Erhöhtes Demenzrisiko für Frauen nach Gestationshypertonie
Schwangerschaftskomplikationen sind mit einem erhöhten Risiko assoziiert, an zerebrovaskulären Erkrankungen und deren Risikofaktoren wie etwa Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes oder Übergewicht zu erkranken. Da zwischen zerebrovaskulären Erkrankungen und Demenz eine deutliche Assoziation besteht, wird ein ähnlicher Zusammenhang zwischen Schwangerschaftskomplikationen und dem späteren Demenzrisiko vermutet. Für diese
Hypothese spricht auch die Tatsache, dass Frauen ein höheres Demenzrisiko aufweisen als Männer. Da sowohl Demenzerkrankungen als auch Schwangerschaftskomplikationen häufiger werden, ist das Wissen um einen möglichen Zusammenhang von Interesse. Für einzelne Schwangerschaftskomplikationen wie Hypertension konnte die Assoziation mit einem erhöhten Demenzrisiko bereits gezeigt werden. Ob auch weitere Schwangerschaftskomplikationen die mütterliche Kognition und das Demenzrisiko erhöhen, wurde mithilfe einer Metaanalyse untersucht.
Follow-Up über mehrere Jahrzehnte
Für die Metaanalyse konnten elf Studien mit den Daten von 6.263.431 Frauen herangezogen werden, in denen das Auftreten milder kognitiver Störungen oder das Auftreten einer Demenz bei Frauen mit Schwangerschaftskomplikation untersucht worden war. Darunter fielen Schwangerschaftshypertonie, Totgeburt, vorzeitige Geburt, Gestationsdiabetes, Plazentarupturen und fetale Wachstumsstörungen. Die primären Endpunkte der ausgewerteten Studien waren milde kognitive Beeinträchtigungen, Demenz, Alzheimer Erkrankung und vaskuläre Demenz. Die Dauer des Follow-Up war unterschiedlich; sie betrug meist mehrere Jahrzehnte.
Risiko für vaskuläre Demenz auf fast das Doppelte erhöht
Die Auswertung führte zu folgenden Aussagen:
- Trat eine Schwangerschaftskomplikation (alle einzelnen Komponenten zusammengenommen) auf, war das Risiko, später eine Demenz oder eine Alzheimer-Erkrankung zu entwickeln, moderat um 32% bzw. 26% erhöht (adjustierte Hazard Risiko [HR] 1,32 bzw. 1,26); das Risiko für eine vaskuläre Demenz war beinahe verdoppelt (HR 1,94).
- Die konsistentesten Ergebnisse waren für die Assoziation zwischen einer Hypertonie (chronische Hypertension, Schwangerschaftshypertonie, Präeklampsie, Eklampsie, HELLP-Syndrom) und Demenz zu finden. Hier waren sowohl das Demenzrisiko wie auch das Risiko, an einer vaskulären Demenz zu erkranken um 32% bzw. 78% erhöht (HR 1,32 bzw. 1,78). Das Risiko, eine Alzheimer Erkrankung zu entwickeln, war nicht erhöht.
- Totgeburten erhöhten das Demenzrisiko (alle Formen zusammengenommen) nicht signifikant (HR 1,26). Dasselbe scheint für frühzeitige Geburten und fetale Wachstumsstörungen zu gelten, für eine präzise Aussage liegen aber zu wenige Daten vor.
Da offenbar ein Zusammenhang zwischen Schwangerschaftskomplikationen und Demenzerkrankungen besteht, sollten die betroffenen Frauen engmaschig beobachtet werden, um im Bedarfsfall kognitive Beeinträchtigungen zu erkennen und gegebenenfalls zu therapieren, so das Fazit der Studienautoren.
Literatur
Miller EC et al. Associations between adverse pregnancy outcomes and cognitive impairment and dementia: a systematic review and meta-analysis. Lancet Healthy Longev 2024;5(12):
100660, doi: 10.1016/j.lanhl.2024.100660