Arzneimittel und Therapie

Feuchte Wundbehandlung: Wunden heilen schneller ab

Bei kleinen Verletzungen, aber auch bei großflächigen Operationswunden kann die Heilung durch die Art der Wundbehandlung wesentlich beschleunigt werden. Besonders effektiv sind Pflaster und Verbände, die eine feuchte Wundheilung ermöglichen. Seit 1. Mai ist Repithel® auf dem Markt, ein Hydrogel mit PVP-Iod, das die Heilung großer und kleiner Wunden deutlich verbessern kann.

Die meisten Wunden heilen schnell und ohne bleibende Defekte ab. Dafür sorgen zahlreiche effektive Heilungsmechanismen. Zunächst verengen sich die Gefäße, bis die Blutgerinnung aktiviert wurde und das Leck durch einen Thrombus abgedichtet werden kann. Danach weiten sich die Gefäße wieder. Jetzt wird die Umgebung der Wunde wieder stärker durchblutet, die Kapillaren sind durchlässiger, und das Gewebe schwillt entzündlich an. Verschiedene Botenstoffe, Blutplasma und Blutzellen gelangen nun in das verletzte Areal.

Granulozyten und Makrophagen wandern ein und beginnen mit der Wundreinigung, indem sie eingedrungene Bakterien, abgestorbene Gewebeteile und Fremdkörper durch Phagozytose beseitigen, und körpereigene proteolytische Enzyme bauen die fremden Proteine ab. Dieser Vorgang wird auch Debridement genannt. Die unerwünschten Stoffe werden in der so genannten Exsudationsphase aus der Wunde ausgeschwemmt.

Gewebe bildet sich neu

In der nächsten Phase, der Proliferationsphase, wächst die Wunde langsam wieder zu. Um diesen Prozess zu fördern, setzen Makrophagen Faktoren frei, die das Einwandern und die Proliferation von Fibroblasten sowie die Neubildung von Blutgefäßen anregen. In der Granulationsphase entsteht dann das gefäß-, zell- und kollagenreiche, rötlich glänzende Granulationsgewebe, das den Wunddefekt nach und nach ausfüllt, bis das Niveau der Hautoberfläche annähernd erreicht ist. Dieses Gewebe dient als vorübergehender Ersatz verlorengegangener Gewebsstrukturen und schützt die sekundär heilende Wunde gegen das Eindringen von Erregern.

In der dann folgenden Regenerationsphase trocknet das in der Wunde vorhandene Granulationsgewebe aus, und durch Ausreifung der Collagenfasern entsteht daraus das eigentliche zell- und gefäßarme Narbengewebe. Jetzt wird auch die Reepithelisierung der Wundoberfläche abgeschlossen.

Feuchtes Milieu fördert Abheilung

Während des Reparaturprozesses der Haut entsteht Wundsekret, das den Zellen als wässriges Milieu dient. Das Wundsekret enthält zusätzlich Komponenten, die für den Zellstoffwechsel und seine Koordination notwendig sind: Aminosäuren, Zucker, Elektrolyte, Vitamine, Enzyme, Botenstoffe und Wachstumsfaktoren. Dringen Mikroorganismen, Fremdkörper und Zelltrümmer ins Wundsekret ein, werden sie durch die Zellen der Immunabwehr vernichtet.

Ohne entsprechende Maßnahmen wird die Wunde von einem trockenen Schorf überzogen ("Pflaster Gottes") unter dem sie abheilen kann. Schorf schützt zwar die Wunde vor äußeren Einflüssen, bindet jedoch auch gleichzeitig das Wundsekret und verhindert die Migration, also die Wanderung der neu gebildeten Zellen.

Unter feuchten Verbänden heilen Wunden schneller und qualitativ besser ab als unter trockenen Bedingungen, denn im feuchten Milieu können Granulozyten und Makrophagen an der Wundoberfläche das nekrotische Material besser abbauen, und Botenstoffe wie Wachstumsfaktoren erreichen ihr Ziel leichter. Auch andere Zellen, die für die Wundheilung erforderlich sind, können besser einwandern und sich vermehren, um neues Gewebe zu bilden. Ein Nachteil der feuchten Wundbehandlung: Zwar wird die Heilung beschleunigt, aber im feuchten Milieu können auch Keime wachsen. Deshalb eignet sich die feuchte Wundbehandlung nur für Wunden, die nicht infiziert sind.

Abheilung beschleunigt

Repithel® ist ein neues Medizinprodukt, das die Abheilung fördern soll. Das Polyacrylatgel enthält neben Wasser stark wasserhaltige Liposomen, so genannte Hydrosome. Das Gel durchdringt die gesamte Wunde und reinigt sie, indem es auch Zelltrümmer in das Molekülgerüst zieht. Die Hydrosomen sind aus mehreren Lipiddoppelschichten aufgebaut. Sie enthalten große Mengen Wasser und eine geringe Menge Polyvinyl-Pyrrolidon (PVP)-Iod, das Infektionen verhindern soll. Die Hydrosomen setzen im gesamten Wundareal Feuchtigkeit und Phospholipide frei. Diese können von geschädigten Zellen zur Reparatur der Zellmembran genutzt werden.

Repithel® wurde in einer monozentrischen, randomisierten, untersuchergeblindeten Phase-III-Studie untersucht. Die Patienten erhielten Hautgittertransplantate (Meshgraft) nach Verbrennungen, rekonstruktiven Eingriffen oder bei chronischen Wunden. Die Transplantate bei 167 Patienten wurden entweder mit Repithel®) (n=83) und Wundgaze (Jelonet®) oder mit Jelonet®-Gaze allein (n=84) abgedeckt.

Nach dem ersten Verbandswechsel (Tag 3) wurden die Wunden täglich untersucht. Die Rate an Neoepithelisierung zwischen den Tagen 7 and 9 war unter der Behandlung mit Repithel® im Vergleich zur Kontrolle signifikant erhöht (91,2 Ī 22,8% vs. 82,3% Ī 28,6, p < 0,0001). Bei der Anwendung von Repithel® traten signifikant weniger Transplantatverluste auf (n = 5) als unter Jelonet®-Gaze (n = 14) (p = 0,0087).

Quelle

Prof. Dr. med. Peter Vogt, Hannover; Priv.-Doz. Dr. med. Karen Reimer, Limburg/Lahn; Priv.-Doz. Dr. med. Matthias Augustin, Freiburg; Pressegespräch "Repithel - Die Zukunft der Wundbehandlung", Berlin, 27. April 2004, veranstaltet von Mundipharma, Limburg.

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