Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte

Lieferengpässe RSV-Vakzin: Krankenkassen und Politik haben „schlicht verschlafen“

Berlin - 04.11.2024, 10:45 Uhr

Die RSV-Immunisierung mit Nirsevimab sollte nach Empfehlung der STIKO eigentlich jeder Säugling im ersten Lebensjahr erhalten. (Foto: IMAGO/Depositphotos)

Die RSV-Immunisierung mit Nirsevimab sollte nach Empfehlung der STIKO eigentlich jeder Säugling im ersten Lebensjahr erhalten. (Foto: IMAGO/Depositphotos)


Die Kinderärzte schlagen Alarm: Es gibt Lieferengpässe bei Nirsevimab, dem monoklonalen Antikörper zur Immunisierung gegen RSV. Bestätigt wird das vom Chef des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis. Sorgen gibt es auch mit Blick auf eine mögliche Überlastung der Kinderkliniken im Winter.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hat Engpässe beim monoklonalen Antikörper für Babys zur Prophylaxe von Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) beklagt. Eine frühzeitige und flächendeckende Immunisierung aller gefährdeten Säuglinge hätten Krankenkassen und Politik gemeinsam „schlicht verschlafen“, sagte der Sprecher des BVKJ Nordrhein, Axel Gerschlauer, der „Rheinischen Post“.

AVNR-Vorsitzender bestätigt Lieferengpässe

Der Chef des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, bestätigte angesichts der hohen Nachfrage ebenfalls Lieferengpässe bei dem Antikörper. „Die Immunisierungskampagne für Babys mit Nirsevimab (Beyfortus) läuft wegen Lieferengpässen des Herstellers leider nur sehr stockend an“, sagte er der Zeitung.

Die Wartelisten für den Antikörper Nirsevimab, für den die Ständige Impfkommission seit diesem Sommer eine einmalige Injektion für Neugeborene und Säuglinge empfiehlt, seien lang. Der Hersteller Sanofi bemühe sich deshalb um Ware aus Frankreich, Spanien und den USA.

Überlastete Kinderkliniken erwartet

Zudem erwarten die Kinderärzte auch in diesem Winter überlastete Kinderkliniken. „Da wird noch einiges auf uns zukommen“, betonte Gerschlauer, der Kinderarzt in Bonn ist. Strukturell habe sich sowohl bei der Medikamentenversorgung als auch bei der Klinikauslastung „überhaupt nichts getan“.

Angesichts der erwarteten Engpässe plädierte Gerschlauer dafür, bei der Krankenhausreform keine weiteren Kinderbetten zu streichen. Die vom Bundestag beschlossene Reform soll die Finanzierung der Kliniken auf eine neue Grundlage stellen und zu mehr Spezialisierung bei komplizierteren Eingriffen führen. Als Folge werden auch Kliniken schließen, hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigt.

„Die Versorgung kranker Kinder und vor allem Säuglinge war in der vergangenen Saison selbst in den großen Städten schon nicht mehr ausreichend gewährleistet. Eine Verschlechterung mag man sich für den ländlichen Raum gar nicht vorstellen“, sagte Gerschlauer.


dpa-AFX / DAZ.online
redaktion@daz.online


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