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- DAZ 43/2007
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Arzneimittel und Therapie
Community Pharmacists
Defizite bei der Beratung
In zwei englischen Studien schlug sich die Beratertätigkeit öffentlicher Apotheker (Community Pharmacists) nicht in einem Benefit für den Patienten nieder. Ein Kommentator sieht als mögliche Ursachen eine gesellschaftlich noch nicht akzeptierte Rolle des Apothekers als Berater und unzureichende Kommunikationsfähigkeiten der Pharmazeuten.
In der ersten Studie wurde untersucht, ob eine ausführliche Beratung durch den Apotheker die Prognose herzkranker Patienten beeinflussen kann. Der Anlass dieser Studie war die Beobachtung, dass sich die intensive Betreuung durch speziell geschulte Krankenschwestern in einem Benefit für die Patienten niederschlug. Daher erwartete man für die Beratung durch einen Apotheker, der sich in allen Fragen rund um das Arzneimittel auskennt, noch bessere Ergebnisse.
Für die randomisierte, klinische Studie wurden 293 herzkranke Probanden nach einem Krankenhausaufenthalt ausgewählt und einer Interventions- und Vergleichs-Gruppe zugeordnet. Die Teilnehmer der Vergleichs-Gruppe wurden zweimal von einem öffentlichen Apotheker aufgesucht und ausführlich über ihre Medikamente, Fragen zum Lebensstil und Symptome ihrer Erkrankung beraten. Der primäre Studienendpunkt war die Rate erneuter Krankenhauseinweisungen, sekundäre Studienendpunkte schlossen die Mortalität und die Lebensqualität ein.
Die intensive Beratung durch den Apotheker blieb erfolglos. So wurden in der Interventions-Gruppe 134 neue Krankenhauseinweisungen verzeichnet vs. 112 in der Vergleichs-Gruppe (relatives Risiko 1,15%; 95% Konfidenzintervall 0,89 bis 1,48; p = 0,28), und 30 Patienten der Interventions-Gruppe vs. 24 der Vergleichs-Gruppe verstarben (Hazard Ratio 1,18; 95% Konfidenzintervall 0,69 bis 2,03; p = 0,54).
In der zweiten Studie wurde untersucht, in welchem Ausmaß der Rat des Apothekers von älteren Patienten (über 80 Jahre alt) befolgt wurde. Die Beratungsgespräche zwischen den Senioren und den Apothekern wurden aufgezeichnet und ausgewertet, wobei auch die nonverbale Kommunikation, Körpersprache und Gesichtsausdruck berücksichtigt wurden. Die Analyse der Gespräche zeigte, dass der Apotheker viele Gelegenheiten fand, um Informationen und Rat weiterzugeben. Die Gespräche blieben indes einseitig, da der Patient kaum Fragen stellt und den Rat oftmals ablehnte, was zu Irritationen führte. Die Beobachter bezeichneten die Gesprächsführung der Apotheker häufig als ungeschickt und unbeholfen. Ferner zeigten die Patienten des Öfteren, dass für sie nur die ärztliche Autorität zählt. Ob dies auf das fortgeschrittene Alter der Patienten zurückzuführen war, bleibt dahin gestellt.
Mehr Öffentlichkeitsarbeit
Die Ergebnisse dieser zwei Studien wirken ernüchternd und werfen die Frage auf, ob die beratenden Tätigkeiten der Apotheker überhaupt nützlich sind. Ein Kommentator befasst sich näher mit diesen Studien und analysiert Hintergründe und Resultate. Seiner Ansicht nach hat sich der Rollenwechsel vom Apotheker als Hersteller und Verteiler von Arzneimitteln zum pharmazeutischen Betreuer hin noch nicht vollständig vollzogen – und zwar weder innerhalb des Berufsstandes noch in der Gesellschaft. Die angestrebte Allianz zwischen dem beratenden Apotheker und dem Patienten ist noch nicht gebildet, und nach wie vor schätzt der Patient die Meinung des Arztes höher ein als diejenige des Pharmazeuten. Um diesen Zustand zu verbessern, seien eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und eine verbesserte Gesprächsführung von Seiten der Apotheker notwendig.
QuelleHolland, R., et al.: Effectiveness of visits from community pharmacists for patients with heart failure: HeartMed randomised controlled trial. BMJ 334, 1098 – 1101 (2007).
Salter C., et al.: "I haven’t even phoned my doctor yet.” The advice giving role of the pharmacist during consultations for medication review with patients aged 80 or more: qualitative discourse analysis. BMJ 334, 1101 – 1104 (2007).
Ballantyne P.: The role of pharmacists in primary care. Needs reconsideration in light of the evidence of an unfavourable impact on patient outcomes. BMJ 334, 1066 – 1067 (2007).
Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
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