Ursprung der Pandemie

Abschlussbericht des US-Repräsentantenhauses stärkt Labor-These

Berlin - 04.12.2024, 15:45 Uhr

Der Vorsitzende des Corona-Untersuchungsausschusses, Brad Wenstrup. Sein Ausschuss sieht Anhaltspunkte für einen Ursprung der Pandemie im Labor. (Foto: Select Subcommittee on the Coronavirus Pandemic)

Der Vorsitzende des Corona-Untersuchungsausschusses, Brad Wenstrup. Sein Ausschuss sieht Anhaltspunkte für einen Ursprung der Pandemie im Labor. (Foto: Select Subcommittee on the Coronavirus Pandemic)


Bisher sind sich die Gelehrten uneins darüber, woher SARS-CoV-2 stammt. Während bisherige Untersuchungen vor allem eine Übertragung des Virus von einem Wildtier auf den Menschen nahelegen, kommt ein Untersuchungsausschuss des US-Repräsentantenhauses zum Ergebnis, dass der Ursprung in einem Labor in Wuhan liegt. 

Abgeordnete des US-Repräsentantenhauses haben einen Untersuchungsbericht zur Corona-Pandemie vorgelegt. Darüber informierte das Committee on Oversight and Accountability des Repräsentantenhauses am Montag auf seiner Internetseite. Der mehr als 500 Seiten lange Bericht ist öffentlich zugänglich. Er soll als Grundlage für Maßnahmen gegen zukünftige Pandemien dienen, heißt es. Das Select Subcommittee on the Coronavirus Pandemic hatte über zwei Jahre mehr als 100 Untersuchungsbriefe verschickt, mehr als 30 Befragungen mit Verantwortlichen geführt, 25 Anhörungen durchgeführt und mehr als eine Million Seiten an Dokumenten geprüft, heißt es.

Noch im September hatte eine Studie die COVID-19-Pandemie auf eine Übertragung von Wildtieren zurückgeführt. Auch Untersuchungen eines US-Geheimdienstes kamen im vergangenen Jahr zum selben Ergebnis. 

Laut dem Bericht gibt es jedoch Hinweise darauf, dass SARS-CoV-2 künstlichen Ursprungs sei. Es werden fünf Kern-Argumente genannt, die darauf hindeuten sollen, dass der Erreger aus einem Labor in der chinesischen Stadt Wuhan stammt:

Argumente für einen Ursprung im Labor

  • Das Virus besitze biologische Eigenschaften, die in der Natur nicht vorkämen.
  • Die Daten legten nahe, dass die Pandemie auf eine einzige Einschleppung („Spillover“) zurückzuführen sei. Frühere Pandemien mit natürlichem Ursprung gingen jedoch auf mehrere Spillover-Ereignisse zurück.
  • In Wuhan befand sich während des Ausbruchs das wichtigste SARS-Forschungslabor, in dem sogenannte Gain-of-Function-Forschung betrieben worden sei. Dabei seien in der Vergangenheit notwendige Sicherheitsmaßnahmen nicht eingehalten worden.
  • Forscher des Wuhan Institute of Virology seien bereits im Herbst 2019 an einem „COVID-ähnlichen Virus“ erkrankt, Wochen bevor Erkrankungen im Zusammenhang mit dem Tiermarkt der Stadt nachgewiesen wurden.
  • Ein natürlicher Ursprung sei bisher nicht überzeugend nachgewiesen worden.

Deshalb kommt der Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses zu dem Schluss, dass der „Ursprung von COVID-19 höchstwahrscheinlich ein Zwischenfall in einem Labor ist, bei dem es um ‚Gain-Of-Function‘-Forschung geht.“ Staatliche Maßnahmen zur Überwachung dieser „gefährlichen“ Forschung seien unzureichend.

Beteiligung von US-Organisation

Insbesondere die Nichtregierungsorganisation EcoHealth Alliance steht im Fokus der geäußerten Kritik. Diese sei an der Gain-Of-Function-Forschung in Wuhan beteiligt gewesen – sogar US-Steuergelder seien dort investiert worden. Der Untersuchungsausschuss habe Verstöße von EcoHealth gegen Sicherheits-Richtlinien des National Institutes of Health (NIH) aufgedeckt, woraufhin der Organisation staatliche Finanzmittel gestrichen worden seien. 

Auch das US-Justizministerium hatte demnach Ermittlungen in diesem Zusammenhang gegen die Organisation eingeleitet und staatliche Mittel gestrichen. Gegen den Präsidenten von EcoHealth, Peter Daszak, werden schwere Vorwürfe erhoben. Dieser habe die Untersuchung behindert, indem er wichtige Dokumente verfälscht und zudem unwahre Angaben vor dem US-Kongress gemacht habe.

Virologe Fauci in der Kritik

Auch einer der führenden Virologen der USA wurde von dem Untersuchungsgremium befragt. Anthony Fauci war Mitglied des Corona-Krisenstabs der US-Regierung von Joe Biden. Er war maßgeblich für die Ausgestaltung der Anti-Pandemie-Maßnahmen verantwortlich – beispielsweise für die Masken- und Abstandsregelungen. David Morens, einer von Faucis führenden Beratern, habe den Kongress zu den untersuchten Vorgängen belogen und nichtöffentliche Informationen mit EcoHealth-Präsident Daszak geteilt, um den Ausschluss des Unternehmens von den Finanztöpfen des NIH zu verhindern, so der Vorwurf. Bei seiner Befragung durch den Untersuchungsausschuss argumentierte Fauci dem Bericht zufolge vehement gegen die Labor-These.

Papier trägt Handschrift der Republikaner

Seit der US-Wahl 2020 besetzen die Republikaner die Mehrheit des Repräsentantenhauses. Der Abschlussbericht des Select Subcommittee on the Coronavirus Pandemic trägt spürbar deren Handschrift. Neben der Frage des Ursprungs der Pandemie wurden im Bericht auch die Maßnahmen zu deren Eindämmung kritisch beleuchtet.

So seien die von der Biden-Regierung auf den Weg gebrachten Hilfszahlungen, „von internationalen Betrügern gestohlen“ worden. Schlüssige Belege für den Nutzen der Maskenpflicht und die Wirksamkeit der COVID-19-Impfstoffe seien nicht vorgelegt worden. Demgegenüber hätten die von Donald Trump zum Ende seiner ersten Legislaturperiode erlassenen Reisebeschränkungen „Leben gerettet“. 

Die Biden Regierung habe sich „undemokratischer und wahrscheinlich verfassungswidriger Methoden“ bedient, um Meinungsäußerungen gegen die Anti-Pandemie-Maßnahmen zu zensieren. Die Impfregelungen der Biden-Regierung waren demnach „wissenschaftlich nicht fundiert und richteten mehr Schaden als Nutzen an“. Die US-amerikanische Gesellschaft sei zudem nicht angemessen über Impfschäden durch COVID-19-Impfstoffe informiert worden, heißt es im Bericht.

„Die COVID-19-Pandemie hat das Misstrauen in die Führung deutlich gemacht. Vertrauen muss man sich verdienen. Rechenschaftspflicht, Transparenz, Ehrlichkeit und Integrität werden dieses Vertrauen zurückgewinnen. Eine künftige Pandemie erfordert eine gesamtamerikanische Reaktion, die von Personen ohne persönlichen Nutzen oder Voreingenommenheit geleitet wird“, sagte der Vorsitzende des Select Subcommittee on the Coronavirus Pandemic, Brad Wenstrup.


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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