Arzneimittel und Therapie

Woman's Health Initiative: Fettarm allein reicht nicht

"Low fat" soll gesund sein Ų in einer kontrollierten Teilstudie der Woman's Health Initiative (WHI), die kürzlich ausgewertet wurde, konnte eine Umstellung auf fettarme Kost Frauen ab 50 jedoch weder vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch vor Darm- oder Brustkrebs schützen.

Verschiedene epidemiologische Untersuchungen der letzten Jahre lassen vermuten, dass eine fettarme Ernährungsweise einen gesundheitlichen Nutzen bringt. Eine Teilstudie der amerikanischen Woman's Health Initiative (siehe Kasten) ist die erste große randomisierte kontrollierte Studie, die die gesundheitlichen Auswirkungen einer Ernährungsumstellung bei postmenopausalen Frauen mit unterschiedlichem ethnischen, geographischen und sozioökonomischen Hintergrund untersucht hat.

Weniger Fett, mehr Obst, Gemüse und Getreide Die 48.835 postmenopausalen Teilnehmerinnen der Studie waren zwischen 50 und 79 Jahre alt und wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die Interventionsgruppe (n = 19.541, 40%) bestand aus Frauen, die zu Studienbeginn mindestens 32% ihrer Nahrungsenergie (in Kilokalorien) aus Fett aufnahmen. Sie mussten sich einer intensiven Schulung mit regelmäßigen Gruppen- und Einzelsitzungen unter Anleitung speziell ausgebildeter Ernährungsberater unterziehen. Ziel war es, die Frauen dazu zu bewegen, den Fettanteil in ihrer Nahrung auf 20% der Gesamtenergie zu reduzieren (der Anteil gesättigter Fettsäuren sollte bei 7% liegen), fünfmal täglich Obst und Gemüse zu verzehren und sechsmal täglich Getreideprodukte zu sich zu nehmen. Die Gesamt-Kalorienzahl sollte nicht reduziert werden, auch eine Gewichtsreduktion wurde nicht angestrebt.

Die Frauen der Kontrollgruppe (n = 29.294, 60%) erhielten außer einer Ausgabe der von der amerikanischen Regierung publizierten "Diätrichtlinien für Amerikaner" und Material zur Gesundheitsaufklärung keine weitere Beratung und führten ihre Ernährungsgewohnheiten in der bisherigen Weise fort.

Die primären Endpunkte der Studie waren die Rate tödlicher und nicht-tödlicher koronarer Herzerkrankungen, tödlicher und nicht-tödlicher Schlaganfälle, eine Kombination von Herzerkrankung und Schlaganfall sowie die Inzidenzen invasiver Kolorektalkarzinome und invasiver Mammakarzinome.

Ernährungsberatung zeigte Erfolg Die Ernährungsberatung zeigte rasch Erfolg: im ersten Studienjahr lag der Unterschied beim Fettanteil an der Gesamtenergiemenge zwischen beiden Gruppen bei 10,7%. Im weiteren Studienverlauf nahm dieser zwar etwas ab (8,1% im 6. Jahr), war aber immer noch statistisch signifikant. Das angestrebte Ziel von 20% Fett erreichten jedoch nur relativ wenige Frauen (31,4% im ersten und 14,4% im sechsten Jahr der Studie). Nach einem Jahr nahmen die Teilnehmerinnen des Interventionsarms 24, nach sechs Jahren 29% der der Kalorien als Fett auf. Im Kontrollarm stieg der Fettanteil von 35 auf 37%.

Außerdem verzehrten die Frauen in der Interventionsgruppe signifikant mehr Obst- und Gemüse sowie Getreide- und Sojaprodukte.

Kein Effekt auf Brust- und Darmkrebsrisiko Bezüglich des Mammakarzinoms bewirkte die Ernährungsumstellung während eines Beobachtungszeitraums von durchschnittlich 8,1 Jahren eine Senkung der jährlichen Inzidenz von 0,45 auf 0,42%. Der Unterschied zwischen Interventions- und Kontrollgruppe war jedoch statistisch nicht signifikant.

Auch die Zahl der Darmkrebs-Erkrankungen konnte durch die Ernährungsumstellung nicht gesenkt werden. Sie lag in der Interventionsgruppe sogar um 8% höher als in der Kontrollgruppe.

In einer Subgruppenanalyse zeigte sich, dass Frauen, die Acetylsalicylsäure eingenommen oder eine Hormonersatztherapie durchgeführt hatten, etwas seltener an Darmkrebs erkrankten.

In der Interventionsgruppe war die Rate von Polypen und Adenomen, die sich zu einem Tumor entwickeln können, um 9% vermindert. Die Autoren der Studie vermuten, dass dies im Falle einer längeren Nachbeobachtungszeit doch noch zu einer Reduktion des Krebsrisikos führen könnte.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht seltener Nach einer mittleren Beobachtungszeit von 8,1 Jahren war es ebenfalls nicht gelungen, in der Interventionsgruppe die Rate koronarer Herzerkrankungen oder Schlaganfälle zu senken. Die fettarme Diät hatte weder einen Einfluss auf die Inzidenz koronarer Herzerkrankungen noch auf die der Schlaganfälle oder die Kombination beider Erkrankungen. Auch nachdem Teilnehmerinnen, die vor der Studie an kardiovaskulären Erkrankungen gelitten hatten (3,4%), von der Auswertung ausgenommen wurden, änderte sich nichts an diesem Ergebnis.

Allerdings zeigte sich bei den Frauen, die gezielt die Menge an gesättigten Fettsäuren reduziert und sehr viel Obst und Gemüse gegessen hatten, ein Trend in Richtung eines verminderten Risikos.

Weitere Präventions–maßnahmen notwendig Die Autoren der Diätstudie führen die geringen Effekte der Ernährungsumstellung in der Interventionsgruppe auf mehrere Ursachen zurück. Zum einen wurde der Beobachtungszeitraum mit durchschnittlich 8,1 Jahren als relativ kurz und die Studienteilnehmerinnen mit einem mittleren Alter von 62,3 Jahren als relativ alt betrachtet.

Ein längerer Studienzeitraum oder ein Beginn der Ernährungsumstellung in früherem Lebensalter hätte möglicherweise zu deutlicheren Effekten führen können. Zum anderen scheint eine reine Fettreduktion nicht ausreichend zu sein. Schon seit längerem wird daher beispielsweise zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine mediterrane Kost mit einem hohen Anteil an einfach und mehrfach ungesättigten pflanzlichen Fettsäuren empfohlen. Allerdings ist die präventive Wirkung dieser Ernährungsweise bisher noch nicht in einer der WHI-Studie vergleichbaren Untersuchung getestet worden.

Fakten zu WHI

Die Woman’s Health Initiative wurde Anfang 1991 vom National Institute of Health (NIH) mit dem Ziel begonnen, bei postmenopausalen Frauen die Hauptursachen für Tod, Krankheit und verminderte Lebensqualität zu identifizieren. Mit einem Budget von 415 Millionen US-Dollar und eine Dauer von 15 Jahren ist sie eine der bisher größten amerikanischen Präventionsstudien. Die drei Hauptkomponenten waren:

  • eine dreiarmige randomisierte klinische Studie
  • eine Beobachtungsstudie zu Vorhersagefaktoren für Erkrankungen
  • eine Präventionsstudie zur Entwicklung von Strategien für gesundheitsförderndem Verhalten im ambulanten Bereich

Die oben genannte dreiarmige randomisierte klinische Studie setzte sich zusammen aus

  • dem 1996 wegen erhöhter Risiken vorzeitig abgebrochenen Studienarm zum Nutzen einer Hormonersatztherapie in der Postmenopause (n = 27.347)
  • eine Studie zum präventiven Einfluss einer fettarmen Ernährung ("Diätstudie", n = 48.835)
  • eine Studie zum Einfluss von Calcium/Vitamin D-Supplementation auf die Entwicklung einer Osteoporose (n = 36282)

Weitere Informationen: w.nhlbi.nih.gov/whi/index.html

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