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Kein Zusammenhang zu angeborenen Fehlbildungen
Metformin ist sicher für werdende Väter
Metformin stand in Verdacht, Fehlbildungen beim Neugeborenen zu begünstigen. Die Autoren einer aktuellen Studie schaffen Klarheit.
Typ-2-Diabetes kann die Spermienqualität von Männern negativ beeinflussen. Ist der gewollte Vater stark übergewichtig, wird die Fruchtbarkeit zusätzlich verringert. Die Autoren einer dänischen Studie von 2022 hatten untersucht, ob sich eine orale Typ-2-Diabetes-Therapie bei Männern mit Kinderwunsch negativ auswirken kann und festgestellt: Metformin soll zu erhöhten Fehlbildungsraten bei Kindern führen. Nun gibt es Entwarnung: In einer aktuellen bevölkerungsbasierten, länderübergreifenden Kohortenstudie fand man keinen Zusammenhang [1, 2].
Metformin in Verdacht
In früheren Studien wurde in vitro gezeigt, dass Metformin die Funktion der Sertoli-Zellen im Hoden verändern kann. In Tierversuchen führte eine Behandlung dazu, dass sich das Hodengewicht und die Spermienproduktion verringerte. Metformin soll zudem antiandrogen wirken. In der Folge wird weniger Testosteron produziert, was sich negativ auf die Spermienqualität auswirken kann. Metformin wirkt nicht mutagen. Es wurde vermutet, dass die Einnahme zu epigenetischen Veränderungen der Spermien-DNA führen könnte. In der dänischen prospektiven Kohortenstudie von 2022 stellten die Autoren ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko fest, wenn die Väter Metformin einnahmen. In der Studie wurden Kinder, die zwischen 1997 und 2016 auf die Welt gekommen sind, untersucht. Demnach stieg das Risiko unter Metformineinnahme ein Kind mit Fehlbildungen zu zeugen um 40% (adjustierte Odds Ratio [aOR] = 1,40 [95%-Konfidenzintervall = 1,08 bis 1,82]). Besonders häufig traten genitale Fehlbildungen bei Jungen auf [1, 2].
Aktuelle Studie schafft Klarheit
Die aktuelle Studie wurde von einem Team aus Wissenschaftlern um Lin-Chieh Meng von der National Taiwan University durchgeführt. Sie bezogen rund 3,2 Millionen Kinder ein, deren Väter drei Monate vor der Schwangerschaft der Mutter, während der Spermienproduktion, Metformin eingenommen hatten. Die Daten stammten aus verschiedenen nationalen Registern und umfassten eine norwegische (n = 619.389) und taiwanesische Kohorte (n = 2.563.812). Während der Phase der Spermienentwicklung nahmen in Norwegen die Väter von 2075 (0,3%) Kindern und in Taiwan die Väter von 15.276 (0,6%) Kindern Metformin ein. Im Vergleich zu Männern ohne Metformin-Einnahme waren jene, die Metformin anwendeten, älter und hatten häufiger Diabetes sowie andere chronische Erkrankungen, insbesondere Bluthochdruck, Hyperlipidämie und psychische Erkrankungen. Zusätzlich wurden Geschwistervergleiche durchgeführt, um sicherzustellen, dass genetische oder familiäre Faktoren keinen Einfluss auf die Ergebnisse haben [1].
Entwarnung für Metformin
In der ersten Analyse wurden noch keine Störfaktoren wie Alter oder gesundheitliche Unterschiede der Väter berücksichtigt. Die Autoren stellten ein leicht erhöhtes Risiko für Fehlbildungen jeglicher Art fest: In Norwegen lag das relative Risiko bei 1,29, in Taiwan bei 1,08. Das bedeutet, dass Kinder dieser Väter im Vergleich zu Kindern von Vätern ohne Metformineinnahme ein 29% bzw. 8% höheres Risiko für Fehlbildungen hatten. Nachdem die Forscher die Störfaktoren mit einbezogen hatten, wie eine Diabetes Typ 2-Erkrankung, relativierte sich das Risiko. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass unter Metformin kein erhöhtes Risiko für angeborene Fehlbildungen zu erwarten ist. Es gab auch keine Hinweise auf organspezifische Fehlbildungen, einschließlich Genitalfehlbildungen [1].
Männer können Metformin weiter einnehmen
Mehrere Experten bestätigten, dass die aktuelle Studie für mehr Klarheit gesorgt hat. Dr. Channa Jayasena, Beraterin und Leiterin der Andrologie am Imperial College London, sagte „Wichtig ist, dass sie keine Zunahme von Geburtsfehlern bei Männern festgestellt haben, die Metformin einnahmen. Dies ermöglicht es uns, Männern, die das Medikament einnehmen, zu versichern, dass es keine schlüssigen Beweise dafür gibt, dass ihre Kinder einem erhöhten Risiko von Geburtsfehlern ausgesetzt sind.“ Prof. Allan Pacey, Professor für Andrologie an der Universität Manchester bemängelt die Qualität der Daten der früheren Studie und begrüßt, dass in der aktuellen Studie viele weitere Störfaktoren berücksichtigt wurden [3].
Literatur
[1] Meng L-C, van Gelder MMHJ, Chuang H-M et al. Paternal metformin use and risk of congenital malformations in offspring in Norway and Taiwan: population based, cross national cohort study. BMJ 2024 Oktober 16:387:e080127.doi: 10.1136/bmj-2024-080127
[2] Wensink MJ, Lu Y Tian L, et al. Preconception antidiabetic drugs in men and birth defects in offspring : a nationwide cohort study. Ann Intern Med 2022 (advance publication online, doi: 10.7326/M21-4389)
[3] Expertenreaktionen auf die Studie zu Metformin und Geburtsfehlern. Information des Science Media Centre England vom Oktober 2024, www.sciencemediacentre.org/expert-reaction-to-study-of-metformin-and-birth-defects/
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