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Arzneimittel und Therapie
Cholesterinsenkende Therapie: Selbstmorde, Unfälle und Gewalttätigkeiten sin
Eine Senkung des Cholesterinspiegels reduziert die kardiovaskuläre Mortalität und Morbidität. Erste therapeutische Maßnahmen beinhalten eine Änderung des Lebensstils durch eine cholesterinarme Diät, viel Bewegung, Rauchverzicht und mäßigen Alkoholkonsum. Bleibt der Cholesterinspiegel trotzdem hoch, werden cholesterinsenkende Medikamente verordnet. Zu den potentesten Medikamenten gehören die Statine. Diese senken die Produktion von cholesterinreichen Lipoproteinen (LDL) über eine Hemmung der Cholesterinsynthese. Einige große klinische Studien haben gezeigt, dass Statine die Sterblichkeit an der koronaren Herzkrankheit deutlich verringern können.
Wird das Verhalten negativ beeinflusst?
Die Daten einiger Studien zeigen aber auch, dass cholesterinsenkende Therapien möglicherweise das menschliche Verhalten negativ beeinflussen. So wiesen in den vergangenen Jahren die Ergebnisse dreier randomisierter, klinischer Studien auf die Gefahr hin, dass durch die Behandlung eines erhöhten Cholesterinspiegels vermehrt Todesfälle durch Selbstmorde, Unfälle und Gewalttätigkeiten auftreten. In einer dieser Studien, einer Metaanalyse aus dem Jahr 1990, wurden 103 Todesfälle durch Selbstmord oder Gewalttätigkeiten von Teilnehmern großer Primärpräventionsstudien untersucht. Die Auswertung der Daten ergab, dass die nicht kardiovaskulär bedingten Todesfälle durch cholesterinsenkende Diäten oder entsprechende Medikamente signifikant anstiegen. Allerdings fehlten in dieser Metaanalyse Daten von Sekundärpräventionsstudien und auch Daten von Studien mit Statinen als cholesterinsenkenden Medikamenten.
Andere Studien belegen einen Zusammenhang zwischen niedrigen Cholesterinkonzentrationen im Blut einerseits und selbstmörderischem Verhalten, brutalen Verbrechen, impulsiver Aggression und Persönlichkeitsstörungen andererseits. In zwei Studien mit Primaten nahm durch eine fett- und cholesterinarme Ernährung aggressives Verhalten zwischen den Tieren zu und die Fähigkeiten zur sozialen Eingliederung ab.
Kein Hinweis in neuer Metaanalyse
Um festzustellen, ob tatsächlich ein Zusammenhang zwischen cholesterinsenkenden Maßnahmen und Todesfällen durch Selbstmord, Unfall oder Gewalttätigkeiten besteht, wurden in einer neuen Metaanalyse Daten von 19 großen, randomisierten, klinischen Primär- und Sekundärpräventionsstudien ausgewertet, deren Teilnehmer mit unterschiedlichen cholesterinsenkenden Therapien behandelt wurden.
Die 19 Studien umfassten 70 700 Teilnehmer, vorwiegend Männer im Alter von 40 bis 70 Jahren, die über einen Zeitraum von einem bis zu zehn Jahren betreut wurden. Die Reduktion des Cholesterinspiegels erfolgte entweder durch eine cholesterinarme Diät, medikamentöse Therapien mit Statinen und anderen Substanzen oder in einer Studie durch eine partielle, ileale Bypassoperation. Ermittelt wurden insgesamt 215 Todesfälle durch Selbstmord, Unfall oder Gewalttätigkeiten.
Die Auswertung aller Daten ergab: Alle behandelten Studienteilnehmer hatten im Vergleich zur Kontrollgruppe ein relatives Risiko von 1,18, an einem nicht kardiovaskulär bedingten Tod zu sterben. Der Unterschied war statistisch nicht signifikant. Das relative Risiko, durch Selbstmord, Unfall oder Gewalttätigkeiten zu sterben, lag bei Teilnehmern von randomisierten, klinischen Studien, die Statine als cholesterinsenkende Medikamente einsetzten, bei 0,84, ebenfalls nicht signifikant. Hingegen zeigte sich ein leichter Trend von vermehrten Todesfällen durch Selbstmord oder Gewalttätigkeiten bei Teilnehmern, die mit diätetischen Maßnahmen oder Nicht-Statin-Medikamenten behandelt wurden (relatives Risiko 1,32).
Literatur: Muldoon, M. F., et al.: Cholesterol reduction and nonillness mortality: meta-analysis of randomised clinical trials. Br. Med. J. 322, 11 – 15 (2001).
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