Landesweiter Protest für höhere Löhne

Apothekenstreik in den Niederlanden

Berlin - 13.11.2024, 13:45 Uhr

Bei der zentralen Protestkundgebung zum Apothekenstreik kamen in Den Haag tausende Menschen zusammen. (Foto: IMAGO/ANP)

Bei der zentralen Protestkundgebung zum Apothekenstreik kamen in Den Haag tausende Menschen zusammen. (Foto: IMAGO/ANP)


Nachdem sich die niederländischen Apothekenangestellten mit ihren Arbeitgebern nach monatelangem Tauziehen um eine Tariferhöhung nicht einigen konnten, traten sie gestern in den Streik. Landesweit blieben die meisten öffentlichen Apotheken geschlossen.

In den Niederlanden hatten an diesem Dienstag landesweit Apothekenangestellte ihre Arbeit niedergelegt, um für höhere Löhne und eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen zu protestieren. Laut der niederländischen Tageszeitung NCR Handelsblad versammelten sich bei der zentralen Protestkundgebung in Den Haag rund 10.000 Demonstrant*innen. Im ganzen Land blieben die meisten öffentlichen Apotheken geschlossen. In jeder Region stand jedoch mindestens eine Apotheke für Notfälle zur Verfügung. Patient*innen mit einer entsprechenden ärztlichen Überweisung konnten diese nutzen.

Nachdem in den letzten Wochen bereits in mehreren Regionen des Landes Apothekenangestellte ihre Arbeit niedergelegt hatten, um Druck auf die festgefahrenen Tarifverhandlungen auszuüben, folgte nun der erste landesweite Streik.

Bereits seit etwa drei Monaten laufen die Tarifverhandlungen im Apothekensektor. Die Angestellten fordern eine Lohnerhöhung um 6 Prozent rückwirkend ab dem 1. Juli 2024 sowie einen Mindestlohn von 16 Euro. Bisher bieten die Arbeitgeberverbände lediglich rückwirkend 2 Prozent mehr Lohn ab dem 1. Juli und eine weitere Erhöhung auf 5 Prozent ab Juli 2025. In den Niederlanden gehören viele Apotheken zu Ketten – als Franchisenehmer – oder sie haben sich einem „Versorgungs-Makler“ angeschlossen.

Laut den Gewerkschaften FNV (Federatie Nederlandse Vakbeweging) und CNV (Christelijk Nationaal Vakverbond) verdienen nicht leitende Apothekenangestellte in den Niederlanden zwischen 27.746 Euro und 45.078 Euro brutto im Jahr. Angestellte in Führungspositionen verdienen zwischen 40.622 und 57.066 Euro im Jahr, heißt es. Laut FNV-Vorstand Ralph Smeets sind die Löhne im Apothekensektor deutlich weniger stark gestiegen als in anderen Gesundheitsberufen, was die Attraktivität für den Nachwuchs senkt: „Wer in einer öffentlichen Apotheke arbeitet, verdient nicht mehr als jemand in einem Supermarkt, hat aber eine größere Verantwortung“, stellte Smeets klar. Neben der angespannten Finanzlage ist auch Personalmangel ein drängendes Problem für die niederländischen Apotheken.

Arbeitgeber weisen Krankenkassen die Verantwortung zu

Laut den Arbeitgeberverbänden ASKA (Associatie van Ketenapotheken) und WZOA (Werkgeversvereniging Zelfstandige Openbare Apothekers) fehle schlichtweg das Geld für weitere Lohnerhöhungen. Sie fordern vom niederländischen Gesundheitsministerium Maßnahmen und zusätzliche Mittel, beispielsweise um Lohnrückstände zu begleichen, heißt es.

Nach Ansicht von FNV-Vorstand Smeets spielen auch die intransparenten Vertragsabschlüsse der Krankenversicherungen eine wesentliche Rolle bei der schlechten Bezahlung der Apothekenangestellten. Robert Boersma, der Vorsitzender einer regionalen Apothekengenossenschaft ist, machte gegenüber dem Nachrichtenportal NH Nieuws klar, dass es für viele Arbeitgeber nicht möglich sei, höhere Löhne zu zahlen, da zu niedrige Erstattungsbeträge der Kassen dies nicht möglich machten: Festhonorare und geringe Margen sorgten für eine finanziell angespannte Lage bei den Apothekenbesitzern, so Boersma: „Die Versicherer bestimmen einen großen Teil unserer Honorare, aber diese Honorare tragen den steigenden Kosten der letzten Jahre nicht ausreichend Rechnung.“ Er zeigte sich jedoch solidarisch gegenüber den Streikenden und sieht in dem Protest ein wichtiges Signal an die Politik.


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Versender dann wohl nicht betroffen

von ratatosk am 14.11.2024 um 11:52 Uhr

Das hat dann ja auf die bei Karl beliebten Versender keine Auswirkungen, da Lagerhallenmitarbeiter, die dank Karl immer noch auf einer offen falschen Fake Apothekenliste stehen, nicht betroffen.
Es stimmt zwar nicht, daß nichts Schlechteres nachkommen kann, aber bei Karl ist es völlig egal, denn selbst Apotheken kann man nur einmal killen.

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