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- DAZ 21/2004
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Arzneimittel und Therapie
Typ-2-Diabetes: Metformin auch für Kinder zugelassen
Mit der Verbreitung des westlichen Lebensstils nimmt die Prävalenz des Typ-2-Diabetes weltweit zu. Erschreckend ist, dass von der Erkrankung immer häufiger auch Kinder und Jugendliche betroffen sind. Epidemiologische Studien aus den USA und Japan zeigen: Der Typ-2-Diabetes ist heute längst nicht mehr auf das Erwachsenenalter beschränkt. Wie bei Erwachsenen sind die Hauptgründe bei Kindern eine falsche, kalorien- und fettreiche Ernährung und ein Lebensstil mit zu geringer körperlicher Aktivität. Beides führt zu Übergewicht und Adipositas, die neben einer familiären Vorbelastung als wichtigster Risikofaktor für den Typ-2-Diabetes identifiziert wurden.
Frühe Manifestation von Komplikationen
Die Diabetes-Therapie bei Kindern und Jugendlichen sollte strikt auf eine Normalisierung der diabetischen Stoffwechsellage ausgerichtet sein, denn die frühe Manifestation im Kindesalter birgt bei nicht kontrollierter Hyperglykämie ein enormes Risiko für diabetische Folgeerkrankungen. Wie konsequent hier vorgegangen werden muss, zeigt ein Screening aus Japan, bei dem Schulkinder auf eine mögliche Entgleisung des Glucosestoffwechsels untersucht wurden.
Jedes dritte Kind mit diagnostiziertem Typ-2-Diabetes hatte schon zum Diagnosezeitpunkt eine Retinopathie. In anderen Studien hatte beinahe die Hälfte der jung diagnostizierten Typ-2-Diabetiker (44%) nach 25 Jahren eine Nephropathie, bzw. bestand nach der Manifestation im Kindesalter bei 60% der Betroffenen im Alter zwischen 20 und 29 Jahren eine Mikroalbuminurie.
Ernährungsgewohnheiten ändern
Die Therapie der ersten Wahl bei Kindern und Erwachsenen ist die Umstellung des Lebensstils, hin zu gesunder Ernährung und regelmäßiger körperlicher Aktivität. Die Anwendung von oralen Antidiabetika wird erforderlich, wenn diese Allgemeinmaßnahmen nicht greifen oder wenn es nach einer erfolgreichen Behandlung zur erneuten Entgleisung des Glucosestoffwechsels kommt. Ein therapeutisches Problem ist, dass von der Wirksamkeit oraler Antidiabetika bei Erwachsenen nicht uneingeschränkt auf günstige Behandlungseffekte bei Kindern und Jugendlichen geschlossen werden kann.
Metformin: Keine Unterschiede bei Kindern und Erwachsenen
Große klinische Bedeutung hat daher eine pädiatrische Studie, welche die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Metformin bei übergewichtigen Kindern und Jugendlichen mit Typ-2-Diabetes und mäßiger bis schwerer Hyperglykämie dokumentiert (mittlerer HbA1C: 8,6%, mittlerer Nüchternglucosewert: 181 mg/dl, mittlerer BMI: 34). Für die Studie war ursprünglich eine Laufzeit von 16 Wochen vorgesehen. Nachdem eine Zwischenauswertung einen signifikanten Behandlungsunterschied zwischen den Studienarmen ergeben hatte, wurde die Studie vorzeitig abgebrochen.
Die Auswertung zeigte, dass Metformin bei den jungen Patienten vergleichbar sicher und verträglich war wie in Studien mit erwachsenen Patienten. Bei der letzten verblindeten Kontrolluntersuchung waren der HbA1C und die Nüchternglucose bei Patienten des Metformin-Arms um 1,0% bzw. um 36 mg/dl signifikant reduziert.
Die Therapie mit Metformin wurde von den Kindern und Jugendlichen gut vertragen. Ähnlich wie in klinischen Studien mit Erwachsenen wurde eine gastrointestinale Unverträglichkeit als häufigste unerwünschte Wirkung dokumentiert; vorzeitige Studienabbrüche gab es deshalb nicht. Auch schwere Nebenwirkungen nach Einnahme von Metformin wurden nicht beobachtet. Metformin wurde bis zu einer Zieldosis von 2000 mg täglich titriert. Diese Dosis erhielten 83% der auf Metformin randomisierten Patienten zum Zeitpunkt der letzten Untersuchung während der Doppelblindphase. ck
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