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Arzneimittel und Therapie
Altersbezogene Makuladengeneration: Mit photodynamischer Therapie gegen den Sehv
Endstation Erblindung
Die AMD ist neben der diabetischen Retinopathie die häufigste Ursache für allmählichen Visusverlust. Sie beginnt meist an einem Auge, verläuft dann aber symmetrisch. Im Frühstadium lagert sich Lipofuszin im Bereich der Macula lutea ab, der Stelle des schärfsten Sehens. Hinzu kommen Pigmentveränderungen in diesem Bereich. Noch merkt der Patient davon kaum etwas.
Kritisch: die "feuchte Form" der AMD
Im späten Stadium, an dem immerhin 1 Prozent der 50-Jährigen und 5 bis 10 Prozent der 80-Jährigen leiden, kommt es zu einem fortschreitenden Gewebeschwund einer bestimmten Schicht der Netzhaut im Bereich der Makula. Die Funktion der Netzhaut und damit auch die zentrale Sehschärfe nehmen ab. Bei dieser "trockenen Form" der AMD ist die Lesefähigkeit eingeschränkt und das periphere Gesichtsfeld leicht verzerrt.
Bei der gefährlicheren "feuchten Form" der AMD sprossen Blutgefäße unter der Netzhaut ein, Photorezeptoren werden zerstört, und die Netzhautmitte vernarbt. Verzerrtes Sehen (Metamorphopsien) und veränderte Farbwahrnehmung münden letztlich in einen völligen Verlust der zentralen Sehschärfe. Besonders gefährdet sind ältere Menschen und, einmal mehr, die Raucher. Außerdem werden genetische Disposition, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Ernährung als Risikofaktoren diskutiert. Hier gibt es jedoch noch keine gesicherten Ergebnisse.
Behandlung mit photodynamischer Therapie
Die Behandlungsmöglichkeiten bei AMD sind spärlich. Für das Frühstadium und die trockene Form des Spätstadiums gibt es bislang keine gesicherte wirksame Therapie. Indiziert sind regelmäßige Kontrollen, um den Übergang in die "feuchte AMD" sofort zu erkennen. Denn gegen die dann stattfindende Gefäßneubildung lässt sich therapeutisch vorgehen. Möglich ist ein Verschluss der Gefäße mit Laserkoagulation. Bei diesem Verfahren wird allerdings auch die Netzhaut ungewollt in Mitleidenschaft gezogen.
Für eine Untergruppe der "feuchten AMD", die "klassische chorioidale Neovaskularisation", gibt es nun eine Alternative mit der photodynamischen Therapie (PDT) - ein Prinzip, das auch in anderen Bereichen der Medizin genutzt wird. Als Photosensibilisator wird Verteporfin (Visudyne®) intravenös in die Armvene appliziert und die Makula nach 15 Minuten zur Aktivierung des Farbstoffs mit nicht-thermischem rotem Laserlicht beleuchtet. Fällt Verteporfin vom angeregten Zustand in den Grundzustand zurück, wird Energie frei, die Sauerstoff in radikale Sauerstoffmoleküle verwandelt. Idealerweise kommt es dann zu einer "Photothrombose", zu einem Verschluss der neugebildeten Gefäße ohne dass das umliegende Gewebe geschädigt wird.
Die Verträglichkeit von Verteporfin gilt als gut. Möglich sind Hautveränderungen, wenn der Patient 48 Stunden nach Injektion starkem Licht ausgesetzt ist. Ungeeignet ist die Therapie allerdings für Leberinsuffiziente, da der Farbstoff über die Leber ausgeschieden wird.
Visusverlust aufhalten
Durch die PDT, so zeigen bislang zwei klinische Studien, lässt sich der Spontanverlauf bei feuchter AMD aufhalten. Die Sehschärfe der behandelten Patienten blieb deutlich besser. Manche Patienten profitieren sogar von einer Verbesserung des Sehvermögens. Dabei sind die Erfolgsaussichten um so größer, je besser darstellbar die Gefäßveränderungen in der Fluoreszenzangiographie sind. Allerdings muss die Therapie bei den meisten Patienten mehrfach wiederholt werden. Und sie ist nicht billig. Zwischen 4000 und 5000 Mark kosten Medikament samt Eingriff. Ob die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten übernehmen, ist derzeit unklar.
Lässt die Funktion der Augen nach und wird es allmählich immer dunkler, sinkt die Lebensqualität drastisch. In Deutschland trifft dieses Schicksal etwa 500 000 Menschen. 135 000 davon gelten als amtlich registrierte Blinde, 370 000 als "sonstige Sehbehinderte". Bei etwa einem Drittel lautet die Diagnose "altersbezogene Makuladegeneration". Die photodynamische Therapie mit Verteporfin (Visudyne) kann den Sehverlust stoppen.
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