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ASS plus Pseudoephedrin
Herzinfarkt nach Erkältungskombi
Aspirin complex und Grippostad complex kombinieren ASS und Pseudoephedrin gegen Erkältungen. Die Ärzteschaft berichtet nun über einen Patienten mit Herzinfarkt nach Anwendung einer solchen Erkältungskombi.
Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) berichtet über einen Patienten mit einem auf Koronarspasmen beruhenden Herzinfarkt. Dieser trat nach kurzer Zeit auf, nachdem der Patient „erstmalig“ ein rezeptfreies Kombinationsarzneimittel mit Acetyalsalicylsäure (ASS) und Pseudoephedrin angewendet hatte. Erhältlich sind in deutschen Apotheken Aspirin Complex, Aspirin Sinucomplex oder Grippostad Complex. Alle kombinieren 500 mg Acetylsalicylsäure mit 30 mg Pseudoephedrin, sind als Granulat konzipiert und indiziert bei Schmerzen und Fieber im Rahmen einer Erkältung, die mit Schnupfen und Schleimhautschwellung der Nase und Nasennebenhöhlen einhergeht.
Herzinfarkt nach Pseudoephedrin „plausibel“
Der AkdÄ zufolge wurde der Patient intensivmedizinisch betreut und erhielt mehrere Stents. Sie hält den Zusammenhang der Koronarspasmen mit der Einnahme von Pseudoephedrin pathophysiologisch für „plausibel“, da Pseudoephedrin als indirektes Sympathomimetikum Noradrenalin aus sympathischen Nervenendigungen freisetzt. Der vasokonstriktive Effekt von Pseudoephedrin könne den Blutdruck erhöhen und zu einem Vasospasmus führen, erklärt die Ärzteschaft.
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Menschen mit bestimmten kardiovaskulären Vorerkrankungen müssen Arzneimittel mit Pseudoephedrin meiden, dazu gehören dem Beipackzettel von Aspirin Complex zufolge „Herzschwäche, Bluthochdruck, Koronare Herzkrankheit (Durchblutungsstörungen des Herzmuskels)“. Im Bewertungsbericht des PRAC, veröffentlicht im November 2023 anlässlich eines Risikobewertungsverfahrens zu Pseudoephedrin-haltigen Arzneimitteln, betont der für die Arzneimittelsicherheit bei der EMA zuständige Pharmakovigilanzausschuss: „Pseudoephedrin-haltige Arzneimittel sind bekanntermaßen mit kardiovaskulären Risiken verbunden, z. B. Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und Herzversagen, ischämische Risiken (transitorische ischämische Attacke, Myokardinfarkt, ischämischer Schlaganfall, ischämische Kolitis und ischämische Optikusneuropathie) oder hämorrhagische Schlaganfälle“. Im besagten Risikobewertungsverfahren hatte der PRAC die Gefahr eines posterioren reversiblen Enzephalopathie-Syndroms (PRES) und eines zerebralen Vasokonstriktionssyndroms (RCVS) im Zusammenhang mit Pseudoephedrin untersucht und bestätigt. Pseudoephedrin-haltige Arzneimittel sind daher kontraindiziert bei Patienten mit schwerer oder unkontrollierter Hypertonie sowie bei schwerer akuter oder chronischer Nierenerkrankung oder Nierenversagen.
Sorgfältig beraten
Die AkdÄ betont, dass „vermeintlich harmlose, rezeptfrei erhältliche Arzneimittel“ schwerwiegende Nebenwirkungen verursachen könnten und Patient:innen „sorgfältig“ über den Nutzen und das Risiko Pseudoephedrin-haltiger Präparate aufgeklärt werden sollten, insbesondere, da die Indikation „nicht schwerwiegend“ sei.
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