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Arzneimittel und Therapie
Behandlung von Sinusitiden: Cineol bei entzündlichen Atemwegserkrankungen
Ein häufiges Krankheitsbild im Erwachsenenalter ist die Sinusitis. Am häufigsten sind die Kieferhöhlen, Stirnhöhlen und Siebbeinzellen betroffen, seltener die Keilbeinhöhlen. 6 Millionen Behandlungsfälle sind bei der akuten Sinusitis zu verzeichnen. Darüber hinaus entwickeln fast drei Millionen Patienten eine chronische Sinusitis, die durch eine mehr als dreimonatige Symptomatik charakterisiert ist.
Primär durch Viren bedingt
Eine akute Sinusitis ist in der Mehrzahl der Fälle primär durch Viren bedingt und läuft meist in Form einer Begleitsinusitis bei akuten Rhinitiden ab. Daher spricht man auch von einer rhinogenen Sinusitis.
In 20 Prozent der Erkrankungsfälle entwickelt sich aus der viralen Entzündung durch Zerstörung der Oberflächenabwehr eine bakterielle Sinusitis. Durch die virale und bakterielle Entzündung der Schleimhäute, der Nasenhaupthöhle, der Ausführungsgänge der Nasennebenhöhle und der Nasennebenhöhle selbst nimmt die Dicke der Schleimhäute zu und es kommt zu einer Störung der mukoziliären Clearance. Es kommt zu einer partiellen oder kompletten Verengung der Nasennebenhöhlen-Ausführungsgänge hinter der Nasenmuschel sowie zu einer erheblichen Behinderung der Nasenatmung.
Sinusitis-Komplikationen verhindern
Eine adäquate Therapie mit sekretolytisch/sekretomotorischen und schleimhautabschwellenden Substanzen ist indiziert, um vor allem mögliche Komplikationen zu vermeiden. Komplikationen bestehen darin, dass Eiterungen in die Nachbarschaft der Nebenhöhlen ausbrechen, also in die Augenhöhle oder das Schädelinnere. Dann können sich orbital entzündlich eitrige Phänomene mit drohender Erblindung, eine Osteomyelitis oder eine Meningitis entwickeln.
Therapiestandard ist die Gabe lokal abschwellender Nasentropfen, wobei die Kombination von Xylometazolin mit Dexpanthenol besonders schleimhautpflegend ist. Weitere Grundprinzipien der Behandlung sind eine Schmerzstillung mit systemischen Antiphlogistika, eine antibakterielle Therapie mit einem kalkulierten Einsatz von Antibiotika sowie eine Sekretolyse.
Cineol zur Sekretolyse
Für eine Sekretolyse hat sich der Einsatz von reinem Cineol bewährt. Das Monoterpen 1,8-Cineol ist der isolierte Hauptbestandteil von Eukalyptusöl. Der hochgereinigte Naturstoff kann in Form von Kapseln (z. B. Soledum-Kapseln) dem Organismus zugeführt werden. Sie lösen sich im Dünndarm auf, geben ihren Inhalt an das Blut ab und entfalten in den Atemwegen ihre Wirkung. Sechs Kapseln zu 100 mg Cineol reichen täglich aus, um nicht nur eine sekretolytische und sekretomotorische, sondern auch eine antibakterielle und eine ausgeprägte entzündungshemmende Wirkung zu erzielen.
In einer randomisierten, plazebokontrollierten über sieben Tage durchgeführten Doppelblindstudie, die 150 Sinusitispatienten einschloss, wurde die antientzündliche Wirksamkeit und Unbedenklichkeit von Cineol bei akuter Sinusitis belegt. Dabei zeigte sich bereits nach vier Tagen ein klinisch relevanter und statistisch hoch signifikanter Unterschied zwischen der Verum- und Plazebogruppe.
Gute Verträglichkeit
Der Symptom-Summen-Score (Ausgangswert 100 Prozent) reduzierte sich unter Cineol im Vergleich zu Plazebo auf etwa 45 Prozent (vs. 78 Prozent) nach vier Tagen und auf 20 Prozent (vs. 58 Prozent) nach sieben Tagen. Das entspricht einer Verbesserung um 80 Prozent nach Therapieende (Plazebo 42 Prozent). Auch Begleiterkrankungen der Sinusitis konnten durch die Cineol-Einnahme reduziert werden. So ist bei der Tracheitis eine Reduktion um 89,5 Prozent und bei Pharyngitis eine Abnahme um 88 Prozent beobachtet worden. Eine Begleitbronchitis nahm unter Verum-Therapie um 68 Prozent ab.
Hemmung von Entzündungsmediatoren
Normalerweise reagiert der Körper bei Atemwegserkrankungen mit der Ausschüttung bestimmter Botenstoffe, so genannter Entzündungsmediatoren. Dazu gehören Leukotriene (LTB4), Prostaglandine (PGE2, TxB2) und Zytokine (TNFalfa, IL-1beta). Sie führen beispielsweise zu einer verstärkten Sekretproduktion und einer Verengung der Atemwege. Zum einen greift Cineol als ein Hemmstoff in den Arachidonsäure-Stoffwechsel und die Zytokin-Produktion ein und wirkt so antiinflammatorisch. Cineol ist aber auch in der Lage, dosisabhängig die Produktion dieser Entzündungsmediatoren bei therapeutischen Konzentrationen in vitro zu hemmen. Auch In-vivo-Untersuchungen mit Asthma-Patienten konnten das entzündungshemmende Potenzial von Cineol bestätigen. Die Wirkung therapeutischer Konzentrationen von Budenosid (10-8 mol/l) und Cineol 10-6 mol/l) sind quantitativ und qualitativ vergleichbar. Bereits nach dreitägiger Therapie konnte bei den Patienten eine Hemmung der Leukotrienproduktion gemessen werden, die Lungenfunktion verbesserte sich und ein verringerter Atemwiderstand konnte bestimmt werden.
Selektive COX-2-Hemmung
Bei der Wirkung von Cineol auf den Prostaglandinstoffwechsel handelt es sich um eine selektive Inhibition der Cyclooxygenase 2 (COX 2). Die Cyclooxygenase 1 (COX 1) wird nicht beeinflusst. Es wird nur die Entzündung gehemmt, in das Fiebergeschehen greift Cineol nicht ein. Das ist zum einen in der fehlenden COX-1-Hemmung begründet. Zum anderen handelt es sich bezüglich des Fiebers nur um eine relativ schwache COX-2-Hemmung. Da aber der Infekterreger zu einer spezifischen COX-2-Aktivierung führt, kann Cineol direkt angreifen und zu einer Milderung des respiratorischen Infektes führen.
Quelle: Prof. Dr. Wolfgang Elies, Bielefeld, Priv.-Doz. Dr. Uwe R. Juergens, Bonn, und Dr. Uwe Sonnemann, Hamburg, auf der Pressekonferenz "Soledum. Neue Erkenntnisse zur Behandlung von Sinusitiden. Cineol: Besondere Wirksamkeit bei entzündlichen Atemwegserkrankungen", Hamburg, 30. November 2001, veranstaltet von Cassella med.
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