Arzneimittel und Therapie

Schwangerschaft nach Brustkrebs

Keine Nachteile durch frühe Schwangerschaft

Bislang wird jungen Frauen, die an Brustkrebs erkrankt waren, geraten, frühestens zwei Jahre nach Therapieabschluss schwanger zu werden. Einer australischen Studie zufolge ist dies nicht angezeigt, da eine frühe Gravidität einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der Mutter ausüben kann. Ein Kommentator der Studie rät allerdings, diese Ergebnisse nicht bedenkenlos zu übernehmen und jeweils individuell zu entscheiden.

Jungen Brustkrebspatientinnen mit Kinderwunsch wird in der Regel empfohlen, nach der abgeschlossenen Therapie noch zwei Jahre mit einer Schwangerschaft zu warten. Durch das Einhalten dieser Karenzfrist sollen Frauen mit schlechter Prognose und hohem Risiko für ein rasches Auftreten eines Rezidivs erkannt werden. Warten bedeutet aber auch, dass mit zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft abnimmt, zumal bestimmte Therapien die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Ein negativer Einfluss der Gravidität auf die Gesundheit der Frau ist nicht bekannt. Einige Hinweise deuten eher auf positive Effekte hin. So wurde berichtet, dass Frauen, die kurz nach Therapieende schwanger wurden, höhere Überlebensraten aufwiesen, als nicht schwangere Frauen mit einer vergleichbaren Erkrankung. Dieser Effekt wird als "Healthy mother effect" bezeichnet und bedeutet, dass sich Frauen ohne Rezidiv eher für ein Kind entscheiden.

Was soll man nun einer betroffenen Frau raten und was ist besser für ihre Gesundheit: Zwei Jahre bis zur Schwangerschaft warten oder kurz nach der Therapie schwanger zu werden? Mit dieser Frage befasste sich eine australische Studie.

Eine Datenbankrecherche führte zu den Daten von 123 Frauen unter 45 Jahren, die nach einer Brustkrebserkrankung schwanger geworden waren. Mit Hilfe dieser Daten und der Krankengeschichten wurden folgende Studienendpunkte ermittelt: Schwangerschaftsverlauf und Schwangerschaftsrate, das Überleben der Frau und der Zeitraum von der Diagnose bis zur Schwangerschaft.

62 Frauen wurden innerhalb von weniger als zwei Jahren nach der Diagnose eines Mammakarzinoms schwanger. 29 dieser Frauen ließen die Schwangerschaft abbrechen, sechs erlitten eine Fehlgeburt und 27 brachten ein lebendes Kind zur Welt.

Einem statistischen Modell zufolge war eine nach der Erkrankung erfolgte Schwangerschaft mit einem verbesserten Gesamtüberleben der Frau verbunden. So lagen die Fünf- und Zehnjahresüberlebensraten mit 92% und 86% über den vergleichbaren Zahlen anderer Brustkrebspatientinnen.

Der protektive Effekt einer Gravidität trat aber nur bei denjenigen Frauen auf, die mit einer Schwangerschaft mindestens sechs Monate nach Abschluss der Behandlung warteten (hier war der protektive Effekt noch nicht statistisch signifikant). Ein schützender Effekt mit einer statistischen Signifikanz trat erst bei Schwangerschaften auf, die zwei Jahre nach der Therapie erfolgten.

Individuelle Entscheidung

Diese Ergebnisse unterstützen den gängigen Rat, nach einer Brustkrebserkrankung mindestens zwei Jahre mit einer Schwangerschaft zu warten, nicht. Auch eine frühere Gravidität scheint sich nicht negativ auf das Überleben der Frau auszuwirken. Allerdings gilt dies nur bei lokalisierten Erkrankungen. Bei der Notwendigkeit einer systemischen Therapie sollte die zweijährige Karenzzeit nach Therapieende eingehalten werden. Wie groß der Benefit einer Schwangerschaft tatsächlich ist, kann der Meinung eines Kommentators zufolge nicht exakt ausgedrückt werden, da der Einfluss zahlreicher prognostischer Faktoren nicht abgeschätzt werden kann.

Quelle

Ives A. et al.: Pregnancy after breast cancer: population based study. Brit. Med. J. 334 , 194-196 (2007).

Banks E., et al.: Pregnancy in women with a history of breast cancer. Brit. Med. J. 334, 166-167 (2007).

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
Brustkrebs und Schwangerschaft
Was war bekannt?
  • Frauen, die zwei Jahre nach einer Brustkrebserkrankung schwanger wurden, haben ähnliche oder höhere Überlebensraten als andere Frauen mit Brustkrebs.
  • Brustkrebspatientinnen mit Kinderwunsch wird gegenwärtig geraten, nach beendeter Therapie mindestens zwei Jahre mit einer Schwangerschaft zu warten.
  • Bei Frauen, deren Mammakarzinom adjuvant chemotherapeutisch behandelt wurde, nimmt die Fertilität ab.
Was ist neu?
  • Nach einer lokalisierten Brustkrebserkrankung und guter Prognose beeinflusst eine frühe Schwangerschaft innerhalb von sechs Monaten nach der Therapie das Gesamtüberleben nicht negativ.
  • Eine Schwangerschaft beeinträchtigt das Gesamtüberleben nach einem Mammakarzinom mit guter Prognose nicht negativ.
Kinderwunsch nach Mammakarzinom Nach einer überstandenen Brustkrebserkrankung steht einer Schwangerschaft meist nichts im Wege. Die Empfehlung, zwei Jahre nach Beendigung der Chemotherapie abzuwarten, kann nicht pauschal ausgesprochen werden: In einer Studie wiesen Frauen, die kurz nach Therapieende schwanger wurden, höhere Überlebensraten auf.
Foto: Mykundex

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