„Kein Wettlauf nach unten“

Britische Hausärzte wollen Ende der Blutdruckmessungen in Apotheken

Berlin - 27.11.2024, 09:15 Uhr

Blutdruckdruckmessungen in Apotheken gehören mittlerweile zum Versorgungsangebot in deutschen und britischen Apotheken. Das sehen einige Ärzt*innen nicht gern. (Foto: ABDA)

Blutdruckdruckmessungen in Apotheken gehören mittlerweile zum Versorgungsangebot in deutschen und britischen Apotheken. Das sehen einige Ärzt*innen nicht gern. (Foto: ABDA)


Im Vereinigten Königreich regt sich Widerstand seitens der Hausärzte gegen das ausgeweitete Versorgungsangebot in Apotheken. Bei ihrer Jahrestagung hat sich die Ärzteschaft dafür ausgesprochen, Blutdruck-Checks in Apotheken sofort zu stoppen. Angeblich entstünden den Praxen dadurch zusätzliche Belastungen. 

Führende Vertreter*innen der britischen Hausärzte haben sich auf ihrer Jahrestagung am vergangenen Dienstag für ein sofortiges Ende der in Apotheken angebotenen Blutdruckmessungen ausgesprochen. Der Antrag wurde mit überwältigender Mehrheit angenommen, teilte die British Medical Association (BMA) mit. Laut den Vertreter*innen der Ärzteschaft entstünden den Praxen durch die Auslagerung von Dienstleistungen zusätzliche Arbeit. Man dürfe sich keinen „Wettlauf nach unten“ zwischen Praxen und Apotheken leisten, sagte Victoria Ruth, die den lokalen Ärzte-Ausschuss (LMC) aus Devon vertritt.

Rebecca Williamsen vom LMC Mid Mersey kritisierte gegenüber dem Fachportal chemistanddruggist.co.uk, dass der zuständige staatliche Gesundheitsdienst NHSE Apotheker*innen und Hausärzt*innen beim Zugang zu Finanztöpfen gegeneinander ausspiele. Apotheken würden durch die neuen Dienstleistungsangebote immer stärker belastet, heißt es. In England können seit Februar sieben leichte Krankheitsbilder im Rahmen des Pharmacy-First-Programms direkt in der Apotheke behandelt werden.

In dem Antrag zur sofortigen Einstellung der Blutdruckmessungen in Apotheken war auch die Forderung enthalten, Apotheken die Abgabe von Arzneimittel besser zu honorieren. Apotheken, die Pharmacy First anbieten, sollten darauf achten, dass „die Leitlinien für die Verschreibung von Medikamenten befolgt und ein angemessenes Antibiotika-Stewardship sichergestellt“ sind. Andere Vertreter*innen sprachen sich dafür aus, das Programm sofort einzustellen und die dafür zur Verfügung gestellten Mittel in die „Kernbereiche der Allgemeinmedizin umzuleiten“.

Die Geschäftsführerin der Independent Pharmacies Association (IPA), Dr. Leyla Hannbeck, zeigte sich tief enttäuscht nach dem Beschluss der Hausärzte, Blutdruckmessung in Apotheken abschaffen zu wollen. Dieser gehe zu Lasten der Patientenversorgung. Auch sie bedauerte die Frontstellung zwischen Hausärzt*innen und Apotheken: „Die Lösung für die NHS-Krise liegt darin, dass die Regierung einen gemeinsamen Ansatz für die Finanzierung und Planung der Primärversorgung verfolgt, bei dem Apotheken und Allgemeinmediziner im Mittelpunkt stehen und zusammenarbeiten.“


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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