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- DAZ 12/2007
- Nierenzellkarzinom
Arzneimittel und Therapie
Nierenzellkarzinom
Hemmung der Signaltransduktion
Zielgerichtete Therapien spielen bei der Behandlung von Tumorerkrankungen eine immer größer werdende Rolle. Der Eingriff in bestimmte Signalwege beeinträchtigt oder unterbindet das unkontrollierte Wachstum von Tumorzellen. So konnten durch die Blockade des mTOR-Weges die mediane Überlebenszeit und das progressionsfreie Überleben beim fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom deutlich verlängert werden. Für diese Indikation wurde in den USA der mTOR-Inhibitor Temsirolimus (Torisel®) bei der FDA zur Zulassung eingereicht.
Das Zellwachstum gesunder und entarteter Zellen wird entscheidend durch Signalfaktoren bestimmt. Durch die Interaktion zwischen Signalfaktoren und Rezeptoren werden intrazelluläre Signaltransduktionswege reguliert und Zellproliferation, Apoptose, Differenzierung und Adhäsion beeinflusst. Bei Tumorerkrankungen ist das Gleichgewicht zwischen Zellneubildung und Zelluntergang gestört. Mit Hilfe zielgerichteter Therapien (Targeted Therapies) soll die Signaltransduktion an unterschiedlichen Stellen gestört werden, um so das unkontrollierte Wachstum zu unterbinden. Ein Beispiel hierfür ist die Wachstumsfaktor-Rezeptorblockade mit monoklonalen Antikörpern (z. B. mit Cetuximab). Ein weiterer Angriffspunkt für zielgerichtete Therapien ist der PI3K-AKT-mTOR-Weg.
Der PI3K-AkT-mTOR-Weg ist ebenfalls ein Signaltransduktionsweg, der an der intrazellulären Kontrolle des Zellwachstums beteiligt ist. Ein gezielter Eingriff in diese Signalkaskade kann die Zellproliferation – und somit das Tumorwachstum – beeinflussen. Die Aktivierung des Proteins mTOR (mammalian Target Of Rapamycin) über mehrere Schritte hinweg führt zu einer Zellzyklusprogression und Transkription. Ferner ist mTOR an der Regulation angiogen wirksamer Faktoren wie z. B. VEGF (Vascular Endothelial Growth Factors) und an der Regulation des für Tumorwachstum und Metastasierung wichtigen Transkriptionsfaktors HIF-1α (hypoxia inducible factor-1α) beteiligt. Eine Hemmung dieses mTOR-Proteins scheint also Erfolg versprechend, um unkontrolliertes Zellwachstum einzudämmen.
Temsirolimus bei fortgeschrittenem Nierentumor
Das fortgeschrittene Nierenzellkarzinom weist insbesondere beim Vorliegen mehrerer Risikofaktoren (z. B. Anämie, schlechter Allgemeinzustand) eine sehr schlechte Prognose auf, was sich in einer medianen Überlebenszeit von rund vier Monaten widerspiegelt. Nachdem in einer kleineren Studie ein Benefit für Risikopatienten durch die Therapie mit dem mTOR-Inhibitor Temsirolimus gezeigt werden konnte, wurde eine größere, dreiarmige Studie (ARCC Trial) durchgeführt. In dieser Studie wurde ein Teil der 626 Hochrisikopatienten mit Interferon-alpha (konventionelles Vorgehen), ein Teil der Patienten mit Temsirolimus und ein weiterer Teil mit Interferon-alpha und Temsirolimus behandelt. Durchschnittlich blieben die Patienten unter Temsirolimus 3,7 Monate (vs. 1,9 Monate unter Interferon) ohne Tumorprogression bei einer medianen Gesamtüberlebenszeit von 10,9 Monaten (vs. 7,3 Monaten unter Interferon). Die Monotherapie mit Temsirolimus (25 mg wöchentlich i.v.) war der Kombinationstherapie überlegen.
Dieses Therapieergebnis zeigt also, dass die Blockade des TOR-Proteins sinnvoll ist. Es ist durchaus möglich, dass Kombinationen mit anderen Targeted Therapies wie zum Beispiel mit den Tyrosinkinase-Hemmern Sunitinib oder Sorafenib zu weiteren Verbesserungen führen. Ferner bleibt zu klären, ob Temsirolimus auch bei Patienten mit günstigem Risikoprofil einen Nutzen zeigt.
QuelleProf. Dr. Kurt Possinger, Berlin, "mTOR-Inhibition: Temsirolimus in advanced renal cell carcinoma – The Global ARCC Trial", Leipzig, 5. November 2006, veranstaltet von der Wyeth Pharma GmbH, Münster.Apothekerin Dr. Petra Jungmayr- mTOR-Inhibitoren
- PI3K-AKT-mTOR-Weg
- Transkriptionsfaktor HIF-1 α(hypoxia inducible factor-1 α)
- VEGF (VEGF = vaskulärer endothelialer Wachstumsfaktor)
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