Prisma

Trinken nur bei Bedarf

Wer Ausdauersport betreibt, muss regelmäßig trinken, heißt es allgemein. Falsch, sagen britische Forscher. Zusammen mit Kollegen aus Singapur untersuchten sie den Einfluss des Trinkens bei Läufern – und kamen zu einem überraschenden Ergebnis.

Die Wissenschaftler untersuchten 18 Soldaten, die bei Umgebungstemperaturen zwischen 26 und 29 Grad Celsius und hoher Luftfeuchtigkeit einen Halbmarathon absolvierten. Am Abend vor dem Lauf hatten die Probanden eine Kapsel geschluckt, die die Temperatur im Darm registrierte. Während dem Lauf ersetzten die Studienteilnehmer sechs bis 73 Prozent der ausgeschwitzten Flüssigkeitsmenge durch Trinken. Ihre Kerntemperatur stieg auf über 39 Grad, bei jedem zweiten auf über 40 Grad Celsius. Die höchste Temperatur registrierten die Studienautoren ausgerechnet bei dem Läufer, der am meisten Flüssigkeit aufgenommen hatte. Auch war kein "Geschwindigkeitsvorteil" durch eine erhöhte Trinkmenge feststellbar. Statt routinemäßig Flüssigkeit herunterzustürzen, sollten Sportler lieber gut hydriert in den Wettkampf gehen und währenddessen nur bei Bedarf trinken, meint daher Studienleiter Christopher Byrne. ral

Quelle: Byrne, Ch., et al.: Brit. J. Sports Med. 41, 126-133 (2007).

Dem Zappelphilipp auf der Spur

Wissenschaftler des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) haben drei genetische Varianten identifiziert, die an der Entwicklung der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) beteiligt sind.

Die Arbeitsgruppe um Professor Johannes Hebebrand von der Universität Duisburg-Essen untersuchte zusammen mit Forschern aus Marburg, Aachen, Berlin, Homburg und Würzburg 329 Familien, in denen mindestens ein Kind von der ADHS betroffen war. Sie ermittelten eine Kombination von drei Veränderungen im Gen für den sogenannten Dopamintransporter, die eng mit diesem Syndrom verbunden ist. "Personen, die diese Kombination in beiden Kopien des Gens besitzen, haben ein 2,5-fach erhöhtes Risiko, an ADHS zu erkranken. Bei Personen, die diese Variante nur einmal besitzen, ist das Risiko noch knapp 2-fach erhöht", erklärt Hebebrand die Studienergebnisse. Das heiße allerdings nicht, dass jeder, der die genetische Variante trage, automatisch ADHS bekomme. Hierzu seien noch weitere Genveränderungen notwendig. ral

Quelle: NGFN-Pressemitteilung vom 12.4.2007

Angst lässt sich lernen

Ebenso wie man Trauer oder Freude mit anderen mitfühlen kann, lässt sich auch Angst aufeinander übertragen. Für das Gehirn scheint es egal zu sein, ob jemand selbst Furcht empfindet oder einen verängstigten Mitmenschen beobachtet.

Die Amygdala, ein Teil des limbischen Systems, ist wesentlich an der Entstehung von Angst beteiligt. Amerikanische Wissenschaftler gelangten zu der Erkenntnis, dass es für die Aktivität des Hirnareals unerheblich ist, ob jemand selbst Furcht empfindet oder nur mitfühlt. In einem Experiment zeigten die Forscher elf Probanden Filmsequenzen über Menschen, die mit Stromstößen in Angst versetzt wurden, wobei eingeblendete farbige Rechtecke den nächsten Elektroschock ankündigten. Anschließend sahen die Testteilnehmer nur die farbigen Figuren und sollten sich vorstellen, jetzt selbst den Stromstößen ausgesetzt zu werden. Die Hirnströme der Probanden zeigten, dass die Amygdala-Aktivitätsmuster bei wirklich empfundener und mitgefühlter Besorgnis übereinstimmen. Der Mensch scheint demnach eine ausgeprägte Fähigkeit zum Erlernen von Gefühlen zu besitzen. war

Quelle: Olsson, A. et al.: Soc. Cogn. Affect. Neurosci. 2, 3 - 11 (2007).

Sind Amnesien eine neumodische Erfindung?

Traumatische Ereignisse können bei Betroffenen Gedächtnisstörungen hervorrufen, die in Fachkreisen als dissoziative Amnesien bekannt sind. Ein Bostoner Forscherteam glaubt, dass diese Form der verdrängten Erinnerungen vor mehr als 200 Jahren noch nicht existierte und sich erst im Lauf der folgenden Jahre entwickelte.

Oft sind es Unfälle oder nicht verarbeitete Trauer, die Menschen ihre Erinnerung an die einschneidenden Erlebnisse verwehren. Psychologen erklären eine dissoziative Amnesie als unbewussten Schutz der betroffenen Personen, wenn sie die zur Verfügung stehenden Bewältigungsmechanismen überfordern würden. Meist dauert es nur einige Zeit, bis die Ereignisse wieder ins Gedächtnis zurückgerufen werden können, manches bleibt aber auch für immer verschüttet.

Einer Gruppe von Wissenschaftlern der Harvard Medical School in Boston fiel auf, dass die Verdrängungsreaktion erst seit dem 19. Jahrhundert in Erscheinung trat. Weder die Fachliteratur noch Romane, Erzählungen oder Gedichte vor 1800 geben Hinweise auf mangelnde Erinnerung durch traumatische Begebenheiten. Um den zeitlichen Rahmen für den Beginn der dissoziativen Amnesie genauer zu bestimmen, forderten die Forscher gegen eine Belohnung die Nutzer verschiedener Internetseiten auf, ihnen eine entsprechende Veröffentlichung aus früheren Jahren zu liefern. Doch trotz reger Teilnahme war es nicht möglich, in literarischen Werken, die älter als 200 Jahre waren, Symptombeschreibungen von Amnesien zu finden. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts zeigten sich in Romanen von Charles Dickens und Rudyard Kipling Andeutungen zu verdrängten Erinnerungen infolge dramatischer Ereignisse.

Demnach gehen dissoziative Amnesien nicht auf biologisch-neurologische Störungen zurück, so die Forscher. Sie vermuten den Beginn der traumatisch begründeten Gedächtnislücken mit den psychologischen Erkenntnissen zu unterbewusstem Handeln. war

Quelle: Pope, H. G. et al.: Psychological Medicine 37, 225-233 (2007).

Parkinson, Rauchen und Kaffeekonsum

Der Wahrscheinlichkeit, an Morbus Parkinson zu erkranken, liegen wechselseitige Beziehungen zwischen genetischen und umweltbedingten Faktoren zugrunde. Diese Annahme konnte nun ein amerikanisches Forscherteam bestätigen: Die Prävalenz für Raucher und Kaffeetrinker fiel deutlich geringer aus.

Morbus Parkinson zählt zu den am häufigsten neurologischen Erkrankungen im fortgeschrittenen Lebensalter. Um den Einfluss von Umweltfaktoren auf die Entwicklung der Krankheit zu untersuchen, befragten Wissenschaftler vom Duke University Medical Center, North Carolina, 356 Parkinsonpatienten und 317 nicht betroffene Familienangehörige zu ihrem Lebensstil. Das Ergebnis zeigte, dass in der Patientengruppe sowohl gegenwärtige als auch ehemalige Raucher seltener waren. Ebenso berichteten die Patienten seltener über einen hohen Kaffee- bzw. Coffeinkonsum. Anders als bei vorangegangenen Studien unterschieden sich die beiden Gruppen nicht bei der Einnahme bestimmter Entzündungshemmer.

Wie genau Nicotin- und Coffeinkonsum das Erkrankungsrisiko für Morbus Parkinson erniedrigt, konnten die Forscher bislang nicht aufklären. Sie betonen, dass es "angesichts der Komplexität der Parkinsonschen Erkrankung unwahrscheinlich ist, dass sich die Effekte der einzelnen Umweltfaktoren isoliert entfalten." Daraus schließen sie, dass es eine Interaktion zwischen Genen und Umweltfaktoren für Krankheitsentstehung geben muss. Doch im Fall des Tabak- und Kaffeekonsums weisen die Forscher darauf hin, dass diese selbst Risiken bergen, so dass sie zur Prävention ungeeignet sind. Die Forscher erhoffen sich jedoch von den neuen Ergebnissen, Genvarianten zu finden, die mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko in Verbindung stehen. ka

Quelle: Hancock, D. et al.: Arch. Neurol. 64 (4), 576-580 (2007).

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