Geplante Satzungsänderung der ABDA

Brünn: „Wir sollten den Apothekertag weiterdenken, statt ihn zu schwächen“

Berlin - 18.11.2024, 07:00 Uhr

Dr. Robin Brünn fordert die ABDA-Mitgliederversammlung auf, ihren Prüfauftrag auf Stärkung der Hauptversammlung ernst zu nehmen. (Foto: DAZ/Schelbert)

Dr. Robin Brünn fordert die ABDA-Mitgliederversammlung auf, ihren Prüfauftrag auf Stärkung der Hauptversammlung ernst zu nehmen. (Foto: DAZ/Schelbert)


Per Adhoc-Antrag forderten die Delegierten beim Deutschen Apothekertag in München die ABDA-Mitgliederversammlung auf, die Entmachtung der Hauptversammlung zurückzuziehen und diese stattdessen zu stärken. Miteingebracht hatte den Antrag der hessische Delegierte Dr. Robin Brünn. Gegenüber der DAZ erläutert er die Gründe für diesen Vorstoß.

Welche Rolle soll die Hauptversammlung der Deutschen Apothekerinnen und Apotheker künftig in der Berufspolitik spielen? Nach einer Satzungsänderung der ABDA, die zum Jahreswechsel wirksam wird, sollen die Beschlüsse des Apothekertags ihre Bindungswirkung für das Handeln der Standesvertretung verlieren. Auch als Organ der ABDA ist die Hauptversammlung nicht mehr vorgesehen – sie wird zu einer Institution umgewidmet.

Diese Entmachtung wollen die Delegierten jedoch nicht kampflos hinnehmen: Sie verabschiedeten im Oktober dieses Jahres einen Adhoc-Antrag, in dem sie die Mitgliederversammlung auffordern, diese Änderungen „zu revidieren und weitergehend zu prüfen, inwieweit der Apothekertag als legitimes Gremium der Apothekerschaft ausgebaut und gestärkt werden kann“. Auf dem Tisch lag ein zweiter Antrag, der lediglich auf die Rücknahme der Satzungsänderung abzielte und auf einen Prüfauftrag zur Stärkung der Hauptversammlung verzichtete. Er kam jedoch nicht mehr zur Abstimmung, da sich die Mehrheit der Delegierten bereits hinter dem weitreichenderen der beiden Anträge versammeln konnte.

Mehr zum Thema

Satzungsänderung soll gekippt werden

DAT wehrt sich gegen die Entmachtung

Kommentar zum Deutschen Apothekertag

Spart ihn euch doch einfach!

Hinter dem Vorstoß stecken mehrere Delegierte aus dem Umfeld von ABYou, einer davon ist Dr. Robin Brünn von der Landesapothekerkammer Hessen. „Im Jahr 2021 war ich zum ersten Mal beim Apothekertag und hatte seitdem immer mal wieder den Gedanken, einen Antrag zu stellen mit dem Ziel, der Hauptversammlung mehr Kompetenz zuzubilligen“, sagt er im Gespräch mit der DAZ. Als er von der geplanten Änderung der ABDA-Satzung erfuhr, habe er sich zunächst gefreut. „Ich dachte, endlich bewegt sich was.“ Doch als die Details bekannt wurden, machte sich Enttäuschung breit. „Das Vorhaben läuft genau in die entgegengesetzte Richtung dessen, was ich mir vorgestellt hatte.“

MV soll Prüfauftrag ernst nehmen

Statt die Hauptversammlung zu entmachten, wünscht sich Brünn eine Weiterentwicklung. „Wir sollten den Apothekertag weiterdenken, statt ihn zu schwächen“, betont er. Zur Diskussion stellt der Apotheker, ob das Organ sich selbst eine Satzung und eine Geschäftsordnung geben und die Delegierten in Zukunft zum Beispiel den ABDA-Vorstand wählen könnten. „Aber das sind erstmal nur Ideen – ich möchte vor allem erreichen, dass sich die ABDA-Mitgliederversammlung Gedanken macht und den Prüfauftrag ernst nimmt.“

Der Apotheker fürchtet, dass andernfalls die Entscheidungsprozesse innerhalb der ABDA noch intransparenter würden als sie es ohnehin schon sind. „Ich will keine Berufspolitik in irgendwelchen Hinterzimmern“, sagt Brünn. Diesen Grundsatz verfolge er auch bei der laufenden Kammerwahl in Hessen, bei der er für Liste 3 kandidiert.

Von der Basis sei die ABDA schon jetzt weit entfernt, meint der Apotheker. „Mit dieser Satzungsänderung vertieft sie zusätzlich noch den Graben zum Mittelbau des Berufsstands.“

Probe aufs Exempel

Tatsächlich hat das oberste Gremium der ABDA jetzt die Chance zu zeigen, wie es mit nicht bindenden Beschlüssen umgeht. Denn zumindest nach Interpretation der ABDA-Rechtsabteilung hat auch der positiv beschiedene Adhoc-Antrag keine Bindungswirkung, da die Zuständigkeit für die Satzung allein bei der MV liege. Die ersten Reaktionen auf dem Podium machten im Oktober wenig Hoffnung auf eine konstruktive Diskussion – inzwischen sind mit Blick auf die Satzungsänderung jedoch auch ambivalente bis kritische Stimmen aus den Reihen der Mitgliedsorganisationen zu vernehmen. Es bleibt also abzuwarten, wie sich die Mitgliederversammlung positionieren wird.


Christina Grünberg (gbg), Apothekerin, Betriebswirtin (IWW), DAZ-Redakteurin
cgruenberg@daz.online


Diesen Artikel teilen:


5 Kommentare

Bitte dran bleiben!

von Christian am 18.11.2024 um 12:44 Uhr

Wieso hessischer Wahlkampf? Es geht hier darum, ob ein mit sehr großer Mehrheit gefasster Beschluss in der Hauptversammlung des Apothekertags 2024 die ihm gebührende Berücksichtigung findet oder wieder einmal ignoriert wird und versandet. In der Tat muss es jetzt darum gehen, die Hauptversammlung nicht weiter zu marginalisieren, sondern zu stärken. Andernfalls sollte man so ehrlich sein, den Apothekertag abzuschafen und das Geld hierfür zu sparen. Deshalb, liebe Redaktion: Bitte dran bleiben!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Jetzt fangen die auch an

von Rolf Pfiffer am 18.11.2024 um 9:30 Uhr

Gibt es noch was anderes als diesen hessischen Kammerwahlkampf? Facebook und Adhoc sind ja schon voll davon und jetzt auch die DAZ.
Themenbeispiel, Honorareform, weil ob mit oder ohne Reformgesetz geht es unseren Apotheken zur Zeit nicht besonders gut, wenn ich meine BWA sehe.

Und dann immer diese Selbstdarsteller. Meines Wissens ist die Satzung der ABDA im Sommer schon geändert worden. Jetzt den Aufstand zu proben, zeigt doch nur, dass der Kollege nicht verstanden hat was sein Job ist. Eigentlich der Beweis für seine Unwählbarkeit.

Ich habe langsam das Gefühl das sich in Hessen aktuell jeder so gut blamiert wie er kann.

» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten

AW: Jetzt fangen die auch an

von Julia Borsch am 18.11.2024 um 12:56 Uhr

Lieber Herr Pfiffer,

Dr. Brünn ist einer von mehreren Kollegen, der diesen Antrag am DAT gestellt hat. ("Miteingebracht hatte den Antrag der hessische Delegierte Dr. Robin Brünn"). Der Antrag steht in keinem kausalen Zusammenhang mit seiner Kandidatur in Hessen. An dem Antrag waren sowohl hessische als auch nicht-hessische Kollegen beteiligt.

Und ja, die Satzung wurde im Sommer geändert, aber ohne es zu kommunizieren. Von daher ist der Aufstand in unseren Augen genau richtig.

Grüße
Julia Borsch, DAZ-Chefredakteurin

AW: Jetzt fangen die auch an

von Michael Mischer am 18.11.2024 um 13:03 Uhr

Entmachtet wurde der Deutsche Apothekertag (DAT) - insofern ist es naheliegend, dass die Delegierten des DAT sich auf eben diesem äußern. Wann hätten sie das sonst tun sollen?

Dass Herr Brünn als einer der Initiatoren des Antrags, die aus verschiedenen Bundesländern stammten, das nun auch für seinen Wahlkampf nutzt - nun ja, wer will ihm das ernsthaft verdenken?

So weit, so uninteressant.

Interessant hingegen ist doch, dass dieser Antrag auf dem DAT überhaupt eine Mehrheit gefunden hat: Die Delegierten für den DAT werden von den gewählten Gremien der Kammern und Verbände entsandt und zur Vertretung legitimiert. Von denselben Gremien, die auch die Vorstände der Kammern und Verbände wählen und zur Vertretung legitimieren. Genau die Vorstände, die damals in der Mitgliederversammlung der ABDA für die Satzungsänderung gestimmt haben.

Die spannende Frage ist daher nun, ob die Vorstände ein weiteres Mal und dann gegen den dokumentierten Willen einer anderen, von denselben Gremien legitimierten Gruppe, für die Satzungsänderung stimmen werden

AW: Jetzt fangen die auch an

von Dr.Diefenbach am 18.11.2024 um 13:57 Uhr

...Dass zufällig der LAK Hessen Wahlk(r)ampf mit dem vom Kollegen Brünn gestellten Antrag zusammenfällt, ist tatsächlich
dem zeitlichen Umstand geschuldet.Frau Borsch hat absolut recht, diese ganze miese Masche ("Klein Trumpi-Methode",alles im Hinterzimmer beschieden)MUSS doch jedem zu denken geben der WÄHLT!
Bestürzend sehe ich, dass offenbar viele der Vorstände entweder bei solchen Planungen GESCHLAFEN haben oder das MITTRAGEN,was noch viel dramatischer ist.Demokratien sind an so vielen Stellen gefährdet, dass die Stellungnahme vom Kollegen
Brünn das einzig Richtige war und ist.
Ich hoffe dass der Beitrag im Interview letztendlich dazu führt, dass die Wahlteilnahme steigt.Ich hoffe eher als mit lächerlichen Schokoladentafeln und Blechbüchsen voller Zuckerwunder...

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.