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Arzneimittel und Therapie
Morbus Parkinson: Neue Erkenntnisse zu genetischen Ursachen
Seit Ende der Neunzigerjahre des vorigen Jahrhunderts wurden mehrere Gene identifiziert, die möglicherweise mit der Pathogenese der Erkrankung in Zusammenhang stehen (a-Synuklein, Parkin, Pink1, DJ-1, NR4A2, UCHL1, LRRK2), denn bei Parkinson-Patienten fand man spezifische Mutationen in diesen Genen. Mutationen im DJ-1-Gen beispielsweise werden autosomal-rezessiv vererbt und sind charakteristisch für ein Parkinson-Syndrom mit frühem Beginn (vor dem 50. Lebensjahr) und langsamer Progredienz. Das von DJ-1 kodierte Protein spielt eine wichtige Rolle bei der zellulären Reaktion auf oxidativen Stress.
Gly2019Ser häufig bei Parkinson-Patienten
In den Blickpunkt des Interesses gelangte kürzlich das auf Chromosom 12 lokalisierte Gen LRRK2 (Leucin Rich Repeat Kinase 2-Gen). Es kodiert das 2527 Aminosäuren umfassende Protein Dardarin, das eine Kinase-Aktivität besitzt, dessen biologische Funktion jedoch noch unbekannt ist. Die Bezeichnung Dardarin leitet sich von dem baskischen Wort dardara (Tremor) ab. Bisher konnten fünf verschiedene LRRK2-Mutationen identifiziert werden. Die drei Forschergruppen, die ihre Ergebnisse im Lancet veröffentlicht hatten, konzentrierten sich in ihren Untersuchungen auf eine besonders häufige Mutation, die zum Austausch der Aminosäure Glycin gegen Serin in Position 2019 des Proteins führt.
Mutation tritt auch bei nicht erblicher Form auf
In der niederländischen Studie wurde die DNA von 61 Familien mit Parkinson in der Anamnese isoliert, das betreffende Gen mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR) vervielfältigt und anschließend sequenziert. Vier Parkinson-Patienten aus nicht miteinander verwandten Familien wurden als heterozygote Träger der Mutation identifiziert, was einer Häufigkeit von 6,6% entspricht. Bei zwölf weiteren Patienten aus diesen vier Familien wurde die Mutation nicht gefunden. Darüber hinaus fand man die Mutation auch bei (wesentlich jüngeren) Personen, die nicht an Parkinson erkrankt waren, woraus die Autoren schlussfolgerten, dass bei ihnen das Risiko für einen späteren Ausbruch der Krankheit noch besteht.
Eine amerikanische Forschergruppe untersuchte 767 Parkinson-Patienten aus 358 Familien. Bei 35 von ihnen (aus 20 unterschiedlichen Familien) fand man die betreffende Mutation, wobei einer sogar ein homozygoter Träger war. Die Häufigkeit lag bei 5%. In den beiden Kontrollgruppen, bestehend aus 262 bzw. 965 Personen, trat Gly2019Ser nicht auf.
Eine englische Arbeitsgruppe untersuchte 482 Parkinson-Patienten sowie eine Kontrollgruppe, bestehend aus 345 Personen. Bei acht der Patienten wurde die LRRK2-Mutation identifiziert (dies entspricht einer Häufigkeit von 1,6%), in der Kontrollgruppe trat sie nicht auf. Das Besondere an dieser Studie war, dass nur bei drei der acht Patienten mit der spezifischen Mutation eine positive Familienanamnese vorlag. Dies lässt darauf schließen, dass die Mutation sowohl mit sporadischen als auch mit erblichen Formen der Krankheit in Zusammenhang steht, was Gegenstand weiterer Forschungen sein wird.
Kommt bald der Gentest für Parkinson?
Die Reaktionen auf diese Ergebnisse waren teils verhalten, teils euphorisch. Konsens war, dass sie zweifellos dazu beitragen werden, die Pathomechanismen, die der Parkinson-Erkrankung zugrunde liegen, besser verstehen zu lernen, um letztlich dadurch neue Therapiestrategien entwickeln zu können. Andere Autoren sehen die Möglichkeit von Gentests auf Morbus Parkinson in greifbare Nähe gerückt. In einem Kommentar zu den Studien wird jedoch zu bedenken gegeben, dass ein solcher Test keinen direkten Nutzen für Patienten oder Angehörige bringen kann, solange es noch keine Präventionsmöglichkeiten für die Parkinson'sche Erkrankung gibt.
Bei der Pathogenese des Morbus Parkinson spielen Erbfaktoren wahrscheinlich eine wichtige Rolle. Jetzt wurden die Ergebnisse dreier Studien veröffentlicht, die sich mit der Identifizierung einer Mutation im Gen LRRK2 beschäftigt hatten: Sie könnte Bestandteil eines genetischen Tests für die Krankheit werden.
Morbus Parkinson ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Die Prävalenz liegt bei den über 65-Jährigen bei über 1%, weltweit sind schätzungsweise vier Millionen Menschen betroffen. Die Erkrankung ist gekennzeichnet durch den Untergang von Dopamin-produzierenden Neuronen im Gehirn und einen damit verbundenen Mangel an Dopamin. Dies führt zu einem Ungleichgewicht der Neurotransmitter Dopamin, Glutamat und Acetylcholin und damit vor allem zu Störungen in den Bewegungsabläufen. Typische Parkinson-Symptome sind Steifheit (Rigor), Muskelzittern (Tremor), verlangsamte Bewegungsabläufe (Bradykinesie) bis hin zur Bewegungsstarre (Akinese), Probleme bei der Bewegungsinitialisierung und Dyskinesie (unfreiwillige Bewegungen). Außerdem leiden Parkinson-Patienten häufig unter Schluckbeschwerden, Schlafstörungen, Depressionen und anderen psychologischen Erkrankungen. Die Erkrankung beginnt meist im sechsten Lebensjahrzehnt, nur 5 bis 10% der Patienten sind 40 Jahre alt oder jünger.
1 Kommentar
Gott segne Doktor Arthur Moon dafür, dass er mir geholfen hat,
von Brown Kyanne Michelle am 18.07.2019 um 17:34 Uhr
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