Halsschmerzen

Halsschmerzen betäuben

31.10.2024, 07:57 Uhr

Um einen entzündeten Hals nicht weiter zu reizen, sollten Halsschmerzpatienten ihren Hals warmhalten. (Foto: Pixel-Shot / Adobe Stock)
HV Theme badge

Um einen entzündeten Hals nicht weiter zu reizen, sollten Halsschmerzpatienten ihren Hals warmhalten. (Foto: Pixel-Shot / Adobe Stock)


Von Halsschmerzen Betroffene verlangen in der Apotheke meist etwas, das den Schmerz „schnell lindert“. Die Lösung: Lokalanästhetika. Doch eine gute Beratung hört mit dieser Empfehlung nicht auf. 

Für die Selbstmedikation von Hals- und Rachenbeschwerden steht eine Vielzahl an Präparaten zur Verfügung. Neben möglichen Kontraindikationen bzw. Anwendungsbeschränkungen gilt es, die Wünsche des Kunden im Blick zu behalten.

Lokalanästhetika lindern Halsschmerzen rasch

Wie eingangs bereits geschrieben, ist für Halsschmerzpatienten eine rasche Schmerzlinderung in der Regel sehr wichtig. Hier punkten insbesondere Halsschmerzpräparate mit lokalanästhetisch wirkenden Inhaltsstoffen. Zur raschen Schmerzlinderung bei akuten Halsschmerzen bieten sich Halsschmerzpräparate mit lokalanästhetisch wirkenden Inhaltsstoffen an. Zur Verfügung stehen Präparate mit Benzocain, Lidocain, Ambroxol und Benzydamin. 

Benzocain und Lidocain: Die schmerzlindernde Wirkung der klassischen Lokalanästhetika Benzocain und Lidocain beruht auf der Hemmung spannungsabhängiger Natriumkanäle in den Zellmembranen der Nervenzellen. Darüber blockieren sie die Weiterleitung von Schmerzreizen.

Ambroxol betäubt Halsschmerzen durch Stabilisierung von Zellmembranen im Rachenraum. Die Weiterleitung von Schmerzreizen wird darüber blockiert. Eingesetzt wird die Substanz hauptsächlich als Hustenlöser. Ein Ambroxol-haltiges Präparat mit der Indikation Halsschmerzen ist Mucoangin.

Benzydamin gehört zur Gruppe der CSAID (cytokine suppressive antiinflammatory drugs). Die Substanz hemmt schwach die Synthese proinflammatorischer Pros­taglandine sowie stark die Synthese entzündungsfördernder Zytokine. Damit ist Benzydamin in erster Linie 

ein Antiphlogistikum. Da seine Struktur jedoch große Ähnlichkeit zu Lokalanästhetika aufweist, ist Benzydamin wie diese in der Lage, Halsschmerzen rasch zu betäuben. 

Antisepika für weniger Keime im Rachen

Als Ergänzung zu lokalanästhetischen Halsschmerzpräparaten bieten sich solche mit antiseptischen Wirkstoffen an. Sie verringern die Keimbesiedelung im Rachen und sollen darüber die Entzündungsreaktion eindämmen. Es gibt rein antiseptische Präparate, die ad on zu lokalanästhetischen empfohlen werden können. Darüber hinaus finden sich antiseptische Verbindungen auch als Kombinationspartner in verschiedenen lokalanästhetischen Präparaten, die sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Neben den Antiseptika wird eine keimhemmende Wirkung auch Lokalantibiotika zugeschrieben. Für die Selbstmedikation von Halsschmerzen steht mit Tyrothricin eine entsprechende Verbindung zur Verfügung.

Halsschmerzen ursächlich angehen mit Antiphlogistika

Sie wirken zwar schnell, um Halsschmerzen nachhaltig zu lindern, sind lokalanästhetische und antiseptische Präparate jedoch weniger geeignet. Geleistet wird dies von antiphlogistisch wirkenden Verbindungen. Eine lokal anzuwendende Substanz aus dieser Gruppe ist Flurbiprofen. Alternativ kann bei stärkeren Beschwerden die systemische Gabe von nichtsteroidalen Antiphlogistika wie Ibuprofen in Betracht gezogen werden.

Einnahmetipps

Damit Halsschmerzpräparate wirken können, müssen sie richtig angewendet werden. Folgende Einnahmetipps können Sie Halsschmerzpatienten mit auf den Weg geben:

  • Lutschtabletten sollten für eine optimale Wirkung langsam gelutscht werden. Zerbeißen oder Kauen schwächt die Wirkung ab.
  • Mit Gurgellösungen sollte ausreichend lange gegurgelt oder gespült werden. Optimal sind 30 bis 60 Sekunden, bis die Lösung wieder ausgespuckt wird.
  • Da Gurgellösungen durch anionische Substanzen, wie sie in Zahnpasten enthalten sind, inaktiviert werden können, sollte man zuerst gurgeln und dann die Zähne putzen. Oder nach dem Zähneputzen den Mund gut ausspülen.
  • Rachentherapeutika sollten in der Regel über den Tag verteilt nach den Mahlzeiten bzw. mindestens 30 Minuten vor einer Mahlzeit angewendet werden. Wird sofort nach der Einnahme gegessen, verringert dies die Verweildauer der Wirkstoff im Mund- und Rachenraum.

Schutz und Regeneration für angegriffene Schleimhäute

Für Apothekenkunden, die zusätzlich zur Schmerzlinderung den angegriffenen Schleimhäuten im Hals-Rachenbereich etwas Gutes tun möchten, sind Schleimdrogen-haltige Lutschpastillen eine gute Empfehlung. Als Schleimdrogen dienen in Halspräparaten vor allem Eibischwurzel, Malvenblüten und -blätter sowie Isländisch Moos. Die in diesen Pflanzen enthaltenen Polysaccharide bilden einen Schutzfilm auf den Schleimhäuten der oberen Atemwege und befeuchten sie. Für Isländisch Moos sind zudem antimikrobielle Effekte bekannt.

WirkstoffPräparat(e)Darreichung

Lokalanästhetika

AmbroxolMucoanginLutschtabletten
BenzydaminDifflamSpray
Neo-angin BenzydaminLutschtabletten
SeptoflamLutschtabletten
SeptoleteSpray/Lutschtabletten
Tantum VerdeLösung/Spray/Lutschtabletten
BenzocainDorithricinLutschtabletten
Dolo-DobendanLutschtabletten
LidocainLemocinLutschtabletten
TrachilidLutschtabletten
Wick SulagilSpray

Antiseptika

CetylpyridiniumchloridDolo-DobendanLutschtabletten
DequaliniumchloridDequonalSpray
Dichlorbenzylakohol + AmylmetacresolDobensanaLutschtabletten
HexamidinLaryngomedin NSpray
HexitidinHexoralLösung/Spray
OctenidinLaryngomedin OctenidinLutschtabletten

Lokalantibiotika

ThyrotricinDorithricinLutschtabletten
LemocinLutschtabletten

Lokale Antiphlogistika

FlurbiprofenDobendan direktSpray/Lutschtabletten
Dolo-DobendanLutschtabletten
Flurbiprofen AL/Dexcel/ratiopharmLutschtabletten

Dr. Beatrice Rall, Redakteurin DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen: