Arzneimittel und Therapie

Erstes Arzneimittel nur für Schwarze

Die amerikanische Zulassungsbehörde Food and Drug Administration (FDA) hat am 23. Juni 2005 dem ersten Medikament die Zulassung erteilt, das nur bei der ethnischen Gruppe der Schwarzen wirken soll: Die Kombination aus Hydralazin und Isosorbid-Dinitrat (Bidil®) senkte in Studien das Risiko eines Herztodes von Afroamerikanern mit Herzschwäche fast auf die Hälfte, während weiße Patienten von seiner Einnahme kaum profitierten.

Erste Versuche mit der Wirkstoffkombination wurden in den 80er Jahren abgebrochen, weil die Ergebnisse wenig überzeugend waren. Die Daten wiesen aber auf Unterschiede zwischen weißen und schwarzen Patienten hin, so dass weitere klinische Tests ausschließlich an Afroamerikanern durchgeführt wurden. Die herstellende Firma Nitromed Inc. in Lexington (US-Staat Massachusetts) untersuchte in einer Studie 1050 Afroamerikaner, die unter Herzkrankheiten litten. Die Studie wurde 2004 vorzeitig abgebrochen, weil sich eine signifikante Verbesserung der Überlebenswahrscheinlichkeit ergeben hatte.

Afroamerikaner häufiger von Herzkrankheiten betroffen

Mit der jetzt erteilten Zulassung ist Bidil® das erste Medikament auf dem US-Markt, das speziell für eine bestimmte ethnische Gruppe verschrieben wird. Ob es außer Schwarzen auch Lateinamerikanern oder Asiaten hilft, soll als nächstes geprüft werden. Warum Schwarze mehr von dem Mittel profitieren als Weiße, ist dagegen noch nicht eindeutig geklärt. Die Kombination aus Hydralazin und Isosorbid-Dinitrat erhöht das gefäßrelaxierende Stickstoffmonoxid im Körper und führt zu einer Dilatation der Blutgefäße.

Stickstoffmonoxid spielt bei der Regulation des Gefäßtonus im gesamten Organismus und damit bei der Regulation des Blutdrucks eine entscheidende Rolle. Es wird vermutet, dass die Wirkstoffkombination bei Schwarzen besonders wirksam sei, da sie unter einer genetisch bedingten Funktionsstörung des Herzens, einem Mangel an Stickstoffmonoxid (NO), litten. Studien haben gezeigt, dass die Afroamerikaner in den USA stärker von Herzkrankheiten betroffen sind als andere Bevölkerungsgruppen. Auch treten diese Krankheiten bei Afroamerikanern durchschnittlich in einem jüngeren Alter auf als beim Rest der Bevölkerung.

Mit der Zulassung wird in den USA eine kontroverse Diskussion wieder angeregt, inwiefern die Vermischung von genetischen Auffälligkeiten mit dem Rassebegriff zu einer Wiederkehr rassistischer Gedanken in der Medizin führen könnte: Darf die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rasse als Grundlage für die Therapieentscheidung, für die Verschreibung eines Arzneimittels dienen? Zudem wird zunehmend gefordert, dass in den traditionell von Weißen dominierten klinischen Versuchen Patienten aller ethnischen Gruppen berücksichtigt werden, so dass Unterschiede in den Reaktionen von Anfang an dokumentiert werden können.

Dr. Beate Fessler,
München

Quelle
FDA Approves BiDil Heart Failure Drug for Black Patients. FDA News vom 23. Juni 2005. Husmann, W.: Altlast für den Markt von Morgen. Die Zeit 25/2005. ck

Die US-Zulassungsbehörde FDA hat am 23. Juni 2005 dem ersten Medikament die Zulassung erteilt, das nur bei der ethnischen Gruppe der Schwarzen wirken soll: Die Kombination aus Hydralazin und Isosorbid-Dinitrat (Bidil) senkte in Studien das Risiko eines Herztodes von Afroamerikanern mit Herzschwäche fast auf die Hälfte, während weiße Patienten kaum profitierten.

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