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Arzneimittel und Therapie
Folatsupplementierung: Benefit durch modifiziertes Folat
Folate spielen vor und während der Schwangerschaft eine wichtige Rolle, da sie für Zellteilungs- und Wachstumsprozesse benötigt werden. Ein zu geringer Erythrozytenfolatspiegel der Mutter zu Beginn der Schwangerschaft kann zu schweren Störungen im kindlichen ZNS führen. Mögliche Folgen sind Neuralrohrdefekte wie Spina bifida (ein bis zwei Fälle pro 1000 Schwangerschaften), angeborene Herz–fehler (zehn Fälle pro 1000 Schwangerschaften), Harn–wegsfehlbildungen (15 Fälle pro 1000 Schwangerschaften) sowie Kiefer-, Lippen- und Gaumenspalten. Bei einer ausreichenden Folat- und Vitaminversorgung während der kritischen Phase – das Neuralrohr des Embryos schließt sich bereits zwischen dem 22. und 28. Schwangerschaftstag – kann das Risiko für Neuralrohrdefekte um 100%, das Risiko einer defekten Herzscheidewand um 74% und das von Harn–wegsfehlbildungen um 81% gesenkt werden (Ergebnisse nach der Einnahme eines Multivitaminpräparates mit 800 µg Folsäure). Zur Präven–tion eines Neuralrohrdefektes muss aber bereits vor der Schwangerschaft ein ausreichend hoher Erythrozytenfolatspiegel aufgebaut sein. Dies ist durch die Ernährung kaum möglich, zumal beim Vorliegen bestimmter Enzympolymorphismen Nahrungsfolate nicht in vollem Umfang in ihre biologisch aktive Form umgewandelt werden können.
Vorteile durch modifiziertes Folat Folsäure ist eine synthetische Verbindung, die in der Natur nicht vorkommt. Die natürlichen Formen sind Folate mit 5-Methyltetrahydrofolat (5-MTHF) als wichtigstem Vertreter. Metafolin® ist eine stabile Calciumverbindung von 5-MTHF (Calcium L-Methylfolat). Die synthetische Folsäure muss in mehreren Schritten in biologisch aktive Folatverbindungen überführt werden. Ein wichtiger Schritt ist dabei die Bildung von 5-Methyl-THF aus der Vorstufe 5,10-Methylen-THF. Dieser Schritt wird durch das Enzym 5,10-Methylen-THF-Reduktase (MTHFR) katalysiert. Bei diesem Enzym können nun Polymorphismen auftreten, die eine verminderte Enzymaktivität bedingen. Bei durchschnittlich jeder zweiten Frau liegt eine genetische Mutation vor, die zu einer eingeschränkten Enzymaktivität im Folatstoffwechsel führt und die Umwandlung von Folsäure in die biologisch aktive Folatform bis zu 70% verringert. Mutationen des Enzyms MTHF-Reduktase erhöhen das Risiko von Neuralrohrdefekten deutlich. Beim Vorliegen solcher Polymorphismen ist eine Supplementierung mit der bereits biologisch aktiven Form des Folats (Metafolin®) sicherer als mit Folsäure, die zuerst umgewandelt werden muss.
Folatgabe bereits vor der Schwangerschaft Gegenwärtig wird die tägliche Einnahme von 400 µg Folsäure spätestens vier Wochen vor Schwangerschaftsbeginn empfohlen. Dies reicht jedoch nicht aus, um einen präventiv wirksamen Erythrozytenfolatspiegel aufzubauen. Erforderlich ist entweder eine Folatsäurezufuhr von täglich 400 µg bereits acht bis zwölf Wochen vor der Schwangerschaft oder die tägliche Einnahme von 800 µg vier Wochen vor der Konzeption. In einem neuen Produkt – Femibion® 800 Folsäure Plus Metafolin® – sind 400 µg Folinsäure mit 416 µg Metafolin® (entsprechend 400 µg Folsäure) und weiteren wichtigen Vitaminen (u. a. allen B-Vitaminen und Jod) kombiniert. Es wird zur täglichen Einnahme für Frauen mit Kinderwunsch vier Wochen vor der Konzeption bis zum Ende der 12. Schwangerschaftswoche empfohlen. Durch den Zusatz von Meta–folin® ist auch für Frauen mit Enzympolymorphismen eine ausreichende Folatzufuhr gewährleistet.
Lebensmittel – verzehrbarer Anteil pro 100 g (Folsäure in µg)
- Weizenkleie (330)
- Kartoffeln, ungeschält (22)
- Vollkornbrot (36)
- Weißkraut (79)
- Fenchel, gegart (56)
- Tomate (39)
- Karotte (12)
- Brombeeren (34)
- Apfel (7)
- Walnüsse (77)
- Magerquark (30)
- Emmentaler Käse (20)
- Kalbsleber (247)
- Pute (13)
- Schwein (3)
- Karpfen, gegart (20)
- Vollei (65)
- Erdnussbutter (53)
- Radicchio (34)
Quelle: www.vis-ernaehrung.bayern.de
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