Arzneimittel und Therapie

Osteoporose: Strontium – eine neue Therapieoption

Das Erdalkalimetall Strontium ist in der Medizin nicht unbekannt: bereits in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde das Element in der Osteoporosetherapie eingesetzt, die Betastrahler Strontium-89 und Strontium-90 finden in der Behandlung von Knochenmetastasen Anwendung. Jetzt erlebt Strontium eine Renaissance in Form von Strontiumranelat, das aus zwei Atomen stabilen Strontiums und einem organischen Rest der Ranelinsäure besteht.

Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass Strontiumranelat in der Lage ist, sowohl die Knochenneubildung zu fördern als auch den Knochenabbau zu hemmen. Vor diesem Hintergrund wurde eine prospektive, randomisierte, doppelblinde, plazebokontrollierte Phase-III-Studie konzipiert, die Frauen mit einem Alter von mindestens 50 und durchschnittlich rund 69 Jahren einschloss. Diese mussten sich seit mindestens fünf Jahren in der Postmenopause befinden und in der Vergangenheit bereits mindestens eine Wirbelfraktur erlitten haben, ihre Knochendichte sollte unter 0,84 g/cm² liegen.

Basistherapie mit Calcium und Vitamin D

Die Studienteilnehmerinnen erhielten über drei Jahre entweder 2 g Strontiumranelat oral pro Tag oder Plazebo in Form eines in Wasser aufzulösenden Pulvers. Die Tagesdosis sollte entweder am Abend eingenommen oder auf zwei Portionen aufgeteilt werden, die Mehrzahl (87%) der Studienteilnehmerinnen entschied sich für das erste Dosierungsregime. Zusätzlich wurden allen Frauen je nach Ernährungszustand bis zu 1000 mg Calcium und zwischen 400 und 800 IE Vitamin D täglich verabreicht.

Während des dreijährigen Studienzeitraumes wurde eine Vielzahl von Untersuchungen durchgeführt, zum Beispiel Röntgenuntersuchungen der Wirbel, Knochendichtebestimmungen (im Bereich der Lendenwirbelsäule und im Oberschenkelhals), biochemische Urintests zur Bestimmung knochen-spezifischer Parameter wie der alkalischen Phosphatase oder des Calcitonin-Spiegels, Bestimmung des Strontium-Gehalts im Serum und im Knochen.

Signifikante Reduktion der Frakturen

Von den 1442 Studienteilnehmerinnen hatten 719 das Verum und 723 Plazebo erhalten, 1260 von ihnen (628 mit Verum, 632 mit Plazebo behandelt) beendeten den dreijährigen Behandlungszeitraum komplett. Am Ende des ersten Behandlungsjahres lag in der Strontium-Gruppe ein um 49% niedrigeres Risiko neuer Wirbelfrakturen im Vergleich zur Plazebo-Gruppe und ein um 52% geringeres Risiko symptomatischer Frakturen vor.

Nach drei Jahren Behandlung traten bei 20,9% der Frauen in der Verum-Gruppe und bei 32,8% der Patientinnen der Plazebo-Gruppe neue Wirbelfrakturen auf, dies entspricht einer um 41% niedrigeren Frakturrate unter Strontiumranelat. Auf der Basis dieser Daten müssten neun Patientinnen drei Jahre lang mit Strontiumranelat behandelt werden, um bei einer Patientin eine Fraktur zu verhindern. Die Knochendichte war zu Behandlungsbeginn in beiden Gruppen ähnlich. In der Verum-Gruppe stieg sie im Bereich der Lendenwirbelsäule und des Oberschenkelhalses über die 3-Jahres-Periode kontinuierlich an, ohne ein Plateau zu erreichen. Der Unterschied zur Plazebo-Gruppe lag bei 14,4% bzw. 8,3%.

Unerwünschte Wirkungen unter der Therapie

Die am häufigsten aufgetretene Nebenwirkung war Diarrhö (zu 6,1% in der Verum- und zu 3,6% in der Plazebo-Gruppe), jedoch nur in den ersten drei Behandlungsmonaten. Die Gesamtnebenwirkungsrate und die Zahl der Studienabbrüche infolge unerwünschter Wirkungen war in beiden Gruppen annähernd gleich. Direkte Vergleichsstudien zwischen Strontiumranelat und anderen Wirkstoffen der Osteoporose-Therapie, wie beispielsweise Bisphosphonaten, existieren noch nicht.

Jedoch konnten in Studien mit diesen Wirkstoffen mit vergleichbaren Untersuchungsmethoden bezüglich der Risikoreduktion bei Wirbelfrakturen postmenopausaler Osteoporose-Patientinnen ähnliche Ergebnisse erzielt werden (z. B. mit Alendronat eine 47%ige, mit Risedronat eine 49%ige Reduktion). Durch diese vielversprechenden Ergebnisse bietet sich Strontiumranelat als neue Therapieoption für die Behandlung der Osteoporose an.

Nach Angaben der Firma Servier wird noch in diesem Jahr die Zulassung eines Strontiumranelat-Präparats zur Osteoporosetherapie erwartet, in Spanien ist ein Präparat unter Bezeichnung Protos® im Handel.

nicht unbekannt: bereits in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde das Element in der Osteoporosetherapie eingesetzt, die Betastrahler Strontium-89 und Strontium-90 finden in der Behandlung von Knochenmetastasen Anwendung. Jetzt erlebt Strontium eine Renaissance in Form von Strontiumranelat, das aus zwei Atomen stabilen Strontiums und einem organischen Rest der Ranelinsäure besteht.

Zum Weiterlesen: Osteoporose: Prävention, Diagnose und Therapie. Med Monatsschr Pharm 2002;25:164-70 www.deutscher-apotheker-verlag.de/MMP

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.