Schritt 3: Management der Begleiterkrankungen
Es gibt eine Reihe von Komorbiditäten, die in direktem Zusammenhang mit der Parkinson-Krankheit stehen, parallel dazu behandlungsbedürftig werden und dabei miteinander kollidieren können. Leitlinienkollisionen kennt man in der geriatrischen Pharmazie insbesondere bei multimorbiden Patienten, bei denen oft mehrere Fachärzte jeweils nach ihren eigenen Leitlinien therapieren, ohne die der Kollegen zu berücksichtigen. Bei der Parkinson-Krankheit gibt es die Kollisionen darüber hinaus innerhalb einer Leitlinie. Im Folgenden werden – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – die wichtigsten Komorbiditäten, ihre leitliniengerechte Behandlung und deren Auswirkung auf die Parkinson-Therapie sowie die Behandlung weiterer Komorbiditäten geschildert.
Depression
Depression ist eine häufige Reaktion der Psyche auf das Fortschreiten der Parkinson-Krankheit. Die Leitlinie gibt eine Reihe von Antidepressiva aus verschiedenen Substanzklassen vor, die zum Teil in relativ hohen Dosen eingesetzt werden können, darunter auch selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) wie Citalopram (cave: Kontraindikation z. B. von Amantadin wegen des Arrhythmierisikos, das jedoch grundsätzlich auch bei anderen Antidepressiva gegeben ist!) und Sertralin, Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI) wie Venlafaxin, aber auch Tricyclica wie Desipramin und Amitriptylin (cave: Demenzrisiko bei älteren Patienten oder Menschen mit beginnender kognitiver Einschränkung durch anticholinerge Last im ZNS!). Bei fast allen diesen Antidepressiva ist anzumerken, dass sie Hyponatriämien und serotonerge Überstimulationen verursachen können. Delirante Reaktionen können auch darauf zurückzuführen sein, obwohl die Wahrscheinlichkeit bei der Parkinson-Krankheit eher für die dopaminerge Überstimulation oder andere Ursachen spricht.
Demenz
Nach einer Krankheitsdauer von mehr als zwölf bzw. fünfzehn Jahren haben der Leitlinie zufolge über die Hälfte aller Personen mit Parkinson-Krankheit eine Demenz entwickelt. ZNS-gängige anticholinerge Substanzen sind dann frühzeitig tabu. Hinsichtlich der Therapieindikation für Antidementiva ist sorgfältig zwischen leichter kognitiver Störung und Demenz zu differenzieren, für die erstgenannte werden nur nichtmedikamentöse Maßnahmen empfohlen. Rivastigmin soll erst bei manifester Demenz gegeben werden. Donepezil kann gegeben werden, ist aber off label. Galantamin und Memantin werden von der Leitlinie explizit nicht empfohlen. Bei der Medikationsanalyse ist hinsichtlich der cholinergen Antidementiva zu beachten, dass Effekte der Parkinson-Krankheit und der -Therapie verstärkt werden und Albträume, Verwirrtheit, Übelkeit, Bauchschmerzen, Harninkontinenz sowie viele andere Parkinson-assoziierte Symptome häufiger auftreten können. Der Benefit der antidementiven Therapie ist damit immer gegen die Einschränkungen der Lebensqualität abzuwägen. Letztlich sollten der Patient und seine Angehörigen über das Für und Wider der Einnahme entscheiden.
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