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Fieber bei Kindern
Paracetamol und Ibuprofen: allein, nacheinander oder zusammen?
Wie gelingt es Eltern am effektivsten, Fieber bei Kindern medikamentös zu senken? Mit Paracetamol allein? Ibuprofen allein? Paracetamol und Ibuprofen gleichzeitig oder nacheinander?
Klar ist derzeit: Beide Wirkstoffe – Paracetamol (ab Geburt) und Ibuprofen (ab drei Monaten) – senken bei Kindern Fieber wirkungsvoll und sind sicher [1]. Offen ist jedoch die Frage nach der wirksamsten Strategie der kindlichen Fiebersenkung – hilft Paracetamol so gut wie Ibuprofen, sollten die Wirkstoffe besser kombiniert werden und wenn ja: Senkt die gleichzeitige Verabreichung von Paracetamol mit Ibuprofen das Fieber effektiver als die zeitlich versetzte Gabe?
Im Fachjournal „Pediatrics“ veröffentlichten Wissenschaftler um Dr. Juan E. De la Cruz-Mena von der Universidad del Norte in Barranquilla (Kolumbien) eine Metaanalyse, die mehr Klarheit in die optimale medikamentöse Fiebersenkung bringen könnte [2]. Die Wissenschaftler berücksichtigten 31 randomisierte klinische Studien mit insgesamt 5.009 fiebernden Kindern im Alter zwischen 1,4 und 5,9 Jahren (Fieberschwelle lag zwischen einer Körpertemperatur von 37,8° bis 38,5°C). Die Kinder erhielten entweder Paracetamol oder Ibuprofen oral in therapeutischen Dosen (Paracetamol: 10 bis 15 mg/kg; Ibuprofen: 5 bis 10 mg/kg), jeweils als Monotherapie, gleichzeitig oder nacheinander (zunächst Paracetamol und zwei bis vier Stunden später Ibuprofen). Als primäre Endpunkte definierten die Studienautoren: Unwohlsein des Kindes (sechs Studien, deren Ergebnis wurde statistisch nicht zusammengefasst), die Zeit bis zur Fieberfreiheit (sieben Studien) und der Anteil der fieberfreien Kinder vier und sechs Stunden nach Arzneimittelgabe (sechs Studien).
Schneller fieberfrei mit kombinierter Gabe?
Geht es um die Zeit bis zur Fieberfreiheit, wirkten Paracetamol, Ibuprofen sowie die kombinierte Gabe beider Arzneimittel „ähnlich“, wobei die Studienautoren – mit geringer Evidenz und ohne statistische Signifikanz – einen Trend für eine kürzere Fieberdauer bei kombinierter Fiebersenkung ausmachten: Die Kinder waren im Durchschnitt 32,82 Minuten schneller fieberfrei (95 %-KI = -68,68 bis 3,03 Minuten).
Ist eine Fieberfreiheit nach vier und sechs Stunden gewünscht, dürfte die kombinierte Paracetamol-Ibuprofen-Gabe (ebenfalls) am effektivsten sein, wobei die abwechselnde Gabe vor allem nach längeren Zeiträumen eine vergleichbare Option sein könnte (jeweils verglichen mit der Paracetamol-Monotherapie): Sowohl nach vier als auch nach sechs Stunden war der Anteil der fieberfreien Kinder dann am größten, wenn sie eine Paracetamol-Ibuprofen-Kombination erhalten hatten (4 Stunden: OR = 13,2; 95%-KI = 4,59 bis 38,15; 6 Stunden: OR = 5,28; 95%-KI = 2,38 bis 11,71). Eine abwechselnde Fiebersenkung beginnend mit Paracetamol und gefolgt von Ibuprofen war einer reinen Paracetamol-basierten Fiebersenkung nach vier Stunden ebenfalls überlegen (OR = 3,59; 95%-KI = 1,77 bis 7,26), auch war die kombinierte Fiebersenkung wirksamer als die alternierende (OR = 3,69; 95%-KI = 1,07 bis 2,69).
Nach sechs Stunden hingegen gleichen sich die kombinierte und alternierende (OR = 5,06; 95%-KI = 2,38 bis 11,71) Therapiestrategie in ihrer Wirksamkeit an: Sie zeigen ähnliche Odds-Ratios und scheinen damit gleich effektiv.
Ibuprofen in hoher Dosierung nur kurzfristig effektiver
Interessant ist noch, wie Ibuprofen im Vergleich zu Paracetamol abschneidet: Hohe Dosen Ibuprofen zeigen eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder nach vier Stunden fieberfrei sind (verglichen mit Paracetamol OR = 1,76; 95%-KI = 1,20 bis 2,57), jedoch verliert sich dieser Vorteil nach sechs Stunden, und hohe Dosen Ibuprofen zeigen dann verglichen mit Paracetamol keinen signifikanten Unterschied in der Wahrscheinlichkeit für Fieberfreiheit (OR = 1,02; 95%-KI = 0,66 bis 1,58).
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Und wie viele Kinder profitierten am Ende von der kombinierten Fiebersenkung? Die Studienautoren berechnen eine Number needed to treat (NNT) von drei – von drei Kindern mit kombinierter Fiebersenkung war eines mehr fieberfrei verglichen mit der Monotherapie (vier und sechs Stunden).
Alle Therapien gleich gut verträglich
Bei Nebenwirkungen konnten die Studienautoren keine signifikanten Unterschiede zwischen den verschiedenen Interventionsmethoden ausmachen.
Die Wissenschaftler bedenken, dass die Studie keine Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit bei längerer oder wiederholter Anwendung liefert, da es um die Fiebersenkung und die Nebenwirkungen nach maximal sechs Stunden ging. Auch unterscheiden sich die Studien bei der Definition und den Messmethoden (rektal, im Ohr, Achselhöhle) von Fieber, was die statistische Aussagekraft erschwere.
In einem Kommentar zur Studie äußern sich Dr. Kelly C. Wade vom Children’s Hospital of Philadelphia und Dr. Cheryl Mathis von der University of Utah in Salt Lake City [3].
Paracetamol und Ibuprofen kombiniert hätten ein größeres Potenzial, Fieber zu senken, doch berge die duale Anwendung auch ein erhöhtes Risiko für Dosierungsfehler. Auch fragen sie, ob die Fieberfreiheit der ideale Endpunkt sei, den es zu erreichen gelte: Die American Academy of Pediatrics (AAP) betone, dass das Ziel der fiebersenkenden Behandlung nicht nur die Temperatursenkung sei, sondern es primär wichtig sei, das Wohlbefinden und die Hydratation des Kindes zu verbessern – dies habe die Studie nicht ausreichend erfasst. Sie raten daher, fiebernde Kinder zunächst mit einer Monotherapie zu behandeln und die Flüssigkeitszufuhr zu überwachen, bevor eine Paracetamol-Ibuprofen-Kombi zum Einsatz kommen sollte.
Literatur
[1] Narayan K, Cooper S, Morphet J, Innes K. Effectiveness of paracetamol versus ibuprofen administration in febrile children: a systematic literature review. J Paediatr Child Health. 2017;53(8):800 807
[2] De la Cruz-Mena JE, Veroniki A-A, Acosta-Reyes J, et al. Short-term Dual Therapy or Mono Therapy With Acetaminophen and Ibuprofen for Fever: A Network Meta-Analysis. Pediatrics. 2024;154(4):e2023065390
[3] Wade KC, Mathis C. Antipyretic Strategies: Is Fever Clearance Enough to Justify Dual Therapy?. Pediatrics. 2024;154(4):e2024067408
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