BPhD-Kolumne

PTA im Pharmaziestudium: Stärken erkennen und nutzen

01.11.2024, 10:45 Uhr

Die BPhD-Beauftrage für Gesundheitspolitik, Jenny Schönborn. (Foto: BPhD).

Die BPhD-Beauftrage für Gesundheitspolitik, Jenny Schönborn. (Foto: BPhD).


PTA, die sich für ein Pharmaziestudium entscheiden, bringen bereits ein breites Spektrum an Fachkenntnissen mit. Die BPhD-Beauftragte für Gesundheitspolitik, Jenny Schönborn, berichtet ausgehend von ihrer eigenen Erfahrung, wie PTA das Studium bereichern, aber auch, wie sie beim Einstieg besser unterstützt werden können.

Ein Schüler*inpraktikum in der Apotheke inspirierte mich damals, eine Ausbildung zur Pharmazeutisch-Technischen Assistentin (PTA) zu beginnen. In meiner insgesamt zweieinhalb Jahre langen Ausbildung erlernte ich in der Berufsfachschule unter anderem umfassende theoretische Grundlagen, die durch praktische Lehrveranstaltungen ergänzt wurden. Themengebiete waren dabei unter anderem die Chemie, bei der wir im Praktikum die Identitäts-, Reinheits- und Gehaltsbestimmungen von Arzneistoffen anhand von Monografien aus dem Arzneibuch durchführten, sowie die Botanik, in der wir Arzneipflanzen mikroskopisch bestimmten.

Ein großer Teil der praktischen Ausbildung bestand aus der Herstellung verschiedener Arzneiformen, das theoretische Wissen dazu wurde uns im Fach Galenik parallel gelehrt. In dem für mich persönlich spannendsten Fach Arzneimittelkunde erhielt ich umfassende Kenntnisse über Arzneimittel, einschließlich ihrer Wirkungen, Nebenwirkungen und Anwendungsgebiete.

Mit diesem ganzen Wissen im Gepäck ging es nach den zwei Jahren Berufsschule dann für ein halbes Jahr Praktikum in die öffentliche Apotheke. Hier verknüpfte sich dann das theoretische Wissen mit dem Apothekenalltag und viel Erlerntes fand endlich eine praktische Anwendung, zum Beispiel in Patient*innengesprächen oder auch bei der Arbeit in der Rezeptur.

Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für PTA

Der Beruf der PTA ist, ähnlich wie der der Apotheker*innen, ein Engpassberuf. PTA sind ein essenzieller Teil der öffentlichen Apotheke und somit auch in unserem Gesundheitssystem. Die Arbeitsplätze, in denen PTA tätig sein können, erstrecken sich nicht nur über die öffentliche Apotheke, sondern reichen bis in die Pharma- und Kosmetikindustrie. Ebenso ist ihr Fachwissen bei Krankenkassen, als Pharmareferent*innen oder in der Lehre an Hochschulen sehr gefragt.

Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung zur PTA besteht für Interessierte die Möglichkeit, sich fortlaufend weiter- und fortzubilden. Ein freiwilliges Fortbildungszertifikat für PTA kann, nach Erwerb von 100 Fortbildungspunkten innerhalb von drei Jahren, bei den meisten Landesapothekerkammern beantragt werden [1]. Eine weitere Möglichkeit der Vertiefung pharmazeutischer Inhalte kann das Pharmaziestudium darstellen.

PTA im Studium

PTA, die sich für ein Pharmaziestudium entscheiden, bringen bereits ein breites Spektrum an Fachkenntnissen mit. Sie haben nicht nur die grundlegenden chemischen und biologischen Prozesse erlernt, sondern auch Erfahrungen mit der praktischen Arbeit im Labor gesammelt und Fähigkeiten in der Patient*innenberatung sowie im Umgang mit Arzneimitteln entwickelt.

PTA müssen die achtwöchige Famulatur im Pharmaziestudium laut der Approbationsordnung für Apotheker*innen nicht absolvieren. Des Weiteren konnte ich mir an meinem Standort Berlin das Terminologie-Seminar anrechnen lassen, musste die Prüfung dazu aber trotzdem absolvieren. Laut einer Befragung der anderen Standorte ist es in Bonn und Saarbrücken möglich, das Herbarium, wenn dieses den Anforderungen entspricht, zur erneuten Abgabe im Botanik-Praktikum zu verwenden, und in Tübingen bekommen PTA in den Praktika zur Qualitativen und Quantitativen Analytik weniger Analysen zur Bearbeitung.

Was bisher an keinem Standort angerechnet werden kann, ist zum Beispiel das Arzneiformenlehre-Praktikum im Grundstudium. Dabei lernen PTA in ihrer Ausbildung zwei Jahre lang praktisch die verschiedensten Arzneiformen herzustellen und in den meisten Apotheken übernehmen PTA die Herstellung der Rezepturen oder auch Defekturen, somit besitzen sie bereits die nötigen Fertigkeiten für dieses Fach. Auch die Bestimmung von pflanzlichen Drogen ist Teil der PTA-Ausbildung und ähnliche Praktika finden sich im Pharmaziestudium wieder. Doch auch diese kann sich kein*e PTA momentan anrechnen lassen. Durch das Anrechnen von mehr Praktika, Klausuren und Seminaren im Pharmaziestudium könnten sowohl die studierenden PTA entlastet werden als auch die Universitäten, indem für die Betreuung im Praktikum und den Seminaren weniger Ressourcen benötigt werden. Dabei sollte aber stets sichergestellt sein, dass das Wissen und die Fertigkeiten dem Curriculum entsprechen. Auch andere Ausbildungen, wie beispielsweise die zur Biologisch-Technischen Assistenz, zur Chemisch-Technischen Assistenz oder Chemielaborant*in, sollten individuell die Möglichkeit zur Anrechnung bereits erfolgreich absolvierter Themenbereiche bekommen.

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Eine für alle Standorte einheitlich geltende Regelung für das Anrechnen von Inhalten in den einzelnen Praktika und Seminaren wäre eine sinnvolle Anpassung. Eine einheitliche Anrechnungspraxis würde die Wertschätzung für das Fachwissen der PTA stärken und studierende PTA durch klare Angaben unterstützen.

Durch PTA im Studium profitieren auch andere Studierende, indem zum Beispiel bei Gruppenarbeiten ihr bereits vorhandenes Wissen und die praktischen Erfahrungen, beispielsweise beim Thema Patient*innenberatung, eingebracht werden können. Außerdem können PTA im Studium ihren Kommiliton*innen den Aufbau der Ausbildung und deren Inhalte etwas näherbringen, sodass mögliche Vorurteile gar nicht erst entstehen. Auch die Wertschätzung für den PTA-Beruf und dem darin erlernten Fachwissen kann gestärkt werden.

Fachkräftemangel in Apotheken

Laut dem Referentenentwurf des Apotheken-Reformgesetzes soll es erfahrenen PTA ermöglicht werden, statt wie bisher unter Anwesenheit von Apotheker*innen, die Apotheke allein zu öffnen, sofern eine „telepharmazeutische“ Anbindung an Apotheker*innen sichergestellt und die Apothekenleitung mindestens acht Stunden pro Woche persönlich anwesend sei [2]. Hierbei herrscht sicher bei vielen PTA und Apotheker*innen Konsens darüber, dass dies nicht den Fachkräftemangel in den Apotheken beheben werde. Dafür sind bekanntlich andere Veränderungen im Gesundheitssystem nötig, wie beispielsweise der Ausbau der pharmazeutischen Dienstleistungen, die Förderung der interprofessionellen Zusammenarbeit und eine Stärkung der pharmazeutischen Kompetenzen. Vielmehr sollte man PTA bessere Fortbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb des Ausbildungsberufs bieten und diese entsprechend vergüten. Insgesamt erfordert die Bewältigung des Fachkräftemangels in Apotheken ein ganzheitliches Konzept, das Ausbildung, Arbeitsbedingungen, Digitalisierung und gesellschaftliche Wahrnehmung berücksichtigt.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass PTA sowohl im Studium wertvolle Kenntnisse und Fähigkeiten mitbringen als auch in der Apotheke eine unverzichtbare Rolle spielen und entscheidend zur Qualität der Patient*innenversorgung beitragen. Um den Beruf der PTA und PTA im Studium nachhaltig zu stärken, müssen wir eine angemessene Anerkennung ihrer Fachkenntnisse und Erfahrungen sicherstellen, damit sie als systemrelevante Stützen unseres Gesundheitssystems weiterwachsen können. Dieser Rolle können PTA durch den Ausbau und die Unterstützung von Weiterbildungsmöglichkeiten noch besser gerecht werden. Zudem können PTA, die sich für ein Pharmaziestudium entscheiden, durch eine bundesweit einheitliche Leistungsanrechnung gestützt werden, während sie das Studium bereichern und somit das Gesundheitssystem und die Patient*innenversorgung stärken.

Quellen:

[1] Bundesverband PTA e. V.: https://www.bvpta.de/fortbildung/bvpta-fortbildungen-schneller-schlauer/das-freiwillige-fortbildungszertifikat-fur-pta/

[2] Bundesministerium für Gesundheit: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/Gesetze_und_Verordnungen/GuV/A/ApoRG-Apotheken-Reformgesetz_RefE.pdf


Jenny Schönborn, BPhD-Beauftragte für Gesundheitspolitik


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