Warum die DAZ nicht über die Kammerversammlung Berlin berichtet

Unzumutbare Bedingungen

25.11.2024, 16:45 Uhr

Verschwiegenheit als Bedingung für den Besuch einer Kammerversammlung? (Foto: S.../AdobeStock)

Verschwiegenheit als Bedingung für den Besuch einer Kammerversammlung? (Foto: S.../AdobeStock)


Im Frühjahr und im Herbst ballen sich die Versammlungen der Apothekerkammern. In aller Regel sind Medienvertreter dort mehr als willkommen. Anders ist das in Berlin: Dort wird versucht, die Arbeit von Journalisten einzuschränken.

In den vergangenen beiden Wochen fanden in fast allen Kammerbezirken die Delegiertenversammlungen statt – und an beinahe allen diesen Versammlungen haben Redaktionsmitglieder der DAZ teilgenommen, um darüber zu berichten. Durch die „Ballung“ der Versammlungen in wenigen Wochen bzw. sogar denselben Tagen, gelingt es nicht immer, alle Veranstaltungen abzudecken. Doch dass wir von der Versammlung der Apothekerkammer Berlin am 19. November nicht berichten konnten, hatte andere Gründe: unzumutbare Bedingungen.

In aller Regel ist die Fachpresse bei Kammerversammlungen sehr willkommen, ihre Vertreter werden zu den Veranstaltungen eingeladen und freundlich begrüßt. In Berlin ist das anders. Zwar haben laut Satzung neben allen Kammermitgliedern auch geladene Gäste Zutritt zur Versammlung, die Ehre einer Einladung aber wird der DAZ nicht zuteil.

Als das unter Ex-ex-Kammerpräsident Belgardt von der DAZ-Redaktion angesprochen wurde, haben wir – in berlinerisch-charmantem Ton – die Antwort bekommen, dann müssten wir eben ein Berliner Kammermitglied anstellen, diese hätten ja Zutritt … Gesagt, getan. Und so berichtet seit einiger Zeit eine Berliner Apothekerin für die DAZ über die dortige Kammer. Oder berichtete – denn am 19. November sollte sie vor Beginn der Veranstaltung eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben.

Auf Nachfragen wurde beschieden, alle Gäste müssten diese Erklärung abgeben. Wie gastfreundlich sich die Apothekerkammer Berlin gegenüber geladenen Gästen geben möchte, ist ihre Sache. Aber eine Journalistin vor einer Veranstaltung, die zumindest für Kammerangehörige öffentlich ist, zur Verschwiegenheit über die Inhalte dieser Veranstaltung verpflichten zu wollen, zeugt von einem zumindest fragwürdigen Verständnis von Pressefreiheit und der Aufgabe von Medien. Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch die vor einiger Zeit gefallene Aussage, man könne aus Platzgründen keine Medienvertreter einladen. Mit diesem fadenscheinigen Argument hat zuletzt die AfD versucht, die Berichterstattung über ihren Bundesparteitag einzuschränken.

Die Verschwiegenheitserklärung hat unsere Redakteurin nicht unterschrieben, sondern die Versammlung unverrichteter Dinge wieder verlassen. Ob auch andere Gäste eine solche Erklärung vorgelegt bekommen haben, wissen wir nicht. Es spielt auch keine Rolle. Wir werden in Zukunft trotzdem zu den Delegiertenversammlungen kommen. Zu glauben, mit solchen Restriktionen könne man die Berichterstattung über „unliebsame“ Themen unterbinden, ist im besten Falle naiv. In aller Regel werden Journalisten von solchen Vorgängen eher motiviert, in Zukunft noch genauer hinzuschauen.


Dr. Benjamin Wessinger (wes), Apotheker, DAZ-Chefredakteur
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Warum die DAZ nicht über die Kammerversammlung Berlin berichtet

von Bernd Haase am 25.11.2024 um 18:48 Uhr

Liebe DAZ Redaktion.

Chapeau !

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Was folgt als Nächstes?

von Christian am 25.11.2024 um 18:43 Uhr

Verschwiegenheitserklärungen von Redakteuren, Entmachtung der Hauptversammlung, intransparente Erhöhungen der Kammerbeiträge, Wahlen ohne Auswahl - was folgt als Nächstes? Was Not tut, ist ein frischer Wind innerverbandlicher Transparenz und Demokratie in den Funktionärsetagen von ABDA so mancher Kammer.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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