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Ernährung aktuell
Diäten unter der Lupe (Teil 16): Die Volumetrics-Diät setzt auf Energiedichte
"Volumetrics" leitet sich vom Wort "Volumetrie" ab, also dem Messen von Rauminhalten. Die Kernaussage der Volumetrics-Diät ist: "Wer schlank sein will, darf nicht hungern". Bei Volumetrics gibt es keine Lebensmittelverbote. Ziel ist die Sättigung der Teilnehmer mit weniger Kalorien. Kalorien addieren wird überflüssig – es zählen allein das Volumen und die Energiedichte von Lebensmitteln.
Das Volumen der Nahrung und die Füllung des Magens verursachen neben der Zusammensetzung der Nahrung das Sättigungsgefühl. Um dieses Sättigungsgefühl zu erzeugen, wird bei Volumetrics empfohlen, Lebensmittel mit einer niedrigen Energiedichte zu essen. Dadurch können große Mengen gegessen werden, ohne dass viele Kalorien aufgenommen werden. Lebensmittel mit einer niedrigen Energiedichte sind z. B. Obst, Gemüse und Salat, wodurch sie zu Volumetrics-Spitzenreitern werden. Von ihnen darf man schlemmen, so viel man will. Bei den Getränken ist Wasser top. Denn wer Wasser trinkt, verbraucht laut Kunz zusätzlich Energie. Das hätten wissenschaftliche Studien belegt. Darüber hinaus wird empfohlen, Lebensmittel durch Wasser zu strecken oder aufzuschäumen und dadurch das Volumen zu vergrößern bzw. die Kaloriendichte zu senken.
Volumetrics in der Praxis
Wer mit Volumetrics abnehmen möchte, verzehrt demnach möglichst viel frisches Obst, Gemüse und wasserhaltige Suppen oder Eintöpfe. Empfohlen werden zudem reichlich Ballaststoffe. Diese für den Menschen unverdaulichen Nahrungsbestandteile liefern keine Kalorien. Sie quellen jedoch im Darm auf und verstärken das Sättigungsgefühl. Außerdem fördern sie die Darmbewegungen und damit die Verdauung. Neben Obst und Gemüse gehören auch ballaststoffreiche Vollkornprodukte auf die Liste der Volumetrics-Schlankmacher.
Ob ein Lebensmittel zum Abnehmen geeignet ist oder nicht, verrät der so genannte Volumetrics-Wert. Dieses Maß für die Energiedichte berechnet sich aus den Kilokalorien pro Gramm Lebensmittel. Als Faustregel gilt: Volumetrics-Schlankmacher enthalten selten mehr als 1,25 Kilokalorien pro Gramm.
Entscheidend ist die Gesamt-Energiedichte einer Mahlzeit. Zum Beispiel entschärft zusätzliches Gemüse die Energiedichte einer Mahlzeit und sättigt schnell und gut. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass flüssige Gerichte ideale Schlankmacher sind: Die Volumetrics-Pionierin Barbara Rolls von der Pennsylvania State University servierte Testessern Hühnchen und Reis als Suppe oder als Pfannengericht. Die Teilnehmer, die Suppe aßen, nahmen rund 26 Prozent weniger Kalorien zu sich. Vermutlich sättigt die Suppe schneller, weil sie voluminöser ist. Ähnliche Ergebnisse erzielten die Forscher mit aufgeschäumten Milchshakes.
Fünf Volumetrics-Fallen: | |
Lebensmittel | Energiedichte |
Cashewnüsse | 5,7 kcal/g |
Kartoffelchips | 5,4 kcal/g |
Schokoriegel | 5,0 kcal/g |
Salami | 3,6 kcal/g |
Butter | 7,4 kcal/g |
Fünf Prinzipien von Volumetrics
Fünf Prizipien gilt es bei der Volumetrics-Diät zu beachten:
- Kaufen Sie Lebensmittel ein, die viel Wasser oder Ballaststoffe enthalten. Das sind natürlich Obst, Gemüse, Salate und Vollkornprodukte, die schon immer zu jedem Diätplan gehörten. Aber auch manches Fertigprodukt eignet sich. Einige Firmen bieten Fertigsuppen an, die weniger als hundert Kalorien enthalten.
- Vor und zwischen den Mahlzeiten viel trinken oder einen Apfel essen. Beides sättigt den Magen vor. Bei der nächsten Mahlzeit kommen Sie dann mit einer kleineren Portion aus.
- Peppen Sie Fertiggerichte mit Zusatzvolumen auf. Legen Sie Extratomatenscheiben auf Ihre Pizza. Essen Sie Eis oder Kuchen immer mit Früchten, lassen Sie dafür die Schlagsahne weg. Dickflüssige Fertigsuppen können Sie mit etwas Wasser oder Brühe strecken. Soßen sind wahre Kalorienbomben. Verwenden Sie davon weniger als in den Rezepten angegeben.
- Essen Sie langsam, am besten mit kleinen Pausen. Verwenden Sie kleine Teller, die mit kleinen Portionen voll aussehen. Gönnen Sie sich als Vorspeise Suppe und Salat. All diese Tricks gaukeln dem Hirn eine höhere Energiemenge im Essen vor.
- Lieber sechs kleine oder nur drei große Mahlzeiten? Die Forschung hat in den letzten Jahren die alte Streitfrage zugunsten der drei großen Mahlzeiten entschieden. Die Franzosen, die diesem Prinzip folgen, gehören trotz ihrer opulenten Küche zu den schlanksten Völkern der Welt. Wenige, voluminöse Mahlzeiten sättigen besser als eine Folge kleiner Snacks, von denen keiner wirklich satt macht.
Fünf Volumetrics-Stars: | |
Lebensmittel | Energiedichte |
Grüner Salat | 0,1 kcal/g |
Entrahmter Joghurt | 0,4 kcal/g |
Tomatensuppe | 0,4 kcal/g |
Erdbeeren | 0,3 kcal/g |
Hähnchenbrust | 1,0 kcal/g |
Ernährungsphysiologische Sicht
Die Volumetrics-Diät entspricht im Großen und Ganzen den Prinzipien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für eine ausgewogene Mischkost. Die (niedrige) Energiedichte einer Ernährungsweise ist mit entscheidend für Prävention und Therapie von Übergewicht und Adipositas. Ganz gleich, ob die Nahrungsenergie aus fett- oder zuckerreichen Lebensmitteln kommt: Zuviel Kalorien aus konzentrierter, energiereicher Nahrung sollte man besser vermeiden und lieber auf die vielfältige Palette energiearmer Lebensmittel mit großem Volumen, hohem Wassergehalt und reichlich Ballaststoffen setzen.
Fazit
Das Prinzip ist einfach und bewährt: Viel essen, aber kaum Kalorien zu sich nehmen – wer Lebensmittel mit geringer Energiedichte zu sich nimmt, wird satt und nimmt trotzdem ab. Deshalb: Egal, ob neue Schlankheitsformel oder alter Hut – die Volumetrics-Diät löst in den USA derzeit die LowCarb-Welle ab – High-Fiber ist angesagt. Und das ist ernährungsphysiologisch durchaus wünschenswert und geeignet, auf Dauer sein Gewicht zu normalisieren. Volumetrics ist deshalb keine Crashdiät mit Jo-Jo-Garantie, sondern eine gesunde Art der Dauerernährung.
Dr. Eva-Maria Schröder, Tutzing
Die Serie im Überblick
Von unserer Serie "Diäten unter der Lupe" sind bisher erschienen:
Teil 1: Trennkost (DAZ Nr. 12/2005, S. 82f)
Teil 2: Atkins-Diät (DAZ Nr. 14/2005, S. 68f)
Teil 3: Glykämischer Index (DAZ Nr. 17/2005, S. 77f)
Teil 4: South Beach und LOGI (DAZ Nr. 20/2005, S. 86f)
Teil 5: Montignac-Methode und Low Fett 30 (DAZ Nr. 23/2005, S. 72f)
Teil 6: Mischkost (DAZ Nr. 25/2005, S. 96f)
Teil 7: Weight Watchers (DAZ Nr. 27/2005, S. 86f)
Teil 8: PfundsKur (DAZ Nr. 29/2005, S. 68f)
Teil 9: Forever young (DAZ Nr. 31/2005, S. 69f)
Teil 10: Das BCM-Programm (DAZ Nr. 33/2005, S. 62f)
Teil 11: Formuladiäten (DAZ Nr. 36/2005, S. 63f)
Teil 12: Blutgruppendiät (DAZ Nr. 37/2005, S. 94f)
Teil 13: Magische Kohlsuppe (DAZ Nr. 40/2005, S. 89f)
Teil 14: Die Vollweib-Diät (DAZ Nr. 42/2005, S. 102f)
Teil 15: Die KFZ-Diät und Lagerfelds 3D-Diät (DAZ Nr. 44/2005, S. 78f)
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