Ringelröteln durch Parvovirus B19

„Fünfte Krankheit“ verursacht feurig-roten Hautausschlag

28.11.2024, 16:30 Uhr

Bei Ringelröteln beginnt der typische Ausschlag mit einer Rötung der Wangen (Foto: Evgen/AdobeStock) 

Bei Ringelröteln beginnt der typische Ausschlag mit einer Rötung der Wangen (Foto: Evgen/AdobeStock)
 


Röteln und Windpocken gehören zu den Ausschlag verursachenden Kinderkrankheiten – daher der Name „fünfte Krankheit“. Ringelröteln dürfen nicht mit Röteln verwechselt werden, denn sie haben unterschiedliche Erreger.

Parvovirus B19 zählt zu den kleinsten bekannten Viren und wurde 1975 erstmals in der Blutkonserve eines gesunden Spenders nachgewiesen. Bei gesunden Kindern und Erwachsenen verläuft eine Parvovirus-B19-Infektion relativ mild oder sogar asymptomatisch. Eines der Hauptsymptome bei Kindern ist das Erythema infectiosum, ein rötlicher Ausschlag auf den Wangen. 

Bestimmte Bevölkerungsgruppen, wie Immungeschwächte oder Personen mit Sichelzellanämie, können jedoch ernsthaft erkranken. Besonders gefährdet sind Schwangere, die noch keine Ringelröteln durchgemacht haben. Denn vor allem bis zur 20. Schwangerschaftswoche können die Viren auf das ungeborene Kind übertragen werden und dessen Blut­bildung schädigen. Die Folge können Fehl- oder Totgeburten sein. Im Gegensatz zu Röteln gibt es keinen Impfstoff gegen Ringelröteln.

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Infektionen durch Parvovirus B19 treten überwiegend bei Kindern auf. 40 bis 50% der 15-Jährigen haben bereits virusspezifische Antikörper. Da Infektionen aber auch bei Erwachsenen möglich sind, liegt die Durchseuchungsrate bei den 40- bis 50-Jährigen bei 70 bis 80%. Eine einmal durchgemachte Erkrankung schützt vor einer Reinfektion. Epidemien treten gehäuft in den Winter- und Frühjahrsmonaten auf. Das Virus wird hauptsächlich über Tröpfchen in der Atemluft übertragen, nur selten über Blutkonserven. Auch eine Übertragung durch kontaminierte Gegenstände bzw. die Hände ist möglich. 

Beinahe ein Drittel der Infektionen verläuft symptomlos. Kommt es zu Krankheitssymptomen, treten diese typischerweise in zwei Phasen auf. Die erste Phase beginnt etwa eine Woche nach der Infektion. Die Symptome sind zunächst unspezifisch ähnlich denen einer leichten Erkältung, dazu kommen Fieber, Unwohlsein, Kopfschmerzen, leichte Übelkeit und Durchfall. Das Parvovirus B19 ist in dieser Phase am ansteckendsten, da die Viruslast sehr hoch ist. 

Charakteristisch ist der Hautausschlag, der nach etwa zwei bis fünf Tagen feurig-rot auf den Wangen auftritt. Nach weiteren ein bis vier Tagen folgt das zweite Stadium: Der Ausschlag breitet sich auf Schultern, Oberarmen, Oberschenkeln und am Gesäß aus. Die Hautveränderungen können ihre Form ändern und erscheinen oft girlanden- oder ringförmig. Der Ausschlag ist meist nicht schmerzhaft, Juckreiz oder Spannungsgefühl sind jedoch möglich. In der Regel verblasst der Ausschlag nach sieben bis zehn Tagen, kann aber bei Wärme, Stress und Sonnenlicht wieder aufflammen. Komplikationen sind selten, gelegentlich kommt es zu Gelenkentzündungen, die bevorzugt bei erwachsenen Frauen auftreten.

Vorsicht bei Schwangeren und Immungeschwächten

Bei Risikogruppen kann die Parvo­virus-B19-Infektion allerdings schwere Komplikationen verursachen. Das Parvo­virus B19 infiziert die Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen im Knochenmark, was zur Anämie führen kann. Wenn Schwangere die Infektion auf ihren Fötus übertragen, treten in 5 bis 10% der Fälle Komplikationen auf. Zu diesen unerwünschten Ereignissen gehören fetale Anämie, nicht-immuner Hydrops oder der Verlust des Fötus. Schwangere sollten sich deshalb nach Kontakt mit einer infizierten Person an ihren Arzt wenden, damit ein Antikörpertest zeigen kann, ob bereits früher eine Erkrankung vorlag und somit Immunschutz besteht. Infiziert sich eine Schwangere, sollte der Fötus in den folgenden Wochen engmaschig überwacht werden, da eine Transfusion erforderlich sein könnte.

Meist keine Therapie nötig

Eine Therapie ist bei Ringelröteln im Allgemeinen nicht erforderlich, spezifische antivirale Wirkstoffe sind auch nicht vorhanden. Bei Fieber können fiebersenkende Wirkstoffe gegeben werden, gegen raue oder schuppende Haut helfen geeignete Hautpflege­produkte. Da die Erkrankung bereits ansteckend ist, bevor die ersten Anzeichen auftreten und die Übertragung durch Tröpfchen stattfindet, helfen nur allgemeine Hygienemaßnahmen, das Übertragungsrisiko zu senken.

Literatur

[1] Ringelröteln. Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/ringelroeteln/, Stand: 24. April 2018

[2] Modrow S, Parvovirus B19: Ein Infektionserreger mit vielen Erkrankungsbildern. Dtsch Arztebl 2001;98(24):A-1620 / B-1390 / C-1293

[3] Rubin R. What to Know About the Recent Rise in Parvovirus B19 Infections. JAMA 2024;332(15):1226–1227, doi:10.1001/jama.2024.19694


Dr. Sabine Fischer, Apothekerin, DAZ-Autorin
redaktion@daz.online


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