Argatroban

Argatroban 

ATC-Code

B: Blut und blutbildende Organe

B01: Antithrombotische Mittel

B01A: Antithrombotische Mittel

B01AE: Direkte Thrombin-Inhibitoren

B01AE03: Argatroban

Wirkungsmechanismus

Argatroban, ein synthetisches L-Arginin-Derivat, ist ein direkter Thrombininhibitor (Molekulargewicht 526,65), der reversibel an Thrombin bindet. Argatroban entfaltet seinen Antikoagulationseffekt unabhängig von Antithrombin und hemmt die Bildung von Fibrin, die Aktivierung der Gerinnungsfaktoren V, VIII und XIII, die Aktivierung von Protein C und die Aktivierung der Thrombozytenaggregation.

Argatroban ist hochselektiv gegenüber Thrombin. Argatroban ist in der Lage, die Wirkung sowohl von frei zirkulierendem als auch an Fibrin gebundenem Thrombin zu hemmen. Es interagiert nicht mit heparininduzierten Antikörpern. Es bestehen keine Hinweise darauf, dass Patienten nach mehrfacher ArgatrobanGabe Antikörper gegen Argatroban bilden.

Pharmakokinetik

Steady-state-Spiegel werden in der Regel innerhalb von 1 bis 3 Stunden erreicht und bis zur Beendigung der Infusion oder einer Dosisanpassung aufrecht erhalten. Die Plasmakonzentrationen von Argatroban im Steady state steigen proportional zur Dosis (bei Infusionsdosen von bis zu 40 microg/kg und min bei Gesunden) und korrelieren gut mit dem Antikoagulationseffekt im Steady state. Bei Infusionsdosen von bis zu 40 microg/kg und min führt Argatroban bei gesunden Probanden und Herzpatienten dosisabhängig zu einer Erhöhung der aktivierten partiellen Thromboplastinzeit (aPTT), der aktivierten Gerinnungszeit (ACT), der INR und der Thrombinzeit (TT).

  • Verteilung: Argatroban verteilt sich hauptsächlich in der extrazellulären Flüssigkeit. Das Verteilungsvolumen beträgt 391 ± 155 ml/kg (Mittelwert +SD).Argatroban wird zu 54% an Humanserumproteine gebunden, wobei die Bindung an Albumin und a1-saures Glycoprotein 20% bzw. 34% beträgt.
  • Metabolismus: Der Metabolismus von Argatroban ist bisher nicht vollständig charakterisiert worden. In der Leber werden Metaboliten durch Hydroxylierung und Aromatisierung des 3-Methyltetrahydrochinolinrings gebildet. Die Bildung wird in vitro durch die Cytochrom-P450-Enzyme 3A4/5 katalysiert, in vivo ist dies jedoch nicht der Haupteliminationsweg. Der Antithrombineffekt des primären Metaboliten (M-1) ist 40-mal schwächer als der von Argatroban.
  • Elimination: Nach Infusionsende nimmt die Argatroban-Konzentration rasch ab. Die apparente Eliminationshalbwertszeit (Mittelwert ± SD) beträgt 52 ± 16 min, die Clearance (Mittelwert ± SD) 5,2 ± 1,3 ml/kg und min. Argatroban wird hauptsächlich über die Fäzes ausgeschieden, vermutlich über biliäre Sekretion. Nach intravenöser Infusion von 14C-markiertem Argatroban werden 21,8 ± 5,8% der Dosis im Urin und 65,4 ± 7,1% in den Fäzes ausgeschieden.
  • Bei älteren Patienten ist die Clearance um etwa 15% geringer als bei jungen Personen. Eine dem Alter entsprechende Dosisanpassung ist trotzdem nicht erforderlich.
  • Nierenfunktionsstörung: Im Vergleich zu Patienten mit normaler Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance 80 ml/min), die eine terminale Halbwertszeit von 47 ± 22 min aufweisen, zeigte sich bei Patienten mit schwerwiegenden Nierenfunktionsstörungen (Kreatinin-Clearance 29 ml/min) nur eine geringe Verlängerung dieser Werte (65 ± 35 min). Zu Beginn ist eine Anpassung des Dosierungsschemas aufgrund der Nierenfunktion nicht erforderlich.
  • Leberfunktionsstörung: Bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen (Child Pugh-Score 7 bis 11) beträgt die Clearance 26% jener von gesunden Probanden. Patienten mit mäßigen Leberfunktionsstörungen bedürfen von Beginn an einer Dosisreduzierung. Argatroban ist für Patienten mit schwerwiegenden Leberfunktionsstörungen kontraindiziert.

Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Argatra® steht als Konzentrat (250 mg/2,5 ml) zur Verfügung, das vor der Infusion 100-fach auf eine Endkonzentration von 1 mg/ml zu verdünnen ist. Als Anfangsdosierung bei lebergesunden, erwachsenen Patienten mit HIT-II werden 2 microg/kg/min als Dauerinfusion gegeben. Vor der Gabe von Argatroban ist die Behandlung mit Heparin abzusetzen und ein Ausgangswert der aPTT zu erheben. Die Behandlung mit Argatroban wird im Allgemeinen anhand der aktivierten partiellen Thromboplastinzeit (aPTT) kontrolliert. Gerinnungstests (einschließlich aPTT) erreichen in der Regel innerhalb von 1 bis 3 Stunden nach Erstanwendung von Argatroban den Gleichgewichtszustand (Steady state). Der Zielbereich für den aPTT-Wert im Steady state beträgt das 1,5- bis 3,0-fache des anfänglichen Basiswerts, soll jedoch 100 Sekunden nicht übersteigen. Zur Erzielung der Ziel-aPTT kann eine Dosisanpassung erforderlich sein.

  • Die empfohlene Höchstdosis beträgt 10 microg/kg und min, die empfohlene Behandlungsdauer maximal 14 Tage, wenngleich begrenzte klinische Erfahrungen mit der Anwendung über längere Zeiträume vorliegen.
  • Zur Vermeidung von durch Cumarin bedingten mikrovaskulären Thrombosen und venöser Gliedmaßengangrän sollte mit der Anwendung von oralen Antikoagulanzien des Cumarintyps gewartet werden, bis die Thrombozytopenie deutlich zurückgegangen ist (z. B. Thrombozyten >100 x 10 9/l). Während der gleichzeitigen Gabe von Argatroban und oralen Antikoagulanzien sollte der INR täglich gemessen werden. Im Allgemeinen kann Argatroban bei Dosen bis zu 2 microg/kg und min nach Erreichen einer INR von 4 in einer Kombinationstherapie abgesetzt werden.
  • Die Empfehlungen für die standardmäßige Anfangsdosierung bei Erwachsenen gelten auch für ältere Patienten und für Patienten mit Nierenfunktionsstörungen.
  • Bei Patienten mit mäßigen Leberfunktionsstörungen beträgt die empfohlene Anfangsdosis 0,5 microg/kg und min. Die aPTT ist engmaschig zu kontrollieren und die Dosierung entsprechend der klinischen Notwendigkeit anzupassen. Argatroban ist, wie erwähnt, bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung kontraindiziert.- Für Patienten unter 18 Jahren wurde die Sicherheit und Wirksamkeit von Argatroban noch nicht belegt.

Argatra® steht als Konzentrat (250 mg/2,5 ml) zur Verfügung, das vor der Infusion 100-fach auf eine Endkonzentration von 1 mg/ml zu verdünnen ist. Anfangsdosierung für lebergesunde, erwachsene Patienten: 2microg/kg und min als Dauerinfusion; ebenso für ältere Patienten und für Patienten mit Nierenfunktionsstörungen. Anfangsdosis für Patienten mit mäßigen Leberfunktionsstörungen 0,5 microg/kg und min. Die Behandlung mit Argatroban wird im Allgemeinen anhand der aktivierten partiellen Thromboplastinzeit (aPTT) kontrolliert. Empfohlene Höchstdosis: 10 microg/kg und min. Empfohlene Behandlungsdauer: maximal 14 Tage.

Kontraindikationen

  • Überempfindlichkeit gegen Argatroban oder einen der sonstigen Bestandteile.
  • Argatroban ist bei Patienten mit unkontrollierbaren Blutungen kontraindiziert.
  • Schwere Leberfunktionsstörungen.

Unkontrollierbare Blutungen, schwere Leberfunktionsstörungen.

Unerwünschte Wirkungen

Aufgrund der pharmakologischen Eigenschaften stellen Blutungskomplikationen erwartungsgemäß die Hauptnebenwirkung dar. Im Rahmen klinischer Studien bei mit Argatroban antikoagulierten Patienten mit HIT-II lag die Häufigkeit schwerer Blutungen bei 31/568 (5,5%) und die leichter Blutungen bei 221/568 (38,9%). Schwere Blutungen traten bei Patienten mit aPTT-Werten über dem Dreifachen des Basiswerts beinahe dreimal häufiger auf als bei Patienten mit aPTTWerten innerhalb des therapeutischen Bereichs. Die Dosierung von Argatroban ist so anzupassen, dass ein Wert zwischen dem 1,5- bis 3,0-Fachen des Basiswerts der aPTT, jedoch nicht ein Wert über 100 Sekunden erreicht wird.

  • Nebenwirkungen in klinischen Studien (568 Patienten mit HIT-II), die möglicherweise mit Argatroban in Zusammenhang stehen, sind nachstehend aufgeführt (häufig: >=1/100, ≤1/10; gelegentlich: >=1/1000, ≤1/100)
  • Infektionen und parasitäre Erkrankungen: gelegentlich: Infektion, Harnwegsinfekt
  • Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems: häufig: Anämie; gelegentlich: Koagulopathie, Thrombozytopenie, Leukopenie
  • Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen: gelegentlich: Appetitverlust, Hypoglykämie, Hyponaträmie
  • Psychiatrische Erkrankungen: gelegentlich: Verwirrungszustand
  • Erkrankungen des Nervensystems: gelegentlich: Schwindel, Kopfschmerzen, Synkope, Schlaganfall, Muskelhypotonie, Sprachstörungen
  • Augenerkrankungen: gelegentlich: Sehstörungen
  • Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths: gelegentlich: Taubheit
  • Herzerkrankungen: gelegentlich: Vorhofflimmern, Tachykardie, Herzstillstand, Myokardinfarkt, supraventrikuläre Arrhythmie, Perikarderguss, ventrikuläre Tachykardie, Hypertonie, Hypotonie
  • Gefäßerkrankungen: häufig: tiefe Venenthrombose, Blutung; gelegentlich: Thrombose, Phlebitis, Thrombophlebitis, oberflächliche Thrombophlebitis des Beins, Schock, periphere Ischämie, periphere Embolie
  • Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums: gelegentlich: Hypoxie, Lungenembolie, Dyspnoe, Lungenblutung, Pleuraerguss, Schluckauf
  • Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts: häufig: Nausea; gelegentlich: Erbrechen, Obstipation, Diarrhö, Gastritis, gastrointestinale Blutung, Teerstuhl, Dysphagie, Zungenfunktionsstörungen
  • Leber- und Gallenerkrankungen: gelegentlich: anomale Leberfunktion, Hyperbilirubinämie, Leberversagen, Hepatomegalie, Ikterus
  • Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes: häufig: Purpura; gelegentlich: Ausschlag, verstärktes Schwitzen, bullöse Dermatitis, Alopezie, Hauterkrankungen, Urtikaria
  • Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen: gelegentlich: Muskelschwäche, Muskelschmerzen
  • Erkrankungen der Nieren und Harnwege: gelegentlich: Hämaturie, Niereninsuffizienz
  • Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort: gelegentlich: Reaktionen an der Einstichstelle, Pyrexie, Schmerzen, Müdigkeit, peripheres Ödem
  • Untersuchungen: gelegentlich: Senkung des Prothrombinkomplexspiegels, Senkung der Gerinnungsfaktoren, Verlängerung der Koagulationszeit, erhöhte Werte für Aspartataminotransferase, Alaninaminotransferase, erhöhte alkalische Phosphatase im Blut und erhöhte Lactatdehydrogenase im Blut
  • Verletzung, Vergiftung und durch Eingriffe bedingte Komplikationen: gelegentlich: Wundsekretion

Anämie: tiefe Venenthrombose, Blutung; Nausea; Purpura.

Wechselwirkungen: Die gleichzeitige Anwendung mit Thrombozytenaggregationshemmern, Thrombolytika oder anderen Antikoagulanzien kann das Blutungsrisiko erhöhen. Bei der Erstanwendung von Begleitmedikationen ist Vorsicht geboten.

Wechselwirkungen

Die gleichzeitige Anwendung mit Thrombozytenaggregationshemmern, Thrombolytika oder anderen Antikoagulanzien kann das Blutungsrisiko erhöhen. Zwischen Argatroban und Warfarin (orale Einzeldosis von 7,5 mg) haben sich keine pharmakokinetischen Arzneimittelwechselwirkungen gezeigt. Allerdings führt die gleichzeitige Gabe von Argatroban und Warfarin (orale Anfangsdosis von 5 bis 7,5 mg gefolgt von 2,5 bis 6 mg/Tag oral über 6 bis 10 Tage) zu einer Erhöhung der INR. Sicherheit, Wirksamkeit und Risiken von Argatroban in Kombination mit Thrombolytika wurden nicht belegt. Bei der Erstanwendung von Begleitmedikationen ist Vorsicht geboten.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Argatroban erhöht allgemein die Blutungsneigung. Bei einem unklaren Abfall des Hämatokrits oder des Blutdruckes oder bei anderen unklaren Symptomen ist ein Blutungsereigniss in Betracht zu ziehen. Äußerste Vorsicht ist bei der Anwendung von Argatroban bei Krankheitszuständen oder anderen Situationen, die mit erhöhter Blutungsgefahr einhergehen, geboten. Dazu gehören: schwere Hypertonie; diabetische Retinopathie; unmittelbar vorausgegangene Lumbalpunktion; Spinalanästhesie; größere operative Eingriffe insbesondere am Gehirn, Rückenmark oder Auge; hämatologische Krankheitsbilder, die mit einer erhöhten Blutungsneigung verbunden sind, wie beispielsweise angeborene oder erworbene Blutungsstörungen oder gastrointestinale Läsionen wie Ulzera.Alle parenterale Antikoagulanzien sind vor der Anwendung von Argatroban abzusetzen. Wird Argatroban nach Ende einer Heparintherapie eingesetzt, müssen vor Beginn der Argatroban-Behandlung etwa 1 bis 2 Stunden verstreichen, um die Wirkung des Heparins auf die aPTT abklingen zu lassen.
  • Bei Patienten mit Lebererkrankung ist Vorsicht geboten. Zu Beginn ist eine niedrigere Dosis anzuwenden, die bis zum Erreichen des erwünschten Antikoagulationsniveau sorgfältig titriert wird. Gleichfalls kann bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen die vollständige Aufhebung des Antikoagulationseffekts nach Beendigung der Argatroban-Infusion aufgrund der herabgesetzten Argatroban-Clearance länger als 4 Stunden dauern.
  • Zur Kontrolle der Infusion werden aPTT-Bestimmungen empfohlen. Die Argatroban-Konzentrationen im Plasma korrelieren gut mit der Antikoagulationswirkung. Die gleichzeitige Anwendung von Argatra( und oralen Antikoagulanzien führt zu einer höheren Verlängerung der PT (INR) als bei alleiniger Gabe von oralen Antikoagulanzien.- Ein spezifisches Antidot gegen Argatroban gibt es nicht. Übermäßige Antikoagulation mit oder ohne Blutung kann durch Absetzen von Argatroban oder durch Reduktion der Infusionsgeschwindigkeit beherrscht werden. Antikoagulationsparameter gingen in klinischen Studien innerhalb von 2 bis 4 Stunden nach Absetzen von Argatroban auf den Basiswert zurück. Die Aufhebung des Antikoagulationseffekts kann bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen länger dauern.
  • Argatra® enthält Ethanol. Einem 70 kg schwerer Patient, der die maximal empfohlene Tagesdosis (10 microg/kg/min) erhält, werden ungefähr 4 g Ethanol pro Tag zugeführt.
  • Argatra® enthält ferner Sorbitol. Patienten mit der seltenen hereditären Fructose-Intoleranz sollten dieses Arzneimittel nicht einnehmen.

Argatroban erhöht allgemein die Blutungsneigung. Bei einem unklaren Abfall des Hämatokrits oder des Blutdruckes oder bei anderen unklaren Symptomen ist ein Blutungsereigniss in Betracht zu ziehen. Äußerste Vorsicht ist bei der Anwendung von Argatroban bei Krankheitszuständen oder anderen Situationen, die mit mit erhöhter Blutungsgefahr einhergehen, geboten. Alle parenterale Antikoagulanzien sind vor der Anwendung von Argatroban abzusetzen. Bei Patienten mit Lebererkrankung ist Vorsicht geboten. Zur Kontrolle der Infusion werden aPTTBestimmungen empfohlen. Ein spezifisches Antidot gegen Argatroban gibt es nicht.

Schwangerschaft und Stillzeit

Für die Anwendung von Argatra® bei Schwangeren liegen nur unzureichende Daten vor. Die Wirkung von Argatroban auf die Fortpflanzung wurde in Tierexperimenten unvollständig untersucht, da die systemische Exposition aufgrundtechnischer Gegebenheiten begrenzt war. Ein erhöhtes Blutungsrisiko unter Argatroban-Therapie kann bei einer Behandlung während der Schwangerschaft ein Risiko darstellen.

Argatroban ist während der Schwangerschaft nur anzuwenden, wenn die Behandlung eindeutig notwendig ist.

Es liegen keine Informationen über den Übergang von Argatroban in die Muttermilch vor. Tierstudien mit radioaktiv markiertem Argatroban haben gezeigt, dass sich die Radioaktivität in der Muttermilch stärker als im Blut der Mutter anreichert. Es wird daher empfohlen, während der Behandlung nicht zu stillen.

Handelspräparat Argatra® 

Hersteller

Einführungsdatum

Zusammensetzung

1 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung enthält 100 mg Argatroban. 1 Durchstechflasche mit 2,5 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung enthält 250 mg Argatroban. Die empfohlene Endkonzentration nach Verdünnen beträgt 1 mg/ml.

Sonstige Bestandteile

Sorbitol (E 420i), Ethanol, Wasser für Injektionszwecke.

Packungsgrößen, Preise, PZN

Durchstechflasche, PZN 1022245, nur an Krankenhaus- und krankenhausversorgende Apotheken.

Indikation

Zur Antikoagulation bei Erwachsenen mit heparininduzierter Thrombozytopenie Typ II, die einer parenteralen antithrombotischen Therapie bedürfen.

Dosierung

Argatra® steht als Konzentrat (250 mg/2,5 ml) zur Verfügung, das vor der Infusion 100-fach auf eine Endkonzentration von 1 mg/ml zu verdünnen ist. Anfangsdosierung für lebergesunde, erwachsene Patienten: 2microg/kg und min als Dauerinfusion; ebenso für ältere Patienten und für Patienten mit Nierenfunktionsstörungen. Anfangsdosis für Patienten mit mäßigen Leberfunktionsstörungen 0,5 microg/kg und min. Die Behandlung mit Argatroban wird im Allgemeinen anhand der aktivierten partiellen Thromboplastinzeit (aPTT) kontrolliert. Empfohlene Höchstdosis: 10 microg/kg und min. Empfohlene Behandlungsdauer: maximal 14 Tage.

Kontraindikationen

Unkontrollierbare Blutungen, schwere Leberfunktionsstörungen.

Unerwünschte Wirkungen

Anämie: tiefe Venenthrombose, Blutung; Nausea; Purpura.

Wechselwirkungen

Die gleichzeitige Anwendung mit Thrombozytenaggregationshemmern, Thrombolytika oder anderen Antikoagulanzien kann das Blutungsrisiko erhöhen. Bei der Erstanwendung von Begleitmedikationen ist Vorsicht geboten.

Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme

Argatroban erhöht allgemein die Blutungsneigung. Bei einem unklaren Abfall des Hämatokrits oder des Blutdruckes oder bei anderen unklaren Symptomen ist ein Blutungsereigniss in Betracht zu ziehen. Äußerste Vorsicht ist bei der Anwendung von Argatroban bei Krankheitszuständen oder anderen Situationen, die mit mit erhöhter Blutungsgefahr einhergehen, geboten. Alle parenterale Antikoagulanzien sind vor der Anwendung von Argatroban abzusetzen. Bei Patienten mit Lebererkrankung ist Vorsicht geboten. Zur Kontrolle der Infusion werden aPTTBestimmungen empfohlen. Ein spezifisches Antidot gegen Argatroban gibt es nicht.

Literatur

LaMonte MP, Brown PM, Hursting MJ: Alternative parenteral anticoagulation with argatroban, a direct thrombin inhibitor. Expert Rev Cardiovasc Ther 2005;3(1): 31-41.

Lewis BE, Wallis DE, Berkowitz SD, et al.: Argatroban anticoagulant therapy in patients with heparin-induced thrombocytopenia. Circulation 2001;103:183843.

Argatra®

(Mitsubishi Pharma GmbH, Düsseldorf)

Kurz zusammengefasst 

Argatroban

Das synthetische L-Arginin-Derivat Argatroban (Argatra®) ist ein direkter niedermolekularer synthetischer Thrombininhibitor, der reversibel an die katalytische Seite von Thrombin bindet und sowohl frei zirkulierendes als auch an Fibrin gebundenes Thrombin hemmt.

Argatroban wurde zur Antikoagulation bei erwachsenen Patienten mit heparininduzierter Thrombozytopenie Typ II (HIT-II), die eine parenterale antithrombotische Therapie benötigen, zugelassen. Im Gegensatz zu Heparin wirkt Argatroban durch eine direkte, von Antithrombin unabhängige Bindung an Thrombin. Bei der antikoagulatorischen Behandlung mit Heparin kann als schwere Nebenwirkung eine immunologisch bedingte heparininduzierte Thrombozytopenie (HIT) auftreten. Als Folge kommt es zu Thromboembolien und arteriellen Gefäßverschlüssen, die tödlich enden können. Eine heparininduzierte Thrombozytopenie tritt in der Regel bei prädisponierten Patienten zwischen dem fünften und vierzehnten Tag nach Beginn der Heparinapplikation auf. Ausgelöst wird sie durch die Bildung von durch Heparin induzierten Antikörpern, die zusammen mit Heparin-Plättchenfaktor-4- (PF4-) Komplexen an die Thrombozytenoberfläche binden. Dadurch werden Thrombozyten aktiviert, Endothelzellen geschädigt, und es kommt zu einer Thrombozytenaggregation, die zu Thrombosen führen kann. Der Verbrauch von Thrombozyten bewirkt eine Thrombozytopenie. Da bis zur Bildung der entsprechenden Antikörper etwas Zeit vergeht, tritt die HIT-II zeitlich verzögert auf. Die Verdachtsdiagnose HIT-II wird in erster Linie durch das Leitsymptom fallender Thrombozytenzahlen (> 50 %) während einer Heparinisierung gestellt.

Bei Patienten mit heparininduzierter Thrombozytopenie bietet Argatra® eine Alternative zu Heparin. Argatroban zeigt keine Kreuzreaktivität mit HIT IIAntikörpern. Die Immunogenität eines kleinen synthetischen Moleküls wie Argatroban (527 D) ist gering. Auch traten bisher keine Antikörper auf, welche die Koagulation beeinflussen könnten.

Argatra® steht als Konzentrat zur Verfügung und wird vor der Applikation in 250 ml Infusionslösung aufgelöst. Die empfohlene Initialdosierung beträgt 2 microg/kg und min. Die Dosierung sollte so bemessen sein, dass die aPTT, die üblicherweise zum Monitoring verwendet wird, zwischen dem 1,5- und 3-Fachen des Ausgangswertes zu Infusionsbeginn liegt und 100 Sekunden nicht übersteigt. Die Wirkung tritt schnell ein: Bereits nach ein bis drei Stunden ist das Steady state erreicht, sodass eine initiale Bolusgabe nicht erforderlich ist. Der Wirkstoff hat eine Halbwertszeit von etwa 52 Minuten und wird hauptsächlich in der Leber metabolisiert, wobei der genaue Mechanismus nicht geklärt ist. Er wird primär über die Fäzes, vermutlich über biliäre Sekretion, eliminiert. Bei Patienten mit mäßiger Leberfunktionsstörung beginnt die Therapie mit 0,5 microg/kg und min, bei schwerer Leberfunktionsstörung ist Argatroban kontraindiziert.

Die Hauptnebenwirkungen der Therapie mit Argatroban sind Blutungskomplikationen. In klinischen Studien bei mit Argatroban antikoagulierten Patienten mit HIT-II lag die Häufigkeit schwerer Blutungen bei 5,5% und die leichter Blutungen bei 38,9%.

Wirksamkeit und Verträglichkeit wurden in drei klinischen Studien mit insgesamt 722 HIT-II-Patienten untersucht. Die durchschnittliche Behandlungsdauer betrug sechs bis maximal 14 Tage. Der Wirkstoff reduzierte im Vergleich zur historischen Kontrollgruppe signifikant die Häufigkeit des kombinierten Endpunkts aus Mortalität, Amputation und erneuter Thrombose. So wurde die Häufigkeit neuer Thrombosen bei Patienten mit isolierter HIT II von 22,1 auf 8,4% und bei HIT-II-Patienten mit thromboembolischen Komplikationen (HITTS) von 34,8 auf 19,4% gesenkt. Die Mortalität infolge von Thrombosen reduzierte sich von 4,8 auf 0% (HIT II) und von 15,2 auf 0% (HITTS) hoch signifikant. Blutungen und schwere Blutungen traten unter Argatroban-Therapie im Vergleich zur Kontrollgruppe nicht vermehrt auf.

 

Copyright

Datenstand