Rezeptur

Neu im NRF: Kapselfüllmittel mit Lactose

03.12.2024, 15:15 Uhr

Kapselherstellung in der Apothekenrezeptur: Damit am Ende alle Kapseln gleichmäßig dosiert sind, sollte ein standardisiertes Füllmittel verwendet werden. (Foto: DAZ/Schelbert)

Kapselherstellung in der Apothekenrezeptur: Damit am Ende alle Kapseln gleichmäßig dosiert sind, sollte ein standardisiertes Füllmittel verwendet werden. (Foto: DAZ/Schelbert)


Apotheken können bei der Kapselherstellung auf eine weitere standardisierte Vorschrift zur Herstellung eines Kapselfüllstoffs zurückgreifen: Mit der Ergänzungslieferung 2024/2 wurde Lactose-Siliciumdioxid-Füllmittel als Stammzubereitung aufgenommen.

Kapseln sind eine Darreichungsform, die häufig in der Apothekenrezeptur hergestellt wird, wenn Fertigarzneimittel passender Dosierung fehlen oder Lieferengpässe die Eigenherstellung notwendig machen. Sie können mit verschiedenen Füllmitteln hergestellt werden. Im NRF (Neues Rezeptur Formularium) waren mit Mannitol-Siliciumdioxid-Füllmittel (NRF S.38.) und Cellulose-Siliciumdioxid-Füllmittel (NRF S.54.) bereits zwei standardisierte Herstellungsvorschriften enthalten. Nun steht mit NRF S.59. Lactose-Siliciumdioxid-Füllmittel eine dritte Stammzubereitung zur Verfügung.

Für die korrekte Dosierung wichtig: Schüttdichte 0,6 g/ml

Das Füllmittel besteht aus 99,5 Teilen Lactose-Monohydrat und 0,5 Teilen hochdispersem Siliciumdioxid (200 m²/g, Aerosil®). Der Zusatz von hochdispersem Siliciumdioxid erleichtert das verklumpungsfreie Verreiben mit dem Wirkstoff und verbessert die Fließeigenschaften. Die Herstellung erfolgt in einer glatten Schale, dabei wird in das vorgelegte Siliciumdioxid die Lactose schrittweise eingearbeitet. Die verwendete Schale sollte mindestens das zehnfache Nennvolumen der herzustellenden Chargengröße haben. Abschließend wird im NRF die Bestimmung der Schüttdichte empfohlen. Sie kann nach DAC-Probe 21 mit einem 25 ml-Messzylinder ermittelt werden. Alternativ ist bei Wepa das ProFiller® Tap Densimeter für die unkomplizierte und präzise Bestimmung der Schüttdichte erhältlich. Laut NRF ist beim Lactose-Siliciumdioxid-Füllstoff mit einer Schüttdichte von rund 0,6 g/ml zu rechnen. Der ermittelte Wert ist sowohl bei der volumendosierten Herstellungsmethode (Kalibriermethode oder Messzylindermethoden A und B) nötig, um das Mischungsverhältnis zwischen Wirkstoff und Füllmittel abschätzen zu können, als auch bei der massenbasierten Dosiermethode, um die benötigte Menge Füllmittel zu berechnen (s. NRF I.9.3.1). Zum Vergleich: Das Füllmittel auf Mannitol-Basis hat eine Schüttdichte zwischen 0,475 und 0,575 g/ml, das Füllmittel auf Basis mikrokristalliner Cellulose von 0,38 g/ml.

Achtung bei Lactoseintoleranz

Lactose ist ein reduzierender Zucker. Der Füllstoff ist daher inkompatibel mit einigen Stickstoff-haltigen Arzneistoffen (primären Aminen). Außerdem kann der Füllstoff ein Problem für Patienten mit Lactose-Intoleranz sein. Vorteilhaft im Vergleich zum Standardfüllstoff Mannitol ist seine geringere osmotische Aktivität (isoosmotische Konzentrationen: Mannitol ca. 5%, Lactose ca. 10%).


Dr. Sabine Werner, Apothekerin und Redakteurin
readktion@daz.online


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