Wadenkrämpfe

Vitamin K2 gegen nächtliche Wadenkrämpfe?

Stuttgart - 15.11.2024, 09:15 Uhr

Insbesondere in der Nacht treten Muskelkrämpfe gehäuft auf. Bereits 90% der jungen Erwachsenen berichten über vereinzelte Krämpfe, die Frequenz nimmt mit dem Alter zu. (Foto: weyo/AdobeStock)

Insbesondere in der Nacht treten Muskelkrämpfe gehäuft auf. Bereits 90% der jungen Erwachsenen berichten über vereinzelte Krämpfe, die Frequenz nimmt mit dem Alter zu. (Foto: weyo/AdobeStock)


Vitamin K2 wirkt durch Hemmung der Calcium-Aufnahme in Muskelzellen und fördert dadurch die Muskelentspannung. Aufgrund dieser Eigenschaften könnte es eine potenzielle Alternative zu etablierten Behandlungsansätzen sein, die oft unzureichend wirksam sind oder mit unerwünschten Nebenwirkungen einhergehen.

Nächtliche Wadenkrämpfe sind weit verbreitet, insbesondere bei älteren Menschen, und äußern sich als plötzlich auftretende, schmerzhafte Muskelkrämpfe, deren genaue pathophysiologische Ursachen bislang nicht vollständig verstanden sind. Zu den derzeit üblichen Behandlungsstrategien gehören z. B. die Einnahme von Magnesium, obwohl die Evidenz der Wirksamkeit begrenzt ist. Der Einsatz von Chinin birgt die Gefahr schwerer Nebenwirkungen und wird laut den Autoren der Studie nicht mehr empfohlen. Laut der deutschen S1-Leitlinie „Crampi/Muskelkrämpfe“ ist Chinin bei idiopathischen Muskelkrämpfen mäßig wirksam, darf wegen seltener schwerer Nebenwirkungen aber nur bei schweren Krämpfen mit Einschränkungen eingesetzt werden. 
Der Bedarf an sicheren und effektiven Therapiealternativen bleibt daher bestehen. 

Mehr zum Thema

Was Magnesium, Chinin und Gurkenwasser leisten können

Den Krampf lösen ­

Wirksamkeit von Vitamin K2 in Studie untersucht 

In einer multizentrischen, doppelblinden, placebokontrollierten, randomisierten klinischen Studie wurde die Wirkung von Vitamin K2 auf die Häufigkeit und Intensität von nächtliche Wadenkrämpfen bei Personen ab 65 Jahren untersucht. Teilnehmer mit mindestens zwei dokumentierten nächtliche Wadenkrämpfen während einer zweiwöchigen Screening-Phase erhielten täglich entweder eine Kapsel mit 180 μg Vitamin K2 oder ein Placebo über acht Wochen. Das primäre Studienziel war die Reduktion der durchschnittlichen wöchentlichen Krampfanzahl; sekundäre Endpunkte umfassten die Dauer und Schwere der Krämpfe, bewertet auf einer Skala von 1 bis 10. Die Randomisierung erfolgte computergestützt. Insgesamt wurden 310 potenzielle Teilnehmende gescreent, wovon 199 die Einschlusskriterien erfüllten (54,3% Frauen, Durchschnittsalter 72,3 Jahre). 103 Teilnehmer erhielten Vitamin K2, während 96 Teilnehmer mit einem Placebo behandelt wurden. 

Vitamin K2 senkt Frequenz, Dauer und Schwere der Krämpfe

Zu Beginn der Studie war die durchschnittliche Krampfanzahl in beiden Gruppen vergleichbar (Vitamin K2 = 2,60; Placebo = 2,71). Nach acht Wochen zeigte die Vitamin-K2-Gruppe eine signifikante Reduktion auf 0,96 Krämpfe pro Woche, während die Placebogruppe eine Zunahme auf 3,63 Krämpfe verzeichnete. Auch die Dauer und Intensität der Krämpfe nahmen in der Vitamin-K2-Gruppe deutlich stärker ab als in der Placebogruppe (Reduktion der Krampfdauer = −54 Sekunden gegenüber −19,2 Sekunden). Nebenwirkungen im Zusammenhang mit Vitamin K2 wurden nicht beobachtet. 
Die Studienergebnisse deuten laut den Autoren darauf hin, dass Vitamin K2 eine sichere und effektive Option zur Reduktion von nächtliche Wadenkrämpfen darstellt. Denn signifikante unerwünschte Nebenwirkungen in Verbindung mit Vitamin K2 wurden in der Studie nicht identifiziert. Allerdings wurden in dieser Studie die Auswirkungen auf Schlaf- und Lebensqualität nicht untersucht, und die Teilnehmer litten nur an milden Krämpfen. Weitere Studien sind daher nötig, um die Wirksamkeit bei schwereren Symptomen zu evaluieren.


Literatur 
Tan J et al. Vitamin K2 in Managing Nocturnal Leg Cramps: A Randomized Clinical Trial. JAMA Internal Med. Published online October 28, 2024. doi:10.1001/jamainternmed.2024.5726 


Stefanie Schneider, Dipl.-Biochem und MSc Toxikologie


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Für Arzneimittel bei Wadenkrämpfen gilt: Effektstärke bedeutet auch Nebenwirkungen

Der Kampf mit dem Krampf

Dehnen und Magnesium sind die erste Wahl bei Muskelkrämpfen

Kampf dem Krampf

Was Magnesium, Chinin und Gurkenwasser leisten können

Den Krampf lösen ­

Verschreibungspflicht wird empfohlen

Gefährliches Chinin?

Zentrale Muskelrelaxanzien sind nur bei wenigen Indikationen effektiv

Sie wirken, sie wirken nicht...

Steigende Verordnungszahlen trotz niedriger evidenz

Zentrale Muskelrelaxanzien: nur bei wenigen Indikationen effektiv

0 Kommentare

Kommentar abgeben

 

Ich akzeptiere die allgemeinen Verhaltensregeln (Netiquette).

Ich möchte über Antworten auf diesen Kommentar per E-Mail benachrichtigt werden.

Sie müssen alle Felder ausfüllen und die allgemeinen Verhaltensregeln akzeptieren, um fortfahren zu können.