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Interpharm Hamburg
Arzneitherapie bei Senioren
Besonderheiten der Arzneitherapie bei Senioren sind von großer Bedeutung, da mehr als die Hälfte aller Arzneimittel in Deutschland an über 60-Jährige verabreicht werden. Dr. Wiltrud Probst, Heidenheim, erläuterte, welche Probleme bei der pharmazeutischen Betreuung von Senioren auftreten können.
Im Laufe des letzten Jahrhunderts hat sich die Lebenserwartung der Menschen durchschnittlich verdoppelt: von ca. 40 auf ca. 80 Jahre. Daher handelt es sich, wenn man die Gruppe der Senioren betrachtet, um ein sehr heterogenes Patientenkollektiv. Man unterscheidet heute zwischen älteren (über 65 Jahre), alten (über 75 Jahre) und sehr alten (über 85 Jahre) Patienten.
Obwohl Senioren eine viel größere Zahl von Arzneimitteln einnehmen als andere Patientengruppen, ist die Datenlage bezüglich der Wirksamkeit und Sicherheit in dieser Altersgruppe sehr dünn; es existieren kaum Studien mit über 65-Jährigen. Eine Veränderung dieser Situation wäre aber sehr zu begrüßen, da das Altern mit zahlreichen pharmakodynamischen und pharmakokinetischen Veränderungen im Organismus, mit Multimorbidität sowie Einschränkungen der kognitiven, motorischen und sensorischen Leistungsfähigkeit verbunden ist. Dies führt zu Veränderungen in den erwünschten, aber auch den unerwünschten Wirkungen von Arzneimitteln.
Dosisanpassung häufig nötig
Ein Beispiel für derartige Veränderungen sind die Opiatrezeptoren, deren Anzahl mit steigendem Alter abnimmt, während die Empfindlichkeit für Opiate ansteigt. Zusätzlich muss berücksichtigt werden, dass durch die altersbedingte Abnahme der Leber- und Nierenfunktion die Biotransformationskapazität und die glomeruläre Filtrationsrate sinken. Die Dosierung von Morphin im höheren Lebensalter sollte daher mit einer um 30 bis 50 Prozent reduzierten Erwachsenendosis begonnen werden, die dann in Abhängigkeit von der Wirkung angepasst werden kann.
Non-Compliance ist ein zentrales Problem
Ein großes Problem bei Senioren ist auch die relativ hohe Non-Compliance, die sehr vielfältige Gründe haben kann. Die wichtigsten sind:
- kognitive Einschränkungen
- mangelnde Information und Informationsübertragung
- mangelnder Therapieerfolg
- fehlende Beschwerden bei einigen Erkrankungen (z. B. Hypertonie)
- Angst vor Nebenwirkungen
- hohe Einnahmehäufigkeit
In der Apotheke gibt es daher zahlreiche Möglichkeiten, beratungsaktiv zu werden und somit zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit beizutragen, wie der Kasten zeigt. cb
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