Elektronische Patientenakte

„Es ist ein Anfang“

22.11.2024, 17:50 Uhr

Schluss mit Papier! Die ePA kommt! (Foto: mnirat/AdobeStock)

Schluss mit Papier! Die ePA kommt! (Foto: mnirat/AdobeStock)


Mark Langguth war als Produktmanager bei der Gematik praktisch von Beginn an verantwortlich für die Konzeption der elektronischen Patientenakte. Seit 2019 ist er als freier Berater tätig. Wie steht er zur ePA für alle? 

DAZ: Herr Langguth, die ePA ist in der jetzigen Form alles andere als perfekt. Aber immerhin ein Anfang und besser als nichts?

Langguth: Ja, auf jeden Fall. Ich arbeite seit 2016 ununterbrochen aktiv an diesem Thema. Damals haben wir in der Gematik angefangen die Konzeption zu erstellen. Wir haben in Deutschland einen kontraproduktiven Zustand durch isolierte Datenhaltung. Wenn ich als Patient an 16 Stellen behandelt werde, kennt jede dieser Stellen nur ein Fragment von mir. Das ist versorgungstechnisch mehr als nur unschön. Die ePA ist ein erster Schritt, diese einrichtungsübergreifenden Informationslücken zu schließen. Dazu werden die Informationen, die in den Einrichtungen ohnehin vorliegen, durch die ePA übergreifend verfügbar gemacht. Das ginge sicherlich besser, aber es ist ein Anfang.

Digitalisierungsexperte Mark Langguth hat der DAZ Einblicke in die Entstehung und die Probleme der ePA verschafft.  

DAZ: Glauben Sie, dass flächendeckend Patient*innen widersprechen, einfach weil ihnen der Nutzen nicht gut erklärt wird und ja auch teilweise Stimmung dagegen gemacht wird?

Langguth: Spannende Frage. Hinterher werden wir, wie immer, mehr wissen. Die Aufklärung ist tatsächlich ausbaufähig. Allerdings werden die meisten den Brief der Krankenkasse, mit dem sie über ihr Widerspruchsrecht informiert werden, wohlwollend zur Kenntnis nehmen, folglich auch nicht widersprechen.

DAZ: Opt-out war also in Ihren Augen der richtige Weg, die ePA in die Fläche zu kriegen?

Langguth: Auf jeden Fall. Das wissen wir auch aus anderen Ländern. Dort, wo es Opt-out gibt, funktioniert es.

DAZ: Werden Ihrer Ansicht nach, viele Menschen die ePA über die App ihrer Kasse aktiv nutzen?

Langguth: Eher nicht, der verlangte Identifikationsprozess sowie die Authentifizierung wird weiterhin eine Hürde sein, ebenso wie bei der E-Rezept-App. Das muss man dann schon wirklich wollen. Ein initialer Identifikationsprozess in der Apotheke (ApoIdent) wäre eigentlich eine gute Lösung, dass hier mehr Menschen leichter Zugang zur benötigten GesundheitsID bekommen. Aber das sehe ich in absehbarer Zeit nicht kommen.

DAZ: Vielen Dank für das Gespräch.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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