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Arzneimittel und Therapie
Finasterid verhilft zu neuer Haarpracht
Die androgenetische Alopezie, so die Fachbezeichnung für den vorzeitigen Haarverlust, betrifft in Deutschland sehr viele Männer. Wissenschaftler gehen davon aus, daß etwa 50% aller Männer über 50 Jahre an der genetisch programmierten Form des vorzeitigen Haarausfalls leiden. Bei den 30jährigen zeigt immerhin schon jeder Dritte erste Anzeichen einer bevorstehenden Glatzenbildung.
Mit dem 5-Alpha-Reduktasehemmer Finasterid steht erstmals eine oral applizierbare Substanz zur Verfügung, die ihre Wirksamkeit in breit angelegten, plazebokontrollierten Doppelblindstudien unter Beweis gestellt hat. Voraussetzung ist aber, dass Finasterid kontinuierlich eingenommen wird. Ansonsten fallen die hinzugewonnenen Haare wieder aus.
Hormone und die Genetik sind schuld
Die Zusammenhänge, die letztlich zur androgenetischen Alopezie führen, sind mittlerweile gut untersucht. Demnach hat die androgenetische Alopezie zwei Protagonisten: erhöhte Spiegel des Hormons Dihydrotestosteron (DHT) und genetisch determinierte Haarfollikel. Treffen diese beiden Faktoren aufeinander, ist das vorzeitige Ausfallen der Haare oft nicht mehr aufzuhalten. Langsam aber sicher kommt es zu einer Verkleinerung der Haarfollikel, die daraus entstehenden Haare werden immer dünner und fallen schließlich aus.
Der aussichtsreichste und derzeit einzig verfügbare kausale Therapieansatz besteht in der medikamentösen Hemmung desjenigen Enzyms, welches für die Konversion von Testosteron in Dihydrotestosteron verantwortlich ist. Mit Finasterid steht nunmehr eine systemisch wirkende Substanz zur Verfügung, die hochselektiv aber reversibel die Aktivität der 5-Alpha-Reduktase vom Typ II blokkiert.
Multizenterstudie belegt: Finasterid kann Haarverlust stoppen
In den vergangenen drei Jahren wurden in den Vereinigten Staaten und weltweit parallel zwei große plazebokontrollierte Doppelblindstudien durchgeführt. Im Rahmen einer der Studien erhielten insgesamt 1215 Männer über zwei Jahre entweder 1 Tablette Propecia pro Tag (= 1mg Finasterid) oder ein Plazebo.
Nach Beendigung der Studie hatte sich die Haarzahl auf einer vorher festgelegten münzgroßen Fläche bei fast 85% der Propecia-Kandidaten wieder erhöht oder war zumindest konstant geblieben. Demgegenüber hatte sich das Haarkleid in der Plazebo-Gruppe bei annähernd 75% der Männer weiter gelichtet. Unabhängige Gutachter beobachteten gleichzeitig bei 66% der behandelten, aber nur bei 7% der unbehandelten Männer ein verstärktes Haarwachstum. Der Haarverlust konnte also nicht nur gestoppt, sondern die Haardichte nach einem Jahr bei 48%, nach zwei Jahren bei 66% der Männer wieder erhöht werden. Die Therapie war gut verträglich, das Nebenwirkungsprofil ähnlich wie bei einer Plazebo-Therapie.
Wer ist der geeignete Kandidat?
Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass mit einer Wirkung der Therapie und einem verstärkten Haarwachstum nach etwa drei bis sechs Monaten zu rechnen ist. Geeignet ist die Behandlung lediglich für Männer, die unter der erblich bedingten Form des Haarausfalls leiden und bei denen die Haarfollikel noch intakt sind.
Frauen dürfen den Wirkstoff nicht einnehmen. Die Gründe: zum einen wirkt Finasterid bei Frauen nicht, andererseits würde es bei einer eventuell bestehenden Schwangerschaft zu einer Schädigung eines männlichen Fötus kommen. Der Hersteller von Propecia(r), das Unternehmen MSD Sharp & Dohme, betrachtet die androgenetische Alopezie als geringfügige Gesundheitsstörung. Deshalb sollten die Patienten die Behandlung auch aus eigener Tasche bezahlen.
Quelle
Priv.-Doz. Dr. Hans Wolff, München, Prof. Dr. Rudolf Happle, Marburg, Priv.-Doz. Dr. Ronald Henss, Saarbrücken, Dr. Ottfried Zierenberg, Haar, Einführungspressekonferenz Propecia(r), Berlin, 15. Januar 1999, veranstaltet von MSD Sharp & Dohme, Haar.
Alexander Wehr, Hamburg
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