Arzneimittel und Therapie

Kombination von drei Reverse-Transkriptase-Hemmern

Die Therapie mit drei Reverse-Transkriptase-Hemmern führt bei der HIV-Infektion zu einer stärkeren Suppression der viralen Replikation als die Kombination von zwei Reverse-Transkriptase-Hemmern. Möglicherweise kann mit der Tripeltherapie auch die Resistenzentwicklung verzögert werden.


Ein gegenwärtiges Therapieziel bei HIV-Infektionen besteht in der Suppression der viralen Transkription, um den Ausbruch der Krankheit hinauszuzögern. Um diese Remission zu erzielen, werden verschiedene Kombinationen von Reverse-Transkriptase-Hemmern und Proteaseinhibitoren eingesetzt. Bislang haben jedoch viele Kombinationen zu keinem dauerhaften Erfolg geführt.

Die INCA-Studie


In einer doppelblinden, randomisierten und plazebokontrollierten Studie wurde nun die Kombination verschiedener Reverse-Transkriptase-Hemmer untersucht. Eingesetzt wurden dabei der nicht nukleosidische Reverse-Transkriptase-Hemmer Nevirapin (Viramune(r)) sowie die beiden Nukleosidanaloga Didanosin (Videx(r)) und Zidovudin (Retrovir(r)).
An der multizentrischen INCA-Studie (Italien, Niederlande, Kanada und Australien) nahmen 151 AIDS-symptomfreie HIV-positive Patienten teil, die bislang noch keine antiretrovirale Therapie erhalten hatten und deren CD4-Zahl zwischen 200 und 600/ml lag.

  • 47 Patienten (Gruppe ZN) erhielten Zidovudin (dreimal täglich 200 mg), Nevirapin (die ersten zwei Wochen einmal täglich 200 mg, dann zweimal täglich 200 mg) und ein Plazebo.
  • 53 Studienteilnehmer (Gruppe ZD) erhielten Zidovudin, Didanosin (zweimal täglich je nach Körpergewicht zwischen 125 und 200 mg) und ein Plazebo und
  • 51 Patienten eine Tripeltherapie mit Zidovudin, Nevirapin und Didanosin (Gruppe ZND).


Die Studie dauerte ein Jahr. Während dieser Zeit wurden die Patienten regelmäßig untersucht, und es wurden quantitativ die CD4-Lymphozyten-Zahl und die HIV-RNA bestimmt.

Ergebnisse

  • {te}Nach acht Wochen war die Konzentration der HIV-RNA gesunken, und zwar in der Tripeltherapiegruppe (ZND) um log 2,18, in der Gruppe ZD um log 1,55 und in der Gruppe ZN um log 0,90.
  • Nach einem Jahr konnte bei 51% der Tripelgruppe die HIV-RNA nicht mehr nachgewiesen werden (die Nachweisgrenze lag bei 20 Genomkopien/ml); die virale RNA konnte weiterhin bei allen Patienten der ZN- und bei 88% der ZD-Gruppe nachgewiesen werden.
  • Nach einem Jahr war bei 12% der Patienten der Tripeltherapie die Krankheit fortgeschritten; bei der ZN-Gruppe waren es 23%, bei der ZD-Gruppe 25%.

Untersuchungen zur Resistenzentwicklung


In einer Untergruppe von 59 Patienten wurde nach sechs Monaten eine Untersuchung zur Resistenzentwicklung vorgenommen. Die Virusisolierung war bei 79% der Patienten der Gruppe ZND, bei 53% der ZD und bei 31% der ZN-Gruppe erfolglos. Eine Resistenz gegenüber Zidovudin trat bei 21% der ZD-Gruppe und bei 6% der ZN-Gruppe. Bei einer Tripeltherapie konnte weder eine Didanosin- noch eine Zidovudinresistenz nachgewiesen werden. Bei allen Patienten, die Nevirapin eingenommen hatten, zeigte sich eine Resistenz gegenüber diesem Wirkstoff. In der ZDN-Gruppe betraf dies allerdings fast ausschließlich Patienten mit schlechter Compliance.
Literatur
Montaner, J., et al.: A randomized, double-blind trial comparing combinations of nevirapine, didanosine, and zidovudine for HIV-infected patients. J. Am. Med. Assoc. 279, 930-937 (1998).
Dr. Petra Jungmayr, Esslingen

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