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Vor 50 Jahren – Geschichtliches

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des BVA Ų heute ADEXA Ų haben wir bereits die Geschichte der pharmazeutischen Berufe PTA und PKA vorgestellt. Hier beginnt eine zweiteilige Serie, die den Apothekerberuf unter weiblichem Blickwinkel betrachtet.

Heilkundige Frauen, die wussten, welche Pflanze bei Zahnschmerzen half und welche Kräuter bei Husten gut taten, gab es wahrscheinlich schon seit Anbeginn der Menschheit. Jahrtausendelang blieb das Wissen über Arzneipflanzen und ihre Anwendung ein typisch weiblicher Aufgabenbereich. Dem machte das Aufkommen des Zunftwesens im 16. und 17. Jahrhundert ein Ende: Zumindest offiziell wurden Frauen als Apothekerinnen nicht mehr toleriert. Nur Frauenklöster und Hofapotheken bildeten Nischen, wo sich Frauen weiterhin professionell der Pharmazie widmen durften.

Erst 1899 wurden Frauen in Deutschland auf Grundlage einer neuen Prüfungsordnung zum pharmazeutischen, medizinischen und zahnmedizinischen Examen zugelassen. Das Recht auf Immatrikulation, eine weitere Hürde im Kampf um den Zugang zum Pharmaziestudium, erhielten sie länderweit unterschiedlich: zunächst in Baden (1900), dann in Bayern (1903), Württemberg (1904), Preußen (1908) und zuletzt in Mecklenburg (1909). Natürlich gab es auch kritische Stimmen, u. a. den Pharmaziehistoriker Hermann Schelenz. In seiner Studie "Frauen im Reiche Aeskulaps" erklärte er Frauen für geistig und moralisch unfähig, sich als Apothekerin zu betätigen.

Unbeeindruckt von solchen Anfeindungen schrieb sich Magdalena Meub im Jahr 1904 für das dreisemestrige Pharmaziestudium ein und schloss es als erste Frau in Deutschland erfolgreich ab. 1911 studierten insgesamt rund 2500 Frauen an deutschen Universitäten, davon 8 Pharmaziestudentinnen – gegenüber 1012 männlichen Kommilitonen. Der Frauenanteil lag damit bei 0,8%.

Schon in der Gründungszeit des BVA (heute ADEXA) zeichnete sich eine Trendwende ab. Fast ein Drittel der berufstätigen ApothekerInnen waren 1954 Frauen. Zehn Jahre später warnte der damalige BVA-Vorsitzende Helmut Petau: "Es muss uns doch zu denken geben, dass sich unser männlicher Nachwuchs zahlenmässig ständig verringert".

Mittlerweile hat sich das Verhältnis beinahe umgekehrt. Über 70% der Pharmaziestudierenden sind Frauen. Das liegt wohl zum einen daran, dass sich der Apothekerberuf von der naturwissenschaftlichen Ausrichtung stärker ins Beratende und Betreuende verlagert hat. Außerdem haben junge Frauen durch ihre besseren Abiturnoten mehr Chancen im Numerus-clausus-System. Doch durch das Image als Frauenstudium droht auch Gefahr: Viele wählen diesen Beruf, weil sich hier sehr gut Teilzeit arbeiten lässt – damit ist die Fluktuation sehr hoch. Außerdem sind Frauenberufe traditionell schlechter bezahlt.

Veränderungen beim Pharmaziestudium könnten sich auch durch die Harmonisierung der europäischen Hochschulsysteme ergeben. Die deutsche Hochschulrektorenkonferenz hat vereinbart, dass Diplom-, Magister- und Staatsexamenstudiengänge zügig durch Bachelor- und Masterstudiengänge ersetzt werden – "bis auf begründete Ausnahmefälle". Derzeit diskutiert die ADEXA-Fachgruppe der Approbierten, ob die Pharmazie solch einen Ausnahmefall darstellen sollte.

"Ein Apotheker erzählt: Mein Sohn studiert Pharmazie, weil er später einmal Leiter eines großen Pharmaunternehmens werden will. Meine Tochter studiert, damit sie später einmal halbtags arbeiten kann, wenn sie Familie hat."

Anonymus

Literaturtipp Frauen in der Pharmazie Wer sich intensiver mit dem Thema "Frauen in der Pharmazie" auseinandersetzen möchte, dem sei das gleichnamige Buch von Gabriele Beisswanger, Gudrun Hahn, Evelyn Seibert, Ildikó Szász und Christl Trischler empfohlen (Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart 2001, ISBN 3769229053, 19,80 Euro).

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