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Arzneimittel und Therapie
Chronisch idiopathische Urtikaria: Desloratadin stoppt juckende Quaddeln
Unter einer Urtikaria versteht man das Auftreten von Quaddeln jeglicher Größe und Konfiguration, die an jeder Hautstelle lokalisiert sein können. Man unterscheidet akute und chronische Verlaufsformen: In über 90% der Fälle handelt es sich um eine akute Form (Dauer < 6 Wochen), die innerhalb von 2 bis 3 Wochen wieder verschwindet. Patienten, die von der selteneren chronischen Ausprägung (Dauer > 6 Wochen) betroffen sind, leiden dagegen im Schnitt 5 Jahre lang unter den Symptomen.
Der individuelle Verlauf ist aber sehr unterschiedlich und nicht vorhersehbar. Es gilt jedoch: Je schwerer und länger das Krankheitsbild bei der Erstdiagnose bereits besteht, desto ungünstiger ist die Prognose.
Benötigt wird eine sichere Langzeittherapie
Die Ursache einer Urtikaria ist nicht immer eine Allergie. Insbesondere der therapeutisch schlecht zugänglichen chronisch idiopathischen Urtikaria liegt nach heutiger Erkenntnis oft ein Autoimmunprozess zugrunde. Der Körper bildet hierbei IgG-Autoantikörper gegen den auf Mastzellen lokalisierten IgE-Rezeptor und setzt so eine Autoimmunkaskade in Gang.
Da Mastzellen bekanntlich nicht nur Histamin, sondern ein ganzes Arsenal inflammatorischer Mediatoren freisetzen, sollte eine Therapie daher nicht nur antihistaminisch, sondern gleichzeitig auch antiinflammatorisch wirksam sein. Darüber hinaus sind Sicherheit und Verträglichkeit des eingesetzten Präparates wichtige Voraussetzungen, da sich die Patienten in der Regel einer langfristigen Therapie unterziehen müssen.
Weniger Juckreiz und weniger Quaddeln
In einer Praxisstudie wurde in Zusammenarbeit mit 965 Dermatologen von Dezember 2001 bis März 2002 die Wirksamkeit des Antihistaminikums Desloratadin (Aerius®) an 9246 Patienten mit chronisch idiopathischer Urtikaria untersucht. Beurteilungskriterien waren dabei die Intensität des Juckreizes sowie Anzahl und Durchmesser der Quaddeln. Die Patienten erhielten die Standarddosierung von täglich 5 mg Desloratadin über durchschnittlich 40 Tage. 54% der Patienten waren bereits vorbehandelt, wobei die Hälfte von ihnen die Prämedikation als nur mittelmäßig wirksam eingestuft hatte.
Die Desloratadin-Behandlung führte in der Studie bei 83% der Patienten zur signifikanten Reduktion des Juckreizschweregrades. 86% der Patienten wurden sogar juckreizfrei, wohingegen bei Studienbeginn 79% unter schwerem bis mittelgradigem Juckreiz litten. Die Anzahl schwerer Formen der chronisch idiopathischen Urtikaria nahm von 74% auf 14% ab. Sowohl Quaddelanzahl als auch Quaddelgröße gingen während des Beobachtungszeitraums in signifikantem Ausmaß zurück.
Lediglich 0,5% der Studienteilnehmer berichteten über Nebeneffekte, wobei es sich vorwiegend um mild ausgeprägte Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Mundtrockenheit handelte.
Die behandelnden Dermatologen bewerteten die Wirksamkeit der Desloratadin-Gabe zu 84% mit sehr gut oder gut; in Bezug auf die Verträglichkeit gaben 82% ebenfalls dieses Urteil ab. Mit der signifikanten Linderung des quälenden Juckreizes verringerten sich auch die Schlafprobleme der Patienten, und ihre gesamte Lebensqualität verbesserte sich.
Zugelassen für chronisch idiopathische Urtikaria
Die Resultate dieser Praxisstudie decken sich mit den Ergebnissen aus anderen Studien, in denen Desloratadin seine Wirksamkeit bei Urtikaria ebenfalls schon unter Beweis stellen konnte. Lässt sich mit der Standarddosis von 5 mg kein ausreichender Effekt erzielen und sind große Hautpartien von der Urtikaria betroffen, arbeiten Dermatologen aber auch mit der zwei- oder dreifachen Tagesdosis. Desloratadin ist in Deutschland seit dem Jahr 2001 sowohl bei chronisch idiopathischer Urtikaria als auch zur Behandlung der allergischen Rhinitis zugelassen.
Kasten Toxische Hepatitis unter Desloratadin?
Vor kurzem berichtete die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) über Verdachtsfälle von unerwünschten Arzneimittelwirkungen, die in zeitlicher Nähe mit der Einnahme von Desloratadin (Aerius®) aufgetreten waren (siehe "Wichtige Mitteilungen" DAZ 43/2002). Besonders fiel ein Fall einer gut dokumentierten akuten toxischen Hepatitis auf.
Aufgrund des Ausschlusses anderer Ursachen einer akuten Hepatitis und des engen zeitlichen Zusammenhanges mit der erstmaligen Einnahme von Desloratadin sieht die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft in dem eingenommenen Präparat hochwahrscheinlich den Verursacher der dort beschriebenen hepatotoxischen Reaktion. Der Mechanismus der Leberschädigung bleibt jedoch unklar.
In einer Stellungnahme zu dieser Veröffentlichung macht die Firma Essex Pharma darauf aufmerksam, dass die Häufigkeit von Leberfunktionsstörungen unter Desloratadin innerhalb des für eine Bevölkerung zu erwartenden Bereichs liege. Insgesamt zeige die Häufigkeit abnormer Leberparameter für Loratadin und Desloratadin in kontrollierten klinischen Prüfungen hinsichtlich des Auftretens keinen Unterschied gegenüber Plazebo, so Essex Pharma.
Auch die Zahl der spontan berichteten Nebenwirkungen liege bei dem in über 270 Millionen Patiententagen eingesetzten Desloratadin auf Plazeboniveau. Damit entspräche das Sicherheitsprofil der Substanz hinsichtlich Leberfunktionsstörungen dem anderer Antihistaminika. ck
Quelle
Prof. Dr. Alexander Kapp, Hannover, Pressesymposium "Aerius® – den Generika deutlich überlegen", Köln, 19. Oktober 2002, veranstaltet von Essex Pharma.
Tadalafil (Cialis®) hat von den zuständigen Behörden die Zulassung zur Behandlung der erektilen Dysfunktion erhalten, wie Lilly ICOS mitteilte. Der Phosphodiesterase-5-Hemmer soll nach Firmenangaben im Frühjahr 2003 auf den deutschen Markt kommen.
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