke bereits im Kühlschrank gelagert. Neu ist, dass auch Patienten solche Präparate besser im Kühlschrank aufbewahren sollten. (Symbolfoto: Semi/AdobeStock)


Benzoylperoxid in Akne-Präparaten kann zu krebserregendem Benzol zerfallen. Eine neue Studie hat gezeigt, dass diese Zersetzung schon bei Raumtemperatur stattfindet.

Topische Zubereitungen mit Benzoylperoxid (BPO) werden schon seit langem zur Behandlung von verschiedenen Formen der Akne eingesetzt. Der Wirkstoff ist in zahlreichen Gelen, Cremes oder Suspensionen ohne Rezept erhältlich und spielt im OTC-Bereich eine große Rolle. Niedrig dosierte Präparate mit 3- oder 5-prozentiger Konzentration werden im Gesicht oder bei eher empfindlicher Haut aufgetragen, höher dosierte Zubereitungen mit 10-prozentiger Konzentration kommen auf Brust oder Rücken zur Anwendung.

Bereits im März dieses Jahres konnte eine Untersuchung zeigen, dass in Akne-Präparaten mit Benzoylperoxid teilweise hohe Werte von Benzol vorliegen. Bei dem gefundenen Benzol handelte es sich nicht um Verunreinigungen aus kontaminierten Inhaltsstoffen, sondern das Benzol stammte tatsächlich aus der Zersetzung von Benzoylperoxid. Die Herstellerfirmen Benzoylperoxid-haltiger Akne-Präparate reagierten skeptisch und kritisierten, dass die erhaltenen Daten unter unrealistischen Bedingungen gewonnen worden waren.

Insbesondere die durchgeführte thermische Degradation stand in der Kritik: Dabei wird die Temperatur auf eine höhere als die empfohlene Lagertemperatur erhöht, um Anhaltspunkte zur Zersetzung über einen längeren Zeitraum zu erhalten. Grundsätzlich wurden mehr Daten gefordert, die sich auf die Lagerbedingungen der Präparate im normalen Alltag beziehen.

Neue Studie: Benzoylperoxid in der gesamten Lieferkette kühlen!

Eine neue Untersuchung zum Thema hat nun gezeigt, dass Benzoylperoxid-haltige Zubereitungen krebserregendes Benzol auch unter normalen Alltagsbedingungen bilden. Teilweise wurden hohe Benzol-Werte schon bei Lagerung bei Raumtemperatur sowie bei höheren Temperaturen und unter dem Einfluss von UV-Strahlung gefunden. Auch galenische Maßnahmen wie eine Verkapselung des Benzoylperoxid konnten die Bildung von Benzol nicht verhindern. Als effektive Maßnahme erwies sich dagegen eine Kühllagerung der untersuchten Präparate. 

Die Ergebnisse wurden aktuell in der Fachzeitschrift „Journal of Investigative Dermatology“ veröffentlicht.

Was genau wurde untersucht?

Zur Untersuchung der Akne-Präparate wurde ein Gaschromatograph mit einem Massenspektrometer gekoppelt. Durch den Gaschromatograph wurde die Zubereitung zunächst aufgetrennt und die einzelnen Substanzen dann mit Hilfe des Massenspektrometers identifiziert und quantifiziert. In 111 ungeöffneten Produkten konnte Benzol auch schon bei Raumtemperatur nachgewiesen werden, die Präparate wurden normal in den Regalen gelagert. Eine deutlich erhöhte Bildung von Benzol wurde bei höheren Temperaturen und bei UV-Exposition beobachtet. Einzig bei einer Lagerung bei Kälte (2 °C) kam es zu keiner nennenswerten Zersetzung zu Benzol.

Zur Begrenzung der Benzol-Bildung schlagen die Forscher vor, Präparate mit Benzoylperoxid in der gesamten Lieferkette zu kühlen, also von der Herstellung bis zur Verwendung beim Patienten. Bis galenische Maßnahmen zur Stabilisierung des Benzoylperoxids entwickelt werden, könnte die Kühlung eine einfache Möglichkeit darstellen, die Zersetzung zu Benzol zu minimieren.

Was ist für die Beratung wichtig?

Da Benzoylperoxid-haltige Präparate von den Patienten meist über einen längeren Zeitraum auf die Haut aufgetragen werden, stellt eine mögliche Bildung von Benzol ein ernstes Risiko für den Anwender dar. Benzol gehört zu den krebserregenden Stoffen der Kategorie 1A, diese Substanzen können beim Menschen bekanntermaßen Krebs auslösen. Wie für alle karzinogenen Stoffe gilt auch für Benzol: Es gibt keinen sicheren Grenzwert für eine Exposition.

Arzneimittel und Medizinprodukte richtig lagern und aufbewahren

Cave Kühlschrank!

Präparate mit Benzoylperoxid werden üblicherweise ein- bis zweimal täglich nach der Reinigung dünn auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen. Die Dauer der Anwendung liegt zwischen vier und zehn Wochen. Patienten sollten in der Apotheke ausdrücklich darüber informiert werden, dass die Zubereitungen nicht bei hohen Temperaturen gelagert werden dürfen. 

Die in Deutschland erhältlichen Arzneimittel sollen laut Fachinformation bei Temperaturen nicht über 25 °C aufbewahrt werden, teilweise wird auch eine Lagerung im Kühlschrank zwischen 2 und 8 °C empfohlen. Bis zur Vorlage weiterer Erkenntnisse kann es durchaus sinnvoll sein, alle BPO-haltigen Zubereitungen im Kühlschrank aufzubewahren.

Literatur 

Bergner A. Krebserregendes Benzol in Akne-Präparaten. DAZ 2024, Nr. 21, S. 32, 23.05.2024, www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/05/29/krebserregendes-benzol-in-akne-praeparaten

Kucera K, Zenzola N, Hudspeth A et al. Benzoyl Peroxide Drug Products Form Benzene. Research Letter, 14. März 2024, Environmental Health Perspectives 2024;132(3)CID: 037702, doi.org/10.1289/EHP13984

Kucera K, Zenzola N, Hudspeth A et al. Evaluation of Benzene Presence and Formation in Benzoyl Peroxide Drug Products. Journal of Investigative Dermatology, online 7 October 2024, www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0022202X24021559?via%3Dihub

Pressemitteilung vom 7. Oktober 2024: Benzoyl peroxide acne drugs lack stability and degrade into carcinogenic benzene including when kept at room temperature, new study, www.eurekalert.org/news-releases/1060404


Dr. Annina Bergner, Apothekerin, Autorin PTAheute.de
redaktion@daz.online


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