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Arzneimittel und Therapie
Neue STIKO-Empfehlungen: Auch Jugendliche und Erwachsene vor Pertussis schützen
Auch ein Erwachsener kann an Keuchhusten erkranken. Die Symptome – stakkatoartiger Husten, meist nachts, mit anschließendem Erbrechen und das typische inspiratorische Juchzen – sind zwar meist weniger ausgeprägt als bei Kindern und für den Erwachsenen nicht lebensbedrohlich. Er kann aber die Erreger an Neugeborene und Säuglinge weitergeben, für die die Pertussis einen weitaus gravierenderen Verlauf nehmen kann. In den ersten sechs Lebensmonaten treten immerhin bei 24 Prozent der Säuglinge Komplikationen auf, darunter Lungenentzündungen und, besonders kritisch, verlängerte Atempausen, die zu einer Pertussis-Enzephalopathie führen können. Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass der gefürchtete plötzliche Kindstod nicht selten mit einer unerkannten Bordetella-pertussis-Infektion einhergeht. Ab dem siebten Lebensmonat entspannt sich die Situation. Dann geht die Komplikationsrate auf sieben Prozent zurück.
Jugendliche sind schlecht geschützt Ein Blick auf die Epidemiologie zeigt eine starke Abhängigkeit von der Durchimpfungsrate im jeweiligen Land. Zu Zeiten, als nur zelluläre Pertussis-Impfstoffe zur Verfügung standen, war die Durchimpfungsrate in Deutschland gering, der Altersgipfel lag im Kleinkindalter. Mit Einführung der gut verträglichen azellulären Vakzine hat sich die Situation geändert. Geimpft wird nun laut STIKO dreimal im Abstand von vier Wochen, beginnend ab der vollendeten achten Lebenswoche, sowie einmal im Alter von zwölf bis 15 Monaten. Die Durchimpfungsrate bei den Kindern ist hoch, sie erkranken entsprechend selten. Dagegen erkranken vor allem Säuglinge, die keinen "Nestschutz" besitzen, sowie ungeschützte oder unzureichend geschützte Jugendliche und Erwachsene. So lag die Pertussisinzidenz in Finnland während einer Kleinraumepidemie bei den unter Vierjährigen lediglich bei 317 pro 100 000. Von den Sieben- bis 15-Jährigen erkrankten dagegen 2535 pro 100 000. Ähnlich sind die Ergebnisse einer Haushaltkontaktstudie in Wisconsin. Während unter den Ein- bis Vierjährigen lediglich 13 Prozent erkrankten (Effektivität der Pertussis-Impfung bei 90 Prozent!), waren es unter den Zwölf- bis 18-Jährigen 41 Prozent.
STIKO zieht Konsequenzen
Die STIKO hat nun die Konsequenzen gezogen und die Empfehlungen zur Pertussis-Impfung erweitert: Bei Kindern und Jugendlichen, die nicht oder nur unvollständig gegen Pertussis geimpft sind, soll die komplette Grundimmunisierung mit einer azellulären Pertussis-Vakzine nachgeholt werden. Bereits geimpfte Jugendliche sollen zusätzlich bis zum 18. Lebensjahr eine weitere Dosis des azellulären Impfstoffs erhalten. Personen, die im Rahmen der beruflichen Tätigkeit einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind, wie zum Beispiel Mitarbeiter von Kinderkliniken oder Gemeinschaftseinrichtungen, soll eine Impfung angeboten werden. Diese Indikation ergibt sich aus der aktuellen Umsetzung arbeitsmedizinischer EG-Richtlinien über den Schutz der Arbeitnehmer.
Einfach dreifach
Für die Auffrischung des Impfschutzes gegen Pertussis, gleichzeitig aber auch gegen Tetanus und Diphtherie, steht mit Boostrix® (Tdpa) ein neuer Kombinationsimpfstoff zur Verfügung. Er enthält Tetanus- und Diphtherie-Toxoide sowie einen hoch immunogenen azellulären Pertussisimpfstoff mit den drei wichtigsten Pertussisantigenen - filamentöses Hämagglutinin (FHA), Pertactin (PRN) und Pertussis-Toxin (PT), - jedoch in deutlich geringerer Konzentration wie in der zur Erstimpfung eingesetzten Kombinationsvakzine Infanrix® (DTPa). Die Immunogenität nach Impfung mit der Kombinationsvakzine ist ebenso gut wie nach monovalenter Pertussis-Impfung und getrennt verabreichtem Td-Impfstoff. Die Auffrischimpfung schützt Erwachsene nicht nur sicher vor Diphtherie, Tetanus und Pertussis. Sie verhindert damit gleichzeitig auch, dass Neugeborene und ungenügend geschützte Säuglinge von Jugendlichen und Erwachsenen mit Bordetella pertussis angesteckt werden.
Quelle: Einführungs-Fachpressekonferenz "Pertussis, Diphtherie und Tetanus - lebenslanger Schutz mit Boostrix®", München, 10. Dezember 1999, veranstaltet von SmithKline Beecham, München.
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