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Arzneimittel und Therapie
Organtransplantation: Inhaliertes Ciclosporin schützt die neue Lunge
Die bisher im Vergleich zu anderen Organtransplantationen schlechten Ergebnisse sind einer der Gründe, warum relativ wenige Lungentransplantationen durchgeführt werden: Pro Jahr sind das nur etwa 1700 Lungentransplantationen. Nach fünf Jahren lebt nur noch die Hälfte dieser Patienten. Die häufigste Todesursache ist eine obliterative Bronchiolitis, deren Ursachen bisher nicht ganz klar waren. Vermutet wurde eine chronische Abstoßungsreaktion, ausgelöst von den zahlreichen in der Atemwegsschleimhaut vorhandenen Abwehrzellen. Diese müssen die Lungen normalerweise gegen die vielen aerogenen Schadstoffe und Krankheitserreger schützen. Nach einer Lungentransplantation werden sie jedoch Träger der Abstoßungsreaktion.
Weniger entzündliche Veränderungen der kleinen Bronchialäste
Um diese zu verhindern, haben Transplantationsmediziner der Pittsburgh Universität eine inhalative Formulierung des Immunsuppressivums Ciclosporin entwickelt. Um die Verträglichkeit der an sich für die Atemwege sehr irritativen Substanz zu vermindern, wurde Ciclosporin mit Propylenglykol kombiniert und in einer Pilotstudie mit 58 Patienten eingesetzt. Dies erlaubte eine im Vergleich zur oralen Formulierung deutlich höhere Dosierung. Zwar kam es bei der Hälfte der Patienten nach der Inhalation, die dreimal wöchentlich erfolgte, zu Husten und leichten Reizungen der Atemwege, die jedoch mild waren und nach kurzer Zeit wieder abklangen. Wichtiger war, dass der aufgrund der bekannten nephrotoxischen Wirkung von Ciclosporin befürchtete Anstieg des Serumkreatinins ausblieb.
Die Verträglichkeit des inhalativen Medikamentes war sehr gut. Noch erstaunlicher war die günstige Wirkung der inhalativen Medikamente auf die Prognose der Patienten: Von den 26 Patienten, die mit dem inhalativen Ciclosporin behandelt wurden, sind nach mehr als zwei Jahren noch 23 Patienten am Leben, während in der Placebo-Gruppe 14 von 30 Patienten gestorben sind. Dies ist eine Senkung um 80%. Weitere Studien mit größeren Patientenzahlen müssen nun zeigen, inwieweit sich diese ermutigenden Resultate bestätigen lassen.
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