Gatifloxacin
Gatifloxacin
ATC-Code
S: Sinnesorgane
S01: Ophthalmika
S01A: Antiinfektiva
S01AX: Andere Antiinfektiva
Wirkungsmechanismus
Gatifloxacin wirkt bakterizid. Der Wirkmechanismus beruht auf Wechselwirkungen mit dem Enzym DNA-Gyrase (Topoisomerase II) und Topoisomerase IV. Diese Enzyme sind essenziell für die Teilung des Bakterienchromosoms.
- Empfindliche Keime: Grampositive Bakterien: Streptococcus pneumoniae (inkl. Penicillin-intermediärer, Penicillin- und Makrolid-resistenter Stämme), Streptococcus pyogenes (Gruppe A), Streptococcus milleri group, Streptococcus agalactiae, Staphylococcus saprophyticus, Staphylococcus viridans Gruppe, Staphylococcus aureus, Staphylococcus epidermidis, Enterococcus faecalis. Gramnegative Bakterien: Haemophilus influenzae (incl. Beta-Lactamase-neg. und
- pos. Stämme), Haemophilus parainfluenzae, Moraxella catarrhalis (inkl. BetaLactamase-neg. und -pos. Stämme), Bordetella pertussis, Neisseria gonorrhoeae, Neisseria meningitidis. Enterobakterien: Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae, Klebsiella oxytoca, Enterobacter cloacae, Enterobacter spp., Morganella morganii, Citrobacter freundii, Citrobacter diversus, Proteus mirabilis, Proteus vulgaris, Providencia stuartii, Salmonella spp., Serratia marcescens, Shigella spp. Anaerobier: Fusobacterium spp., Bacteroides fragilis, Prevotella spp., Peptostreptococcus spp., Propionibacterium acnes, Clostridium spp. Intrazelluläre Keime: Chlamydia pneumoniae, Mycoplasma pneumoniae, Mycoplasma hominis, Ureaplasma urealyticum, Legionella pneumophila
- Intermediär empfindliche Keime: Grampositive Bakterien: Staphylococcus aureus (MR), Enterococcus faecium. Gramnegative Bakterien: Pseudomonas aeruginosa, Providencia rettgeri, Pseudomonas fluorescens, Stenotrophomonas maltophilia, B. ovatus
- Resistente Keime: Grampositive Bakterien: Enterococcus gallinarum, Clostridium difficile. Gramnegative Bakterien: Burkholderia cepacia. In-vitroStudien zeigen, dass sich eine Resistenz gegen Gatifloxacin langsam über eine mehrere Schritte umfassende Mutation entwickelt. In vitro tritt die Resistenz gegen Gatifloxacin im Allgemeinen mit einer Häufigkeit von 10(hoch-7) bis 10(hoch-9) auf. Da sich der Wirkmechanismus der Chinolone von dem anderer Klassen antibakterieller Wirkstoffe unterscheidet, wie z. B. von denen der Penicilline, Cephalosporine, Aminoglykoside, Makrolide oder Tetracycline, besteht keine Kreuzresistenz zwischen Gatifloxacin und diesen Substanzen. Bei gramnegativen Erregern ist eine Kreuzresistenz mit anderen Chinolonen wahrscheinlich. Einige grampositive und anaerobe Mikroorganismen, die gegenüber anderen Chinolonen resistent sind, können gegenüber Gatifloxacin empfindlich sein.
Pharmakokinetik
- Resorption: Gatifloxacin wird nach oraler Gabe gut aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert. Die absolute Bioverfügbarkeit liegt bei nahezu 100 %. Die Resorption wird durch Nahrungsaufnahme nicht beeinflusst. Die Plasmaspiegel steigen proportional zur Dosis, die mittlere Eliminationshalbwertszeit (n = 202) liegt bei ca. 8 Stunden. Maximale Plasmaspiegel (cmax) von ca. 4 mg/l werden etwa 1 Stunde (median) nach oraler Gabe von 400 mg Gatifloxacin erreicht. Steadystate-Konzentrationen werden am Tag 4 erreicht. Geringfügige Unterschiede bei Männern und Frauen in der AUC werden den Unterschieden im Körpergewicht zugeschrieben.
- Verteilung: Entsprechend der geringen Proteinbindung von ca. 20% wird Gatifloxacin in hohem Ausmaß im Körper verteilt. Das Verteilungsvolumen beträgt 110 bis 130 l. In Zielgeweben (unterer Respirationstrakt, Haut, Prostataflüssigkeit, Sinus mucosa) wurden hohe Gewebekonzentrationen erreicht. Die Konzentrationsverhältnisse (Gewebe, Körperflüssigkeit/Plasmaspiegel) lagen in der Regel höher als 1. Eine Akkumulation in bronchoalveolären Makrophagen führte zu Konzentrationen, die annähernd das 37-fache der im Serum ermittelten Werte erreichten.
- Metabolismus: Gatifloxacin wird nur in geringem Ausmaß metabolisiert. Das Cytochrom-P-450Enzymsystem ist nicht involviert. Aus diesem Grunde sind Interaktionen auf Leberenzymebene nicht zu erwarten.
- Elimination: Nach Einmalgabe von 200 mg, 400 mg, 600 mg und 800 mg Gatifloxacin und Mehrfachgabe von 400 mg, 600 mg einmal täglich über 10 Tage lag die durchschnittliche terminale Eliminationshalbwertszeit bei 7 bis 8 Stunden. 71 bis 92% der Dosis nach Mehrfachgabe werden unverändert über die Nieren ausgeschieden, lediglich 5 bis 6% wird über die Fäzes ausgeschieden. Geringfügige pharmakokinetische Unterschiede bei Älteren werden auf eine reduzierte Nierenfunktion zurückgeführt.
Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Die Filmtabletten sollten einmal täglich alle 24 Stunden eingenommen werden. Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen. Die Tabletten sollten unzerkaut mit einer ausreichenden Menge Flüssigkeit eingenommen werden.
Die Dosierung richtet sich nach der Art und Schweregrad der Infektion:
- ambulant erworbene Pneumonie: 400 mg einmal täglich über 5 bis 14 Tage
- akute Exazerbationen der chronischen Bronchitis: 200 bis 400 mg einmal täglich über 5 Tage
- akute Sinusitis: 400 mg einmal täglich über 5 bis 10 Tage
- unkomplizierte Harnwegsinfektionen: 200 bis 400 mg über 1 bis 3 Tage
- komplizierte Harnwegsinfektionen: 200 bis 400 mg über 5 bis 14 Tage
- Gonorrhö: 400 mg als Einmalgabe
- Haut- und Weichteilinfektionen: 400 mg einmal täglich über 5 bis 10 Tage Bei älteren Patienten ist eine Dosisanpassung nicht notwendig. Nierenfunktionsstörungen führen zu einem Anstieg der Serumkonzentration von Gatifloxacin. Für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion wird eine Dosisreduktion empfohlen. Eine Dosisanpassung bei Patienten mit leicht oder mittelgradig eingeschränkter Leberfunktion (Child-Pugh A und B) ist nicht erforderlich, da Gatifloxacin nicht nennenswert in der Leber metabolisiert und überwiegend renal ausgeschieden wird.
Kontraindikationen
Gatifloxacin ist kontraindiziert bei:
- Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegen Gatifloxacin, einen der anderen Bestandteile oder gegen andere Chinolone
- Sehnenerkrankungen/-schäden infolge einer Anwendung von Chinolonen in der Vorgeschichte
- Kindern und Jugendlichen im Wachstumsalter (bis 18 Jahre)
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen (Child Pugh C)
- Patienten mit angeborenen oder dokumentierten erworbenen QT-Intervall Verlängerungen
- Patienten mit Störungen des Elektrolythaushaltes, insbesondere unkorrigier ter Hypokaliämie
- Patienten mit klinisch relevanter Bradykardie
- Patienten mit klinisch relevanter Herzinsuffizienz mit reduzierter links ventrikulärer Ejektionsfraktion
- Patienten mit symptomatischen kardialen Herzrhythmusstörungen in der Vor geschichte
- Patienten, die gleichzeitig mit Klasse-IA- und Klasse-III-Antiarrhythmika therapiert werden
Unerwünschte Wirkungen
Über die folgenden unerwünschten Wirkungen wurde nach Gabe von Gatifloxacin berichtet (sehr häufig: >=10%; häufig: >=1% bis < 10%; gelegentlich: >=0,1% < 1%; selten: >= bis 0,01% bis < 0,1%; sehr selten : < 0,01%). Außer Übelkeit und Durchfall wurden alle Nebenwirkungen mit einer Häufigkeit von < 3% beobachtet.
- Magen-Darm-Trakt: häufig: Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Dyspepsie, Durchfall; gelegentlich: Verstopfung, weicher Stuhl, Blähungen, Sodbrennen, Enteritis, Gastritis, Stomatitis, Mundtrockenheit, Glossitis; sehr selten: pseudomembranöse Kolitis, Ösophagitis
- Nervensystem: häufig: Kopfschmerzen, Schwindel; gelegentlich: Parästhesien, Tremor, Verwirrtheit, Halluzinationen, Angstzustände, Schlaflosigkeit, Schläfrigkeit, Alpträume, Anorexie; selten: Krampfanfälle
- Sinnesorgane: häufig: Geschmacksstörungen; gelegentlich: Sehstörungen; selten: Ohrgeräusche
- Haut: häufig: trockene Haut, Rash, Pruritus
- Herz-Kreislauf: gelegentlich: Bluthochdruck, Tachykardie, Palpitationen; selten: Synkope
- Urogenitaltrakt: häufig: Vaginitis
- Blutbild: gelegentlich: Thrombozytopenie, Eosinophilie, Leukopenie, Neutropenie, Ekchymose
- Sonstige: häufig: Anstieg der Leber-Enzymaktivität (z. B. AST, ALT, Gamma-GT); gelegentlich: Hyperglykämie, Spasmen, Candidose, Nervosität, Asthenie; selten: Gesichtsödem, Parosmie, photosensitive Reaktionen, Agitiertheit, Bilirubinerhöhung, abdominelle Krämpfe, Gingivitis, Hyperurikämie, Hypoglykämie, Depressionen, Angina pectoris, Urtikaria, Arthralgie, Myalgie, Anämie, Lymphadenopathie, Konjunktivitis, Schwitzen. In Einzelfällen wurden die folgenden Nebenwirkungen beobachtet: Allergische/anaphylaktische Reaktionen, z. B. Urtikaria, Pruritus, Dyspnö/ Bronchospasmen, Angioödem, Hypotension/ Schock, Tendinitis/Sehnenabriss.
Wechselwirkungen
- Gatifloxacin sollte nicht gleichzeitig mit anderen Arzneimitteln, die das QT-Intervall verlängern, eingenommen werden. Dazu gehören Antiarrhythmika der Klasse IA (z. B. Chinidin, Hydrochinidin, Disopyramid) oder III (z. B. Amiodaron, Sotalol, Dofetilid, Ibutilid), Neuroleptika (z. B. Phenothiazine, Pimozid, Sertindol, Haloperidol, Sultoprid), trizyklische Antidepressiva, bestimmte antimikrobielle Wirkstoffe (Sparfloxacin, Erythromycin i. v., Pentamidin, Malariamittel, vor allem Halofantrin), bestimmte Antihistaminika (Terfenadin, Astemizol, Mizolastin) und andere (Cisaprid, Vincamin i. v., Bepridil, Diphemanil). Dies könnte zu einem gesteigerten Risiko ventrikulärer Arrhythmien, besonders Torsade de pointes, führen. Daher ist Gatifloxacin bei Patienten, die mit diesen Arzneimitteln behandelt werden, kontraindiziert.
- Die gleichzeitige Gabe von Gatifloxacin und aluminium- und magnesiumhaltiger Antazida sowie von Eisensalzen vermindert die Resorption von Gatifloxacin. Diese sollten im Abstand von vier Stunden zu Gatifloxacin eingenommen werden.
- Die gleichzeitige Gabe von Probenecid vermindert die Ausscheidung von Gatifloxacin.
- In einer Studie an elf gesunden Probanden führte die gleichzeitige Gabe von Gatifloxacin und Digoxin in drei Fällen zu einem vorübergehenden Anstieg der Digoxinspiegel (mittlerer Anstieg der maximalen Plasmakonzentration um 12%).
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Wie andere Chinolone sollte Gatifloxacin bei Patienten mit bekannten und vermuteten ZNS-Störungen, die die Möglichkeit von Krämpfen beinhalten, mit Vorsicht angewandt werden.
- Unter der Behandlung mit Chinolonen können Sehnenentzündungen und Rupturen auftreten. Beim ersten Anzeichen von Schmerz oder Entzündung sollten die Patienten daher die Einnahme von Gatifloxacin abbrechen und die betroffenen Gliedmaßen ruhigstellen.
- Unter der Therapie mit Gatifloxacin wurden Störungen der Blutglucose einschließlich Hyper- und Hypoglykämien berichtet, in der Regel bei Diabetikern, die eine gleichzeitige Therapie mit oralen Antidiabetika (z. B. Glibenclamid) oder Insulin erhielten. Bei diesen Patienten ist eine sorgfältige tägliche Kontrolle der Blutglucose während und bis zu zwei Wochen nach Beendigung der Therapie absolut erforderlich. Die Therapie mit Gatifloxacin sollte beendet werden, wenn schwere Störungen des Blutglucosespiegels auftreten.
- Gatifloxacin kann bei einigen Patienten zu einer Verlängerung des QT-Intervalls im EKG führen. Deshalb sollte die empfohlene Dosierung nicht überschritten werden.
- Arzneimittel, die die Kaliumkonzentration im Serum reduzieren können, sollten mit Vorsicht bei Patienten angewendet werden, die Gatifloxacin erhalten.
- Wegen begrenzter klinischer Erfahrung sollte Gatifloxacin mit Vorsicht angewendet werden bei Patienten mit Prädisposition zu kardialen Arrhythmien wie z. B. der akuten myokardialen Ischämie. Wenn Anzeichen einer kardialen Arrhythmie unter einer Gatifloxacin-Behandlung auftreten, sollte die Behandlung abgebrochen und ein EKG gemacht werden.
- Fluorochinolone können die Fähigkeit des Patienten, Auto zu fahren oder Maschinen zu bedienen, aufgrund von ZNS-Reaktionen beeinträchtigen. Die Patienten sollten ihre Reaktion auf Gatifloxacin beobachten, bevor sie aktiv am Straßenverkehr teilnehmen oder Maschinen bedienen.
Schwangerschaft und Stillzeit
Die Anwendung in der Schwangerschaft ist kontraindiziert. Wie auch von anderen Chinolonen bekannt ist, verursacht Gatifloxacin bei heranwachsenden Tieren Arthropathien und zusätzlich in höheren Dosen maternale und fötale Effekte. Es wurde bisher nicht nachgewiesen, dass Gatifloxacin bei Schwangeren sicher angewendet werden kann.
Daten zum Übergang von Gatifloxacin in die Muttermilch liegen nicht vor. Die Anwendung bei stillenden Müttern ist kontraindiziert, da andere Chinolone bei der Anwendung therapeutischer Dosen in beträchtlichen Mengen in die Muttermilch übergehen können, sodass eine Beeinträchtigung des Kindes erwartet werden kann.
Handelspräparat Bonoq®
Hersteller
Einführungsdatum
Zusammensetzung
1 Filmtablette Bonoq 200 bzw. 400 mg enthält: 200 bzw. 400 mg Gatifloxacin (als Gatifloxacin 1,5 H20).
Hilfsstoffe:
mikrokristalline Cellulose, niedrigsubstituierte Hydroxypropylcellulose (10,0-12,9% Hydroxypropoxy-Gruppen), Hydroxypropylcellulose, Magnesiumstearat, Hypromellose (6 mPas), Titandioxid (E 171), Macrogol 6000 .
Packungsgrößen, Preise, PZN
Bonoq 400 mg Filmtabletten:
5 Filmtabletten, EUR 31,06, PZN 1999595;
7 Filmtabletten, EUR 41,67, PZN 1999603;
10 Filmtabletten, EUR 56,49, PZN 1999632.
Bonoq-Uro 200 mg Filmtabletten:
3 Filmtabletten, EUR 13,72, PZN 1999655.
Indikation
Zur Behandlung von Infektionen, wenn diese durch gegen Gatifloxacin empfindliche Erreger hervorgerufen werden.
Dosierung
Die Dosierung hängt von Art und Schweregrad der Infektion ab und liegt zwischen 200 und 400 mg einmal täglich. Die Behandlungsdauer richtet sich ebenfalls nach der Art der Infektion und liegt zwischen einem Tag (bei Gonorrhö und unkomplizierten Harnwegsinfektionen) und bis zu 14 Tagen.
Kontraindikationen
Sehnenerkrankungen/-schäden infolge einer Anwendung von Chinolonen in der Vorgeschichte; Kinder und Jugendliche im Wachstumsalter; Schwangerschaft und Stillzeit; schwere Leberfunktionsstörungen; angeborene oder erworbene QTIntervall-Verlängerungen; Störungen des Elektrolythaushaltes; klinisch relevante Bradykardie; klinisch relevante Herzinsuffizienz mit reduzierter linksventrikulärer Ejektionsfraktion; symptomatische kardiale Herzrhythmusstörungen in der Vorgeschichte; gleichzeitige Anwendung von Klasse-IA- und Klasse-III-Antiarrhythmika
Unerwünschte Wirkungen
Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Dyspepsie, Durchfall; Kopfschmerzen, Schwindel; Geschmacksstörungen; trockene Haut, Rash, Pruritus; Vaginitis; Anstieg der Leber-Enzymaktivität
Wechselwirkungen
Arzneimittel, die das QT-Intervall verlängern, z. B. Antiarrhythmika der Klasse IA oder III, Neuroleptika, trizyklische Antidepressiva, bestimmte antimikrobielle Wirkstoffe, bestimmte Antihistaminika und andere. Aluminiumund magnesiumhaltige Antazida sowie Eisensalze verhindern die Resorption von Gatifloxacin. Die gleichzeitige Gabe von Probenecid vermindert die Ausscheidung von Gatifloxacin.
Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme
Wie andere Chinolone sollte Gatifloxacin bei Patienten mit bekannten und vermuteten ZNS-Störungen, die die Möglichkeit von Krämpfen beinhalten, mit Vorsicht angewandt werden. Unter der Behandlung mit Chinolonen können Sehnenentzündungen und Rupturen auftreten. Beim ersten Anzeichen von Schmerz oder Entzündung sollten die Patienten daher die Einnahme von Gatifloxacin abbrechen und die betroffenen Gliedmaßen ruhigstellen. Das Auftreten einer pseudomembranösen Colitis ist unter der Anwendung von Breitspektrum-Antibiotika b eschrieben. Dieses ist bei Patienten in Betracht zu ziehen, die nach Anwendung von Gatifloxacin eine schwere Diarrhö entwickeln. Die Therapie mit Gatifloxacin sollte beendet werden, wenn schwere Störungen des Blutglucosespiegels auftreten. Gatifloxacin kann bei einigen Patienten zu einer Verlängerung des QT-Intervalls im EKG führen. Arzneimittel, die die Kaliumkonzentration im Serum reduzieren können, sollten mit Vorsicht bei Patienten angewendet werden, die Gatifloxacin erhalten. Gatifloxacin sollte mit Vorsicht angewendet werden bei Patienten mit Prädisposition zu kardialen Arrhythmien. Fluorochinolone können die Fähigkeit des Patienten, Auto zu fahren oder Maschinen zu bedienen, aufgrund von ZNS-Reaktionen beeinträchtigen.
Kurz zusammengefasst
Gatifloxacin (Bonoq®) ist eine neues Breitspektrum-Chinolon der Gruppe IV (nach der Einteilung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie), das gegenüber den pathogenetisch relevanten Bakterien ambulanter Atemwegsinfektionen wirksam ist. Dabei werden neben den typischen gramnegativen Keimen auch Pneumokokken und Staphylokokken erfasst. Im Gegensatz zu anderen Chinolonen sind die Vertreter der Gruppe IV, wie Gatifloxacin und Moxifloxacin, auch bei Infektionen mit atypischen Erregern und Anaerobiern wirksam. Gatifloxacin ist außerdem bei Haut- und Weichteilinfektionen und bei Harnwegsinfektionen indiziert.
Gatifloxacin wird einmal täglich eingenommen und schnell und gut resorbiert. Getränke und Nahrungsmittel beeinflussen die Resorption nicht. Die Bioverfügbarkeit beträgt im Mittel 96%, die Plasmahalbwertszeit ist lang und liegt zwischen sieben und acht Stunden. Gatifloxacin wird nur zu etwa 20% an Plasmaproteine gebunden und verteilt sich sehr gut am Ort der Infektion, und zwar extra- und intrazellulär. Gatifloxacin wird in der Leber kaum metabolisiert, die Ausscheidung erfolgt zu mehr als 80% in unveränderter Form im Urin. Damit werden in diesem Kompartiment so hohe Wirkstoff-Konzentrationen erreicht, dass auch Erreger von Harnwegsinfektionen eradiziert werden. In der Regel reicht eine Therapie mit 400 mg einmal täglich fünf Tage lang zur Behandlung einer akuten Exazerbation der chronischen Bronchitis aus. Harnwegsinfekte werden mit einer ein- bis dreitägigen Therapie mit 200 mg einmal täglich behandelt.
Die Nebenwirkungen entsprechen denen anderer Chinolone, wie andere Chinolone kann Gatifloxacin das QT-Intervall im EKG verlängern. Deshalb ist es bei entsprechend gefährdeten Patienten kontraindiziert.