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Arzneimittel und Therapie
Nahrungsergänzung: Wieviel Vitamin C ist nötig?
Das Food and Nutrition Board of the National Academy of Sciences überarbeitete im vergangenen Jahr die Richtlinien für die empfohlene Vitamin-C-Aufnahme. Dabei wurden unter anderem die Zufuhr von Vitamin C mit der Nahrung, epidemiologische Erhebungen, pharmakokinetische Daten, die physiologische Bedeutung von Vitamin C sowie seine pharmakologischen Wirkungen berücksichtigt.
Zu wenig Vitamin-C-Aufnahme mit der Nahrung
Eine obst- und gemüsereiche Ernährung gewährleistet eine ausreichende Vitamin-C-Zufuhr. So enthalten z. B. fünf Mahlzeiten mit Salat, Gemüse oder Früchten je nach Zubereitungsart zwischen 210 und 280 mg Vitamin C. Die Daten einer großen amerikanischen Ernährungsstudie (US National Health and Nutrition Examination Survey) zeigen jedoch, dass 25% der amerikanischen Frauen und 33% der Männer weniger als zwei gemüse- oder obsthaltige Mahlzeiten zu sich nehmen. Die durchschnittliche Vitamin-C-Aufnahme aus Nahrungsmitteln beträgt bei Männern 84 mg/Tag, bei Frauen 73 mg/Tag. Andererseits nehmen ca. 40 bis 50% der amerikanischen Bevölkerung Vitamin C in Form von Vitamintabletten oder Nahrungsergänzungsmitteln zu sich.
Vitamin C ist an zahlreichen biochemischen Vorgängen beteiligt
Ascorbinsäure, die reversibel in Dehydroascorbinsäure übergehen kann, gehört zu den biochemischen Redoxsystemen und ist an zahlreichen metabolischen Prozessen beteiligt. So dient Vitamin C als Enzym-Kofaktor für die Synthese von Collagen, Carnithin, Noradrenalin und Peptidhormonen und ist an dem Tyrosinmetabolismus beteiligt. Aufgrund seiner chemischen Struktur wirkt Vitamin C auch als Antioxidans bei zahlreichen intrazellulären und extrazellulären Reaktionen; beispielsweise verhindert Ascorbinsäure die Oxidation von LDL und beugt der Bildung von Nitrosaminen im Magensaft vor. Ferner fördert Vitamin C die Eisenresorption im Gastrointestinaltrakt.
Überschüssiges Vitamin C wird ausgeschieden
Die Bioverfügbarkeit von Vitamin C im Plasma sinkt im allgemeinen mit steigender Dosis. Sie beträgt bei 200 mg Vitamin C ungefähr 100%, bei 500 mg 73% und bei 1250 mg 49%. Über die Bioverfügbarkeit von Vitamin C, das in der Nahrung gebunden ist, liegen keine Angaben vor. Es ist möglich, dass einzelne Nahrungsbestandteile wie Glucose die Vitamin-C-Absorption hemmen und dadurch die Bioverfügbarkeit beeinträchtigen.
Vitamin C wird glomerulär filtriert und renal rückresorbiert. Die tubuläre Rückresorption erfolgt konzentrationsabhängig durch ein Vitamin-C-Transportprotein. Bei Sättigung dieses Transportproteins wird Vitamin C im Harn ausgeschieden. Die Schwellendosis liegt bei ungefähr 100 mg. So führen Vitamin-C-Dosen von weniger als 100 mg pro Tag zu keiner Ausscheidung von Vitamin C im Harn, bei 100 mg werden ungefähr 25%, bei 200 mg 50% ausgeschieden. Bei höheren Dosen wird entsprechend mehr ausgeschieden; hochdosiertes Vitamin C wird also vom Körper nicht gespeichert.
Wenig medizinische Indikationen für Vitamin C
Angaben, die auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Vitamin-C-Mangel und einem erhöhten Schlaganfallrisiko und einer höheren Inzidenz der koronaren Herzkrankheit weisen, sind teilweise widersprüchlich. Dem jetzigen Kenntnisstand zufolge ist ein ausgeprägtes Vitamin-C-Defizit mit einem erhöhten Risiko für die koronare Herzkrankheit assoziiert; ob sich Vitamin C günstig auf das Schlaganfallrisiko auswirkt, ist noch unklar.
Raucher und Patienten mit Pankreatitis, Kranke nach einem größeren chirurgischen Eingriff oder mit einer Sepsis, Intensiv- und HIV-Patienten haben erniedrigte Vitamin-C-Plasmakonzentrationen. Allerdings ist die Bedeutung dieser niedrigen Vitamin-C-Konzentration unklar. Unbekannt ist gleichfalls, ob eine präventive Gabe von Vitamin C den Krankheitsverlauf beeinflussen kann.
Die von Pauling postulierte hochdosierte Vitamin-C-Gabe zur Prävention und Therapie von Erkältungskrankheiten ist abzulehnen. Die Patienten, die nach grammweise dosiertem Vitamin C eine Besserung verspürten, gehörten einer kleinen Untergruppe an, die wahrscheinlich ein Vitamin-C-Defizit aufwies. Hochdosiertes Vitamin C hat in der Prävention oder Therapie von Erkältungskrankheiten keinen Platz.
Höhere Mengen (in Grammdosen) von Vitamin C können zu Durchfällen und abdominellen Blutungen führen. Vorsicht ist ebenfalls bei Eisenspeichererkrankungen wie z.B. Thalassämie oder Hämochromatose geboten, da Ascorbinsäure die Eisenresorption fördert. Da Vitamin C in Mengen von mehr als einem Gramm die Oxalatausscheidung erhöht, steigt bei prädisponierten Personen das Risiko für Nierensteine.
Unter Berücksichtigung der aufgeführten Kriterien wird der tägliche Vitaminbedarf auf 100 bis 120 mg Vitamin C geschätzt. Nach Möglichkeit sollten täglich 200 mg Vitamin C mit Früchten, Gemüse und Salat aufgenommen werden. Die etwas höher gewählte Vitamin-C-Zufuhr gewährleistet eine ausreichende Versorgung, sodass ein passageres Unterangebot an Vitamin C über einen Monat hinweg ausgeglichen werden kann. Eine Vitamin-C-Zufuhr von mehr als einem 1 g pro Tag kann zu unerwünschten Wirkungen führen; von einer hochdosierten Vitamin-C-Therapie ist also abzuraten.
Der tägliche Vitamin-C-Bedarf sollte am besten mit Früchten und Gemüse gedeckt und in fünf Portionen über den Tag verteilt werden. Diese "Take-5-Empfehlung" gewährleistet nicht nur eine optimale Vitamin-C-Versorgung, sondern kann auch das Risiko für manche Tumorarten senken. Allerdings ist noch nicht in allen Einzelheiten geklärt, welche pflanzlichen Inhaltsstoffe das Tumorrisiko senken können; ob Vitamin C auch allein präventive Wirkungen hat oder möglicherweise erst in Interaktion mit bioaktiven Komponenten in Früchten und Gemüse, ist noch unklar.
Literatur Levine, M., et al.: Criteria and recommendations for Vitamin C intake. J. Am. Med. Assoc. 281, 1415-1423 (1999).
Den jüngsten Empfehlungen zufolge reicht eine tägliche Vitamin-C-Zufuhr von 100 bis 200 mg aus, um den Organismus optimal zu versorgen; Mengen von mehr als 1000 mg sollten vermieden werden. Der Vitaminbedarf sollte nach Möglichkeit über den Tag verteilt in fünf Portionen mit Gemüse, Salat und Früchten gedeckt werden.
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