Feuilleton

175. Geburtstag von Oskar Brehm


Bodendorf studierte von 1922 bis 1924 in Königsberg Pharmazie, fertigte nach bestandenem Chemischem Verbandsexamen 1925 im dortigen Chemischen Institut bei Hans Meerwein seine Dissertation an und war nach seiner Promotion zum Dr. phil. von 1927 bis 1929 "Volontärassistent" bei Meerwein.
Danach ging Bodendorf nach Berlin und habilitierte sich 1932 bei Carl Mannich für Pharmazeutische Chemie. Zu dieser Zeit nahm er Horst Böhme in seine Arbeitsgruppe auf und betreute dessen Doktorarbeit (1934). Auch Böhme habilitierte sich bei Mannich (1938).
Bodendorf war von 1935 bis 1939 Direktor des Pharmazeutisch-Chemischen Instituts der Universität Istanbul, 1939 bis 1945 Direktor des Pharmazeutischen Instituts der Universität Breslau und 1948 bis 1967 als Nachfolger Mannichs Direktor des Pharmazeutisch-Chemischen Instituts der TU Karlsruhe.
Anläßlich einer Geburtstagsfeier von Böhme in Marburg, der dort seit 1946 zusammen mit Meerwein die Pharmazie und Chemie prägte, lernte ich Bodendorf als freundlichen alten Herrn persönlich kennen.
Am 22. Juli 1976 wurde er aus dieser Welt abberufen und fand auf dem Bergfriedhof in Karlsruhe-Durlach seine letzte Ruhestätte.
Literatur
Böhme, H.: Pharm. Ztg. 114, 12 (1969).
Neidlein, R.: Dtsch. Apoth. Ztg. 108, 2040 (1968); ibid. 116, 1140 (1976).
Schwenker, G.: Pharm. Unserer Zeit 8, 35 (1979).
Deutsche Apotheker-Biographie, Erg.-Bd. II, S. 23 (Kruppa und Keil). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1997.
Prof. Dr. B. Unterhalt, Münster
Oskar Brehm war am 12. Dezember 1823 in Renthendorf geboren worden. Er war das siebte Kind seiner Eltern, verlor bereits 1826 seine Mutter und wurde seit 1827 von seiner Stiefmutter liebevoll erzogen. Seinen ersten Schulunterricht erhielt er in der Dorfschule, später wurde er von seinem Vater unterrichtet. Als 15jähriger begann er in der Stadt-Apotheke in Münchenbernsdorf (Thüringen) eine pharmazeutische Lehre, die er bei dem Apotheker F. W. Weibezahl in Auma fortsetzte. Nach einem sehr guten Gehilfenexamen war er in Wolkenstein (Erzgebirge), in Limbach und in Sandersleben als Apothekergehilfe tätig. Während dieser Zeit begann er, Schmetterlinge (Lepidoptera) und Käfer (Coleoptera) zu sammeln. Mit der Zeit besaß er eine (mit Hilfe des Rektors Lübben aus Aschersleben) bestens geordnete und gewissenhaft bestimmte Sammlung von 1500 europäischen Käfern. Hin und wieder schickte er seinem Vater einige Vogelbälge, so aus Sandersleben an die 100 Stück. Zum Studium der Pharmazie ging Brehm im Mai 1848 nach Jena und besuchte dort das private Pharmazeutische-chemische Institut von Heinrich Wackenroder (1798-1854). Aufgrund seiner ausgezeichneten Kenntnisse machte ihn Professor Willibald Artus (1809-1880) Ostern 1849 zu seinem ersten Assistenten an der Universität.
Im Oktober 1849 reiste Brehm zu seinem Bruder Alfred nach Ägypten; Alfred war bereits als 18jähriger mit dem schwäbischen Baron Johannes W. von Müller (1824-1866) dorthin gereist und allein dort geblieben, um eine weitere Expedition vorzubereiten, befand sich aber nun in großen finanziellen Schwierigkeiten. Oskars Reiseroute führte zunächst nach Dresden, wo der österreichische Gesandte sein bisheriges Verhalten als Student überprüfte. Danach ging er nach Wien und erhielt von Baron von Müller einen Geldbetrag für die Expedition. In Triest schiffte er sich dann zusammen mit dem Naturforscher Reinhard Vierthaler (1820-1852) nach Alexandria ein, wo sie nach einem Umweg über Smyrna (Izmir) am 24. November 1849 bei Alfred eintrafen.
Im Dezember 1849 brachen sie mit insgesamt neun Personen zu einer Expedition in den Sudan auf. Sie fuhren über die Oase Fajum, wo sie die Gewinnung von Rosenöl sahen, über Kairo, wo sie einen kleinen Abstecher zu den Pyramiden machten und von dort immer weiter nilaufwärts. Während der ganzen Reise sammelten sie eifrig Käfer, andere Insekten, Tiere und Pflanzen. Nachdem sie bereits tief nach Nubien vorgedrungen waren, geschah in Dongola das große Unglück, das Oskar Brehm das Leben kostete. Es war am 8. Mai 1850, mittwochs vor dem Himmelfahrtsfest, als er und sein Bruder Alfred nach recht ermüdender Arbeit ein erfrischendes Bad im Nil nahmen. Als Alfred bereits zur Flußmitte schwamm, riet er seinem Bruder noch, in Ufernähe zu bleiben; kurz darauf war dieser plötzlich verschwunden. Zusammen mit 15 bis 20 Arabern tauchte Alfred nach ihm, aber erst eine halbe Stunde später wurde er gefunden. Alle Wiederbelebungsversuche schlugen fehl.
Der Tote wurde in einen aus zwei Kisten gezimmerten Holzsarg gelegt, der mit der österreichischen Fahne bedeckt wurde, und auf dem christlich-koptischen Friedhof von Dongola bestattet. Aus Ziegelsteinen errichtete man ihm einen einfach Grabhügel.
Oskar Brehm war eine imposante Erscheinung gewesen. Im "Neuen Nekrolog der Deutschen" wird berichtet: "Er war von mittlerer Größe, schlank mit länglichem Gesicht, blauen Augen, einer Habichtsnase und hatte trotz seines blonden, weichen Haupthaares einen so starken Bart, daß er wegen des letzteren in Afrika für einen großen Arzt und Sterndeuter gehalten wurde". Mit seinem frühen Tod verlor die Wissenschaft einen kenntnisreichen, tüchtigen und eifrigen Forscher, der erst am Anfang seiner Laufbahn stand.
Literatur
Neuer Nekrolog der Deutschen, Jg. 28, 1850, S. 305-312. Weimar 1852.
L. Gebhardt: Die Ornithologen Mitteleuropas, S. 52. Gießen 1964.
H. Hellmuth: Der Pharmazeut Oskar Brehm aus Unterrenthendorf. Pharmazie, Beilage Pharm. Praxis, 249-251 (1977).
Deutsche Apotheker-Biographie, Erg.-Bd., S. 49. Stuttgart 1986.
Holm-Dietmar Schwarz,
Bruchstraße 9b, 59939 Olsberg

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