Nateglinid

Nateglinid 

ATC-Code

A: Alimentäres System und Stoffwechsel

A10: Antidiabetika

A10B: Antidiabetika, exkl. Insuline

A10BX: Andere Antidiabetika, exkl. Insuline

A10BX03: Nateglinid

Wirkungsmechanismus

Das insulinotrop wirkende Nateglinid ist ein Derivat der Aminosäure Phenylalanin. Seine Wirkung hängt von der Funktionstüchtigkeit der Betazellen in den Langerhans-Inseln des Pankreas ab. Nateglinid wirkt wie Repaglinid und die Sulfonylharnstoffe, indem es die ATP-sensitiven Kaliumkanäle der Betazellen schließt. Dadurch kommt es zur Teildepolarisation der Zellmembran, und Calciumkanäle öffnen sich. Der gesteigerte Calciumioneneinstrom induziert die Insulinsekretion. Allerdings greift Nateglinid wahrscheinlich an einer anderen Stelle des Kaliumkanals an als die Sulfonylharnstoffe.

Bei Typ-2-Diabetikern erfolgt die insulinotrope Antwort auf eine Mahlzeit innerhalb der ersten 15 Minuten nach der Einnahme von Nateglinid. Dadurchentfaltet sich die blutzuckersenkende Wirkung bereits im Verlauf der Mahlzeit. Der Insulinspiegel kehrt innerhalb von 3 bis 4 Stunden zum Ausgangswert zurück.

Wie Repaglinid induziert Nateglinid die Insulinausschüttung aus den Betazellen des Pankreas nur in Anwesenheit von Glucose, so dass mit sinkendem Blutzuckerspiegel das Ausmaß der Insulinfreisetzung abnimmt. Dagegen führt die gleichzeitige Aufnahme von Nahrung oder eine Glucose-Infusion zu einer Verstärkung der Insulinsekretion. Insgesamt wird weniger Insulin freigesetzt als bei der Behandlung mit Sulfonylharnstoffen.

Im Vergleich zu den einzeln verabreichten Wirkstoffen zeigte Nateglinid in der Kombination mit Metformin, welches hauptsächlich den Nüchternblutzucker beeinflusst, einen additiven Effekt auf den HbA1c-Wert. Die Wirksamkeit der Kombination aus Nateglinid und Metformin wurde bisher nicht mit der Kombination aus Sulfonylharnstoff und Metformin verglichen.

Pharmakokinetik

Nateglinid wird nach oraler Einnahme vor einer Mahlzeit rasch resorbiert,wobei maximale Plasmakonzentrationen in der Regel in weniger als einer Stunde erreicht werden. Die absolute Bioverfügbarkeit beträgt etwa 72%. Die Plasmaproteinbindung von Nateglinid liegt zwischen 97 und 99%. Nateglinid wird stark metabolisiert, vor allem durch CYP2C9. Nateglinid und seine Metaboliten werden schnell und vollständig ausgeschieden, über 80% mit dem Urin, weitere 10% mit den Fäzes. Die Eliminationshalbwertszeit liegt bei 1,5 Stunden.

Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Nateglinid muss innerhalb von 1 bis 30 Minuten vor den Mahlzeiten (präprandial) eingenommen werden. Als Startdosis werden 60 mg dreimal täglich vor den Hauptmahlzeiten empfohlen. Diese kann auf 120 mg dreimal täglich erhöht werden. Die empfohlene maximale Einzeldosis, die vor den drei Hauptmahlzeiten eingenommen werden soll, beträgt 180 mg.

Bei Patienten mit leichten bis mittelschweren Leberfunktionsstörungen ist keine Dosisanpassung erforderlich. Da Patienten mit schweren Lebererkrankungen nicht untersucht wurden, ist Nateglinid in dieser Patientengruppe kontrain-diziert.Bei Patienten mit leichten bis mittelschweren Nierenfunktionsstörungen ist keine Dosisanpassung erforderlich. Bei Diabetikern mit mittelschweren bis schweren Nierenfunktionsstörungen könnte eine Dosisanpassung erforderlich sein.

Kontraindikationen

Kontraindiziert ist Nateglinid bei

  • Typ-1-Diabetes, C-Peptid-negativ,
  • diabetischer Ketoazidose mit oder ohne Koma,
  • Schwangerschaft und Stillzeit,
  • schwerer Lebererkrankung.

Unerwünschte Wirkungen

Wie bei anderen Antidiabetika können auch bei der Einnahme von Nateglinid hypoglykämische Reaktionen auftreten. Die Reaktionen zeigen in der Regel einen leichten Verlauf und sind durch die Einnahme von Kohlenhydraten problemlos zu behandeln. In klinischen Studien kam es unter Nateglinid-Monotherapie bei 10,4% der Patienten, unter Kombinationstherapie mit Nateglinid und Metformin bei 14,5% der Patienten, unter Metformin-Monotherapie bei 6,9% der Patienten, unter Glibenclamid-Monotherapie bei 19,8% der Patienten und unter Plazebo bei 4,1 % der Patienten zu Symptomen einer hypoglykämischen Reaktion.Selten kam es zu Überempfindlichkeitsreaktionen wie Ausschlag, Jucken und Urtikaria. Ebenfalls selten waren Erhöhungen der Leberenzymwerte. Die meisten Fälle waren leicht und vorübergehend und führten nur selten zum Absetzen der Behandlung.

Wechselwirkungen

ACE-Hemmer können die hypoglykämische Wirkung von Nateglinid verstärken. Die folgenden Substanzen können die hypoglykämische Wirkung von Nateglinid einschränken: Diuretika, Glucocorticoide und Beta-2-Agonisten. Nateglinid wird vor allem durch CYP2C9 metabolisiert. Wenn gleichzeitig verabreichte Arzneimittel dieses Enzym hemmen, besteht das Risiko einer erhöhten Exposition von Nateglinid. Diese könnte eine längere Wirkung und ein möglicherweise erhöhtes Hypoglykämie-Risiko bewirken.

Nateglinid hat keine klinisch relevanten Effekte auf die pharmakokinetischen Eigenschaften von Arzneimitteln, die durch CYP2C9 und CYP3A4 metabolisiert werden. Bei gemeinsamer Verabreichung mit Nateglinid ist keine Dosisanpassungfür Digoxin, Warfarin oder andere Arzneimittel, die Substrate für diese Enzyme darstellen, erforderlich.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Nateglinid darf nicht als Monotherapeutikum angewendet werden. Wie andere Substanzen, die die Insulinsekretion anregen, kann Nateglinid Hypoglykämien hervorrufen. Das Risiko einer Hypoglykämie kann durch anstrengende körperliche Betätigung oder durch Alkoholgenuss erhöht werden. Nateglinid muss bei Patienten mit mittelschweren und schweren Lebererkrankungen mit Vorsicht verabreicht werden.

Schwangerschaft und Stillzeit

Bei schwangeren Frauen liegen keine Erfahrungen mit Nateglinid vor. In der Schwangerschaft und der Stillzeit sollte Nateglinid nicht eingenommen werden.

Handelspräparat Starlix® 

Hersteller

Einführungsdatum

Zusammensetzung

1 Filmtablette enthält 60/120 mg Nateglinid.

Hilfsstoffe: Lactose-Monohydrat, mikrokristalline Cellulose, Povidon, CroscarmelloseNatrium, Magnesiumstearat, Eisen(III)-oxid (E172), Hypromellose, Titandioxid (E171), Talkum, Macrogol, hochdisperses Siliciumdioxid

Packungsgrößen, Preise, PZN

Starlix 60 mg: 30 Filmtabletten, DM 35,76, PZN 0912362;
120 Filmtabletten, DM 122,40, PZN 0912385.
Starlix 120 mg: 30 Filmtabletten, DM 35,76, PZN 0912422;
120 Filmtabletten, DM 122,40, PZN 0912445;
3 x 120 Filmtabletten, DM 410,42, PZN 0912451.

Indikation

Zur Anwendung als orales Antidiabetikum

Dosierung

Startdosis: 60 mg dreimal täglich vor den Hauptmahlzeiten; kann auf 120 mg dreimal täglich erhöht werden.

Kontraindikationen

Typ-1-Diabetes, diabetische Ketoazidose mit oder ohne Koma, Schwangerschaft und Stillzeit, schwere Leberfunktionsstörungen.

Unerwünschte Wirkungen

Wie bei anderen Antidiabetika können auch bei der Einnahme von Nateglinid hypoglykämische Reaktionen auftreten. Die Reaktionen zeigen in der Regel einen leichten Verlauf und sind durch die Einnahme von Kohlenhydraten problemlos zu behandeln. In einzelnen Fällen wurde während einer Behandlung mitNateglinid ein Anstieg der Leberenzymwerte beobachtet.

Wechselwirkungen

ACE-Hemmer können die hypoglykämische Wirkung von Nateglinid verstärken. Die folgenden Substanzen können die hypoglykämische Wirkung von Nateglinid vermindern: Diuretika, Glucocorticoide und Beta-2-Agonisten.

Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme

Das Risiko einer Hypoglykämie kann durch anstrengende körperliche Betätigung oder durch Alkoholgenuss erhöht werden. Nateglinid muss bei Patienten mit mittelschweren und schweren Lebererkrankungen mit Vorsicht verabreicht werden.

Kurz zusammengefasst 

Nateglinid (Starlix®) ist ein weiteres perorales Antidiabetikum aus der Stoffklasse der Glinide. Das D-Phenylalaninderivat ist in Deutschland im Gegensatz zu Repaglinid (Novonorm®), das auch zur Monotherapie verwendet werden kann, nur zur Kombinationstherapie mit Metformin bei Typ-2-Diabetikern zugelassen, deren Blutzucker sich mit einer Monotherapie oder Diät nicht ausreichend einstellen lässt. Mit Nateglinid lässt sich die mangelhafte Insulinsekretion zu den Mahlzeiten während des Tages wieder herstellen, Metformin dagegen bremst vor allem die erhöhte nächtliche Glukoneogenese und damit die Nüchtern-Blutzuckerwerte. Nateglinid wird nach oraler Einnahme vor einer Mahlzeit rasch resorbiert, wobei maximale Plasmakonzentrationen in der Regel in weniger als einer Stunde erreicht werden. Die absolute Bioverfügbarkeit beträgt etwa 72%. Nateglinid wird stark metabolisiert, vor allem durch CYP2C9. Nateglinid und seine Metaboliten werden schnell und vollständig ausgeschieden, über 80% mit dem Urin, weitere 10% mit den Fäzes. Die Eliminationshalbwertszeit liegt bei 1,5 Stunden.

Wie bei Repaglinid hängt auch bei Nateglinid die Wirkung von der Glucosekonzentration im Blut ab. Beide Substanzen wirken schneller als Sulfonylharnstoffe. Nateglinid wirkt etwas schneller als Repaglinid, allerdings ist die Wirkdauer mit 1,5 Stunden auch kürzer. 15 Minuten nach der Einnahme des Wirkstoffes wird bei Typ-2-Diabetikern die Insulinfreisetzung stimuliert, der Insulinspiegel erreicht nach 3 bis 4 Stunden wieder seinen Ausgangswert. Nateglinid kann vor jeder Hauptmahlzeit eingenommen werden und senkt dann den postprandialen Blutzuckerspiegel. Auf diese Weise kann die Medikation flexibel dem Bedarf bei den Mahlzeiten angepasst werden. Zwischen den Mahlzeiten kehrt die Betazelle zu ihrer basalen Insulinsekretion zurück. Wegen der kurzen Halbwertszeit ist die Gefahr einer Hypoglykämie geringer als bei Sulfonylharnstoffen. Das Auslassen einer Mahlzeit ist problemlos möglich, und auch die Gefahr von nächtlichen Hypoglykämien ist gering.

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