niederländisches Pharmakovigilanzzentrum

Schwangerschaft: kein Vorteil für „aktives Folat“

04.11.2024, 16:45 Uhr

Jede Schwangere sollte ein Folsäure-Supplement einnehmen. Sind Präparate mit aktivem Folat besser? Laut dem niederländischen Pharmakovigilanzzentrum Lareb nicht. (Foto: Prostock-studio/AdobeStock)

Jede Schwangere sollte ein Folsäure-Supplement einnehmen. Sind Präparate mit aktivem Folat besser? Laut dem niederländischen Pharmakovigilanzzentrum Lareb nicht. (Foto: Prostock-studio/AdobeStock)


„Aktives Folat“ ist in vielen Nahrungsergänzungsmitteln für Schwangere enthalten und wird als vorteilhaft gegenüber synthetischer Folsäure beworben. Das niederländische Pharmakovigilanzzentrum Lareb stellt nun klar: „aktives Folat“ ist während der Schwangerschaft nicht besser als Folsäure.

Folsäure zählt zu den wasserlöslichen Vitaminen (Vitamin B11). Vor allem Schwangere und Stillende haben einen erhöhten Bedarf, bei Mangel drohen Neuralrohrdefekte, Frühgeburt, Herzfehler, eine Gaumenspalte oder ein niedriges Geburtsgewicht. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt Frauen daher zusätzlich zu Folat-reicher Ernährung bei Kinderwunsch eine Substitution von 400 µg synthetischer Folsäure, beginnend vier Wochen vor einer geplanten Schwangerschaft, sowie bis zum Ende der zwölften Schwangerschaftswoche.

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In zahlreichen Nahrungsergänzungsmitteln ist statt synthetischer Folsäure „aktives Folat“ enthalten, die aktive Form der Folsäure im Körper (L-Methylfolat, 5-Methyltetrahydrofolat, 5-MTHF). Als Vorteil wird von den Herstellern zum Beispiel angegeben, dass nicht alle Menschen in vollem Ausmaß Folsäure in Folat umwandeln könnten. 

Lareb: jeder kann Folsäure in Folat umwandeln

Das niederländische Pharmakovigilanzzentrum Lareb betont in einer aktuellen Meldung, dass grundsätzlich jeder in der Lage sei, Folsäure in aktives Folat umzuwandeln. Es gäbe Menschen, die genetisch bedingt nur rund 65% der normalen Enzymaktivität haben und entsprechend weniger umwandeln, doch die empfohlene Dosis von 400 µg synthetischer Folsäure führe bei allen Frauen zu einem ausreichenden Anstieg der Menge an aktivem Folat im Blut.

Alle Studien zur Prophylaxe von angeborenen Defekten wären zudem mit Folsäure durchgeführt worden, so die Meldung des niederländischen Instituts. Es müsse erst in Studien gezeigt werden, dass „aktives Folat“ dafür genauso geeignet sei.

Wichtig: richtiger Zeitpunkt, richtige Dosierung

Um das Risiko angeborener Fehlbildungen so gering wie möglich zu halten, ist das Wichtigste, so der Appell der Lareb-Autoren, Folsäure zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Dosierung einzunehmen: Vier Wochen vor Eintritt der Schwangerschaft beginnen, 400 µg pro Tag einnehmen, bis (so die von der deutschen abweichende niederländische Empfehlung) zum Ende der zehnten Schwangerschaftswoche.

Folsäure, Folat und Folat-Äquivalente

Folat aus der Nahrung und synthetische Folsäure aus Nahrungsergänzungsmitteln haben eine unterschiedliche Bioverfügbarkeit. Dem trägt die Umrechnung in Folat-Äquivalente Rechnung:

1 µg Folat-Äquivalent entspricht:

  • 1 µg Nahrungsfolat
  • 0,5 µg synthetische Folsäure bei Aufnahme auf nüchternen Magen
  • 0,6 µg synthetische Folsäure bei Aufnahme zusammen mit anderen Lebensmitteln

Empfohlene Mengen zur Substitution werden jeweils in µg synthetischer Folsäure angegeben, die zusätzlich zu einer Folat-reichen Ernährung eingenommen werden sollen.


Dr. Sabine Werner, Apothekerin und Redakteurin
readktion@daz.online


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