Interpharm Hamburg

Statine

Retardierung kann Nebenwirkungen verhindern

Statine sind die am besten untersuchten Arzneistoffe zur Senkung erhöhter Blutfettwerte. Neben ihrer Wirkung auf den Fettstoffwechsel weisen sie noch zahlreiche weitere erwünschte, aber auch unerwünschte Wirkungen auf. Prof. Dr. Henning Blume, Oberursel, zeigte, wie mit einer Retardarzneiform gleichmäßige Wirkstoffspiegel im Blut erzielt werden können.

Statine sind heute unbestritten die wichtigsten Wirkstoffe zur Behandlung von erhöhten Cholesterinwerten. Seit dem Lipobay® -Desaster mit dem Wirkstoff Cerivastatin sind jedoch auch ihre potenziell tödlichen Nebenwirkungen, wie die Rhabdomyolyse, in den Blickpunkt geraten. Dabei konzentriert sich die Diskussion auf die Frage, welche unerwünschten Effekte noch zu tolerieren sind und wie diese gegebenenfalls eingeschränkt werden können.

Blume führte aus, dass die gewünschten Wirkungen der Statine in erster Linie von der applizierten Dosis und dem Ausmaß ihrer Resorption abhängen. Die unerwünschten Wirkungen korrelieren dagegen mit den Spiegeln, die im Plasma erreicht werden.

Die verschiedenen Statine werden unterschiedlich gut resorbiert. Die Resorptionsraten reichen von 30% für Lovastatin bis zu 98% für Fluvastatin. Da alle Statine einen ausgeprägten First-pass-Effekt aufweisen und stark durch das Cytochrom-P450-System verstoffwechselt werden, haben sie eine geringe absolute Bioverfügbarkeit.

Nach der Resorption gelangen Statine in die Leber, wo sie die körpereigene Cholesterinsynthese hemmen, die zu einem großen Teil für erhöhte Cholesterinwerte im Serum verantwortlich ist.

Plasmaspitzenspiegel verhindern

Der im Serum verbleibende Anteil der Statine kann zum Beispiel die Muskeln schädigen, bis hin zur gefährlichen Rhabdomyolyse. Wird ein Statin in hohen Dosen oral eingenommen, steigt der Blutspiegel im Vergleich zu niedrigen Dosen überproportional stark an, weil die Transportmechanismen in die Leber überlastet sind und das Statin länger im Blutkreislauf bleibt. Bei Fluvastatin zum Beispiel beginnt der überproportionale Anstieg der Plasmaspiegel bei einer Dosis von 10 mg. Die Plasmaspitzenspiegel, die wahrscheinlich für einen Teil der unerwünschten Wirkungen verantwortlich sind, können laut Blume möglicherweise durch den Einsatz geeigneter Retardarzneiformen verhindert werden. Zu den unerwünschten Wirkungen zählen neben der gefährlichen Rhabdomyolyse auch gastrointestinale Nebenwirkungen.

Transport in die Leber

Wird die Bioverfügbarkeit der Statine an ihrem Wirkort, den Leberzellen, erhöht und gleichzeitig die periphere Belastung, also die Konzentrationen im Blut und Muskelgewebe, erniedrigt, können die unerwünschten Wirkungen der Statine verringert werden, wie Blume ausführte. Das könne zum Beispiel durch eine Retardierung erreicht werden, denn die Aufnahmekapazität in die Leber ist limitiert. Das heißt, dass bei hohen Plasmakonzentrationen nur ein Teil des Wirkstoffs in die Leber gelangt, der andere verbleibt zunächst im Plasma. Wird durch die Retardierung die Resorptionsgeschwindigkeit gedrosselt, kann einer Sättigung der Transportproteine vorgebeugt werden.

Klinische Studien sind notwendig

Ob die von Blume vorgestellten Retardformen jedoch eine ausreichende Wirksamkeit aufweisen, kann aufgrund der Befunde aus den Bioverfügbarkeitsstudien nicht mit Sicherheit abgeleitet werden. Blume wies darauf hin, dass hierfür weitere klinische Studien unerlässlich seien. Bisherige Studien hätten verdeutlicht, dass trotz drastisch erniedrigter Bioverfügbarkeit bei den Retardarzneiformen nicht mit einer verminderten Wirksamkeit auf die LDL-Cholesterinwerte gerechnet werden müsse. hel

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