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Psychische Erkrankungen - ein bedeutender Kostenfaktor bei Arbeitgebern und Kran

POTSDAM (tmb). Die Gesundheitsökonomie war zentrales Thema der diesjährigen Tagung des Teltower Kreises am 14. November in Potsdam. Dieser Vereinigung gehören verschiedene Interessensgruppen des Gesundheitswesens an, insbesondere aus Pharmaindustrie, von Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigung. Den Teilnehmern aus dem Gesundheitswesen sollten aber nicht nur die branchenspezifischen Sichtweisen vermittelt werden. Auch aus dem Blickwinkel eines Industrieunternehmens außerhalb des Gesundheitswesens ergeben sich interessante Erkenntnisse über Kosteneinflußgrößen im Gesundheitswesen.


Die betriebliche Sichtweise der Gesundheitsökonomie vermittelten Vorträge von Friedrich Breig, Siemens Berlin, und Christian Sekula, BKK-Siemens Berlin, die ihre Erfahrungen vorstellten. Aus Arbeitgeberperspektive wurde die Thematik durch einen auffällig hohen Krankenstand interessant. Mit Hilfe gesundheitsfördernder Maßnahmen am Arbeitsplatz gelang es, die Motivation der Arbeitnehmer zu erhöhen und den Krankenstand erheblich zu senken. Dazu wurde ein Arbeitskreis Gesundheit eingerichtet, der die Maßnahmen auswählt und organisiert. Konkrete Instrumente sind beispielsweise eine aktive Pause am Arbeitsplatz und eine Rückenschule.

Führungsverhalten wesentlich für Krankenstand


Mit Hilfe ihrer Betriebskrankenkasse konnte Siemens die jeweils vorliegenden Krankheiten als Ursache der Fehlzeiten analysieren. Daraus ergibt sich ein bemerkenswert hoher Anteil psychischer Erkrankungen, die im Vergleich zu anderen Krankheiten besonders lange Fehlzeiten auslösen und auch zu besonders langen und dementsprechend teuren Krankenhausaufenthalten führen.
Weiterhin ist zu erwarten, daß viele psychische Erkrankungen von Ärzten und Patienten eher als somatische Krankheiten deklariert werden, um eine Stigmatisierung der Patienten zu umgehen. Bei einer Betrachtung des Leistungsvermögens sind zudem Mitarbeiter zu berücksichtigen, die anwesend, aber nicht leistungsbereit sind, da sie "innerlich" gekündigt haben. Aufgrund dieser Effekte ist der ausgewiesene Krankenstand nur "die Spitze des Eisberges", was die Frage nach den
Ursachen psychischer Erkrankungen drängend macht. Mit geeigneten Fragetechniken durchgeführte Mitarbeiterbefragungen ließen das Führungsverhalten der Vorgesetzten als wichtigste Ursache erkennen, gefolgt von der Arbeitsbelastung und dem individuellen Gesundheitsverhalten.
Erstaunlicherweise rangierte die vermeintlich "ungerechte" Bezahlung erst an letzter Stelle. Als Gegenmaßnahmen werden psychologische Beratungen sowie Ernährungsschulungen und Informationen über Behandlungsmöglichkeiten angeboten. Defizite im Führungsverhalten ließen sich durch intensive externe Schulungen abbauen. Außerdem wurden Rückkehrgespräche nach Krankheiten eingeführt.

Enge Verzahnung zwischen Arbeitgeber und BKK


Sekula schilderte die bei Siemens durchgeführten gesundheitsfördernden Maßnahmen als betriebswirtschaftlich erfolgreich, blieb aber konkrete Zahlen schuldig. Er kritisierte, daß in Berlin zu wenig von den bestehenden Behandlungsmöglichkeiten Gebrauch gemacht werde und zu wenig in spezialisierte Krankenhäuser eingewiesen werde. Zudem erfolge die Rehabilitation zu spät. Außerdem sei anzustreben, daß die Krankenkassen wieder für Präventionsleistungen zahlen dürften. Um die erheblichen Kosten für Arbeitgeber und Krankenkassen senken zu können, sei mehr Transparenz erforderlich. So gebe die BKK Informationen über den Krankenstand einzelner Abteilungen, die dem Arbeitgeber Hinweise auf nötige Interventionen vermitteln können. Außerdem sollten künftig Daten über die Arzneimittelanwendung zusammengestellt werden, die außerhalb der Krankenkassen als Grundlagen für pharmakoökonomische Untersuchungen verwendet werden könnten. Im Rahmen der Diskussion wurde die enge Verzahnung zwischen BKK und Arbeitgeber mit Blick auf den "gläsernen Patienten" kritisiert. Dem wurde entgegengehalten, daß alle Daten anonymisiert sind.l

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