Nur durchschnittliche Noten für deutsche Zentren
Die Attraktivität deutscher Innenstädte ist okay, hat aber deutlich Luft nach oben. Auf diesen Nenner lässt sich eine aktuelle Befragung von 69.000 Passanten durch das Marktforschungsinstitut IFH Köln zu Attraktivität, Angebot und Besuchsmotiven von Stadtzentren bringen, aus denen auch Apotheker wichtige Rückschlüsse ziehen können. Dabei zeigt sich, dass zwar die Passantenfrequenzen wieder nahezu auf Vor-Corona-Niveau liegen, die Gesamtdurchschnittsnote zur Innenstadtattraktivität aber ähnlich wie bei den Befragungen 2020 und 2022 mit der Schulnote Zwei Minus (2,5) allenfalls als durchschnittlich bewertet wird. Insbesondere die einschlägigen Insolvenzen relevanter Innenstadthändler in den letzten Jahren haben laut der Untersuchung vielerorts ihre Spuren in Form leer stehender Ladenlokale hinterlassen. „Die Situation vieler Innenstädte und Ortskerne bleibt auch im Jahr 2025 sehr herausfordernd“, stellt Bernd Düsterdiek, Beigeordneter des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB) fest. Entsprechend sind sich die befragten Passanten einig, dass die wichtigste Maßnahme für attraktivere Innenstädte die Vermeidung von Leerständen ist. Außerdem wird das Thema Infrastruktur als verbesserungswürdig eingestuft, ebenso wie die Aufwertung der Fußgängerzonen und eine grünere Gestaltung der City. Die Aufenthaltsqualität ist laut IFH nach wie vor entscheidend für die Attraktivität einer Innenstadt. „Attraktive Innenstädte sind Innenstädte, die alle Altersgruppen mit passenden Angeboten ansprechen. In Zeiten des demografischen Wandels müssen generationenspezifische Bedarfe mitgedacht werden“, sagt Markus Preißner, wissenschaftlicher Leiter am IFH Köln. „Es reicht dabei nicht, nur attraktive Einkaufsmöglichkeiten zu bieten – vor allem jüngere Menschen wollen auch ansprechende Gastronomie und setzen auf Erlebnis und Vitalität.“
Leipzig, Erfurt und Chemnitz vorn
Unter den Großstädten mit über 200.000 Einwohnern schneiden in der Umfrage Leipzig, Erfurt und Chemnitz am besten ab; in mittelgroßen Städten mit 50.000 bis 200.000 Bewohnern sind Arnsberg-Neheim, Bocholt und Lüneburg Best-Performer, und in Städten bis 50.000 Einwohnern erzielen Freiberg (Sachsen), Brühl und Landsberg (Lech) die besten Ergebnisse. Das Durchschnittsalter der Menschen in den städtischen Zentren liegt laut der Untersuchung bei 46,1 Jahren. Bei der Frage nach dem richtigen Angebot für die Besucher zeige sich, dass Einkaufen zwar generationenübergreifend das Besuchsmotiv Nummer Eins bleibt (61%), allerdings komme mehr als jeder Dritte mit dem Ziel des Gastronomiebesuchs (40%) in die City. In der Gen Z (15 – 30 Jahre) rückten die beiden Besuchsmotive besonders nah aneinander.
Potenzial bei Freizeitmöglichkeiten und Kultur
Das wichtige Gastronomieangebot schneidet in den meisten Städten laut der Untersuchung gut ab (Note 2,2). Ausbaubedarf gibt es dagegen bei Freizeitmöglichkeiten (40% der Städte schneiden schlechter als 3,0 ab) und dem Kulturangebot (20% schlechter als 3,0). Das Einzelhandelsangebot landet im Mittelfeld (2,3) – den größten Einfluss auf dessen Attraktivität hat nach wie vor der Fashion-Bereich mit Bekleidung und Schuhen. „Der Einzelhandel spielt nach wie vor eine zentrale Rolle in unseren Innenstädten. Aber seine Bedeutung nimmt ab. Innenstadtstrategien sollten daher Elemente, welche den Handel ergänzen, gezielt stärken. Gute Erfahrungen gibt es beispielsweise mit der Ansiedlung von Bildungseinrichtungen, medizinischer Versorgung und öffentlichen Institutionen“, sagt Anne-Kathrin Tögel, Referatsleiterin Stadtentwicklung und Flächenpolitik der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK).