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Diskussion in Baden-Württemberg
Deutscher Apothekertag künftig in Berlin?
Der Deutsche Apothekertag findet seit Jahren gemeinsam mit der Expopharm statt. Ein Jahr in München, im nächsten in Düsseldorf. Die Vertreterversammlung der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg findet, dass der DAT nach Berlin umziehen soll und verabschiedete einen Antrag, diesen Vorschlag bei der ABDA einzubringen.
In den letzten Jahren blieben immer wieder Gesundheitspolitiker*innen dem Deutschen Apothekertag mit dem Verweis fern, dass in Berlin Sitzungswoche sei. Das betraf nicht nur den Besuch des zuständigen Bundesministers, sondern auch Diskussionsrunden mit anderen Gästen aus der Politik wurden immer wieder abgesagt, mit der Begründung, dass der Terminkalender der potenziellen Diskutant*innen dies nicht hergeben. Möglicherweise würde das besser, wenn der DAT dort stattfindet, wo die Politiker*innen sind, also in Berlin. Das dachten sich Delegierte der Landesapothekerkammer und stellten bei der Vertreterversammlung am gestrigen Donnerstag einen Antrag, dass die Kammer beim nächsten DAT einen Antrag stelle, den DAT 2027 in Berlin zu veranstalten.
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Es folgte eine lebhafte Diskussion. Bei Kammerpräsident Martin Braun rannten die Antragsteller offene Türen ein. Er hat laut eigener Aussage diesen Punkt in Berlin schon vorgebracht. Denn eine berufspolitische Veranstaltung in Berlin würde der Apothekerschaft gut zu Gesicht stehen, findet er. Er wies aber auch darauf hin, dass der DAT stark mit der Expopharm verwoben sei und da sieht er in Berlin die Gefahr, Einzugsgebiet zu verlieren. Daher sollte in seinen Augen auch eine Trennung von DAT und Messe diskutiert werden, wenn dies die Expopharm nicht gefährdet. Für letzteres fehlen Martin Braun aber bislang die Belege. Er sprach sich auch dafür aus, sollten die Delegierten diesen Antrag beschließen, das Thema früher einzubringen und nicht bis zum DAT zu warten.
„Berlin ist kein Garant für Gäste aus der Politik“
Ganz anderer Auffassung ist Präsidentin des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg, Tatjana Zambo. Berlin als Veranstaltungsort sei kein Garant, dass die Politik kommt. Lauterbach wäre auch nicht nach Berlin gekommen, ist sie überzeugt. Als Beweis für ihre These führt Zambo das Wirtschaftsforum des Deutschen Apothekerverbandes an, das abwechselnd in Potsdam und Berlin stattfindet. Da kämen mal Poltiker*innen und mal nicht. Das hat in Zambos Augen nichts mit dem Ort zu tun. Die LAV-Präsidentin verwies zudem darauf, dass die Expopharm den DAT subventioniere. Eine Entkopplung würde sich unmittelbar im Haushalt niederschlagen. Laut Avoxa-Geschäftsführer und Expopharmveranstalter Metin Ergül sei der DAT wichtig für die Expopharm, erklärte sie, weil die geladenen Landespolitiker*innen wichtige Multiplikatoren seien, zudem liefen auch die 300 DAT-Delegierten über die Messe (Hierzu erwiderte Mitantragsteller Thomas Luft, dass man dann das Konzept der Expopharm grundsätzlich überdenken müsste, wenn deren Erfolg von ein paar hundert Delegierten abhinge). Zambo ist dagegen so viele Nachteile in Kauf zu nehmen und dann möglicherweise trotzdem ohne Gäste dazustehen.
Als weiteres Gegenargument wurde aus den Reihen der Delegierten angeführt, dass eine Trennung von DAT und Expopharm den organisatorischen Aufwand und so die Kosten des DAT massiv erhöhen würde. Der laufe derzeit so mit, sagte die Delegierte Sandra Barisch. Zambo führte überdies den fehlenden „Spaßfaktor“ heran, wenn man DAT und Expopharm entkoppelt.
„Aus kommunikativer Sicht ein berechtigtes Anliegen“
Präsident Martin Braun bat die Pressesprecherin Mirjam Taufenbach um ihre Meinung, wie sie einen Umzug aus kommunikativer Sicht bewerte – Taufenbach war vor ihrem Wechsel zur Kammer Pressesprecherin der Jungen Union. Sie hält den DAT für eine gute Bühne für Politiker*innen. Die Apothekerschaft werde besser wahrgenommen, wenn andere diese Plattform nutzten. Als Beispiel nannte sie Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU), die ihren Besuch beim DAT in München über Social Media Kanäle verbreitet hatte. Aus Taufenbachs Sicht braucht es aber aus kommunikativer und politischer Sicht einen anderen Rahmen als bisher. So sei es beispielsweise schwer Presse nach München zu bekommen, die sei aber notwendig, um die Inhalte in die Gesellschaft zu bringen. „Aus kommunikativer Sicht ist das Anliegen, den DAT nach Berlin umzuziehen, berechtigt“, so Taufenbach.
Mitantragsteller Martin Müller betonte, Ziel des Antrags sei vor allem gewesen, eine Diskussion anzustoßen, was dafür und was dagegen spricht, den DAT nach Berlin zu verlegen, vielleicht auch in einem anderen Format. Am Ende gehe es darum, wahrgenommen zu werden. „Aktuell finden wir überhaupt nicht statt“, so der Apotheker.
Große Mehrheit dafür
Letztendlich überzeugten offensichtlich die Argumente für einen Wechsel nach Berlin die Delegierten. Der Antrag wurde in leicht abgeänderter Form „Die Antragsteller beantragen, dass der Präsident der LAK BW bei nächster Gelegenheit einen Antrag in den ABDA-Gesamtvorstand einbringt, dass der Deutsche Apothekertag ab 2027 in Berlin stattfinden soll“ mit großer Mehrheit angenommen (41 ja, 7 nein, 2 Enthaltungen).
Kein einsames Gedankenspiel
Auch in anderen Kammern macht man sich Gedanken dieser Art. So brachte etwa Jens Dobbert, Präsident der Landesapothekerkammer Brandenburg, bei der Kammerversammlung am vergangenen Mittwoch, die Idee, DAT und Expopharm zu trennen und den DAT nach Berlin zu verlagern, in die Diskussion zu einer möglichen Fortentwicklung des DAT ein. Eine Beschlussfassung zu diesem Thema gab es in Brandenburg allerdings nicht.
1 Kommentar
Eh egal
von Matthias Schneider am 22.11.2024 um 18:59 Uhr
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